Geschichte des Jüdischen Friedhofs in Wriezen
Die ersten in Wriezen lebenden Juden hatten keinen eigenen Begräbnisplatz, sondern brachten ihre Verstorbenen nach Freienwalde auf den dortigen jüdischen Friedhof. Im Jahr 1730, erwarben die Wriezener Juden ein Stück Land "in der bürgerlichen Freiheit, neben der Alten Schinder Kute, südlich vom Großen Winkel zu einem Friedhof, wofür 9 Taler entrichtet wurden."
Eine Vergrößerung wurde erst 100 Jahre später nötig. Im Jahr 1843 sagen die Vertreter der Gemeinde bei der Befragung zur Vorbereitung auf das "Gesetz über die Verhältnisse der Juden" von 1847 aus:
"Die Gemeinde besitzt einen Begräbnisplatz mit einer Mauer umgeben. Ein Besitzer Document besitzt die Gemeinde nicht, doch hat sie von der Cammer in Wrietzen vor einigen Jahren noch ein Stück Land zum Begräbnisplatze erhalten, wofür sie einen Canon von 2rtl erstattet."
Im Jahr 1879 war eine erneute Vergrößerung des Platzes erforderlich. Man erwarb dazu von dem Besitzer der Grube Moritz, Kaufmann Eisenmann in Berlin, einen Teil seines neben dem Begräbnisplatz gelegenen Grundstücks, und zwar sieben Ar für den Kaufpreis von 75 Mark.
Die letzte Beerdigung auf dem Wriezener jüdischen Friedhof fand am 27. April 1940 statt. Die nationalsozialistische Zeit überstand der Friedhof einigermaßen unversehrt.
Mitte der 1980er Jahre wurde die Mauer instandgesetzt, die Anlage von Wildwuchs befreit und die umgestürzten Steine wieder aufgerichtet. Im Jahr 1993 wurde der Friedhof von jugendlichen Rechtsradikalen geschändet; sie warfen mehrere Steine um und beschädigten einige schwer.
Brigitte Heidenhain