Anlage des Jüdischen Friedhofs in Guben
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Der Jüdische Friedhof in Guben befindet sich auf einer bewaldeten Anhöhe an der Cottbuser Straße [GPS: 51.958049, 14.689275] und umfasst eine Fläche von 3.702 m². Eingefriedet ist er durch eine alte Backsteinmauer; der Zugang erfolgt über eine schmale Auffahrt und ein breites Tor. Links davon gibt es einen Informationskasten zur Geschichte des Ortes.
Der dort beginnende Hauptweg teilt den Friedhof in eine östliche und eine westliche Belegungsfläche – mit insgesamt 121 historischen Grabanlagen und sehr vielen Bäumen und Hecken. An seinem nördlichen Ende steht etwas zurück gesetzt die 1911 gebaute schlichte Trauerhalle, die durch ihren kreuzförmigen Grundriss, ihre variierende Dachkonstruktion sowie ihre filigrane Innengestaltung eine architektonische Besonderheit darstellt. Einzigartig ist diese Trauerhalle aber noch aus einem anderen Grund: sie wird durch die Evangelische Kirchengemeinde Region Guben als Gotteshaus genutzt und als „Bergkapelle“ bezeichnet.
Am nördlichen Rand des Gräberfeldes finden sich beiderseits des Hauptweges außerdem sechs Erbbegräbnisse. Diese weisen jedoch allesamt erhebliche Spuren der Zerstörung auf. Fehlende Metallbuchstaben verhindern eine Rekonstruktion der Inschriften. Der gesamte Grabmalbestand ist überhaupt durch erhebliche Zerstörungen und Verluste gezeichnet. Zu erkennen ist allerdings, dass umfangreiche Restaurierungsmaßnahmen stattgefunden haben. Mit dem hohen Zerstörungsgrad hängt aber auch zusammen, dass die chronologische Belegung des Friedhofs von Ost nach West nur noch teilweise sichtbar ist.
Auffällig sind indes die geraden Belegungsreihen der Grabmale, die davon zeugen, dass die Gubener Juden dem Zeitgeist der Moderne folgten. Die Ausrichtung der Grabsteine und ihrer hebräischen Inschriften nach Osten, also nach Jerusalem, belegt hingegen die religiöse Verortung der frühen Gemeinde im traditionellen Judentum. Dieses Prinzip ist jedoch nur noch im älteren Belegungsfeld erkennbar, sofern es nicht bereits aufgegeben oder durch verkehrtes Wiederaufstellen umgekippter Grabsteine ignoriert wurde. In diesem Bereich steht auch der älteste Grabstein des Friedhofs – für den 1853 verstorbenen Abraham Ben Nathan.
Fast sämtliche Grabsteine des jüngeren Beerdigungsfeldes zeigen mit ihren deutschen Inschriften nach Osten, die das Hebräische ohnehin fast komplett verdrängt haben. Eine Ausnahme bildet der Gedenkstein für die in der NS-Zeit vertriebenen, verschleppten und ermordeten Juden von Guben.
Zu den weiteren Besonderheiten dieses Friedhofs gehören die Grabanlagen für Ehepartner entlang der westlichen und dann der südlichen Friedhofsmauer sowie am Hauptweg eine monumentale Gedenkanlage für die im Ersten Weltkrieg getöteten jüdischen Soldaten aus Guben. Schräg dahinter, im älteren Belegungsfeld, steht darüber hinaus ein bemerkenswertes Gerüst, an dem zwei riesige Glocken mit lateinischem Kreuz befestigt sind.
Anke Geißler-Grünberg