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Anlage des Jüdischen Friedhofs in Friesack

Foto: Sven Leist
Fernblick auf den Jüdischen Friedhof in Friesack im Jahr 2006

Auf der Klessener Straße in Richtung Rhinow erkennt man leicht das unweit der „Siebenbrüdereiche“ gelegene Areal des jüdischen Friedhofs [GPS: 52.735724, 12.557538]. Ein schmaler gepflasterter Weg und wenige Stufen führen auf das etwa einen Meter höher gelegene und 16x14m große Friedhofsareal, welches von einem niedrigen Holzzaun und einigen Bäumen und Sträuchern umgeben ist, hinter denen das Gelände flach abfällt.

Achtzehn in vier Reihen angeordnete Grabsteine und Grabsteinfragmente aus Granit und Sandstein sowie schnellwachsende Bodendecker und kleine Nadelbäume prägen das Bild des heutigen Friedhofsareals. Optischer Mittelpunkt dieser künstlichen Symmetrie ist der von zwei Thujen flankierte Grabstein aus schwarzem Granit für Julius Salomon und seine Frau Goldine.

Die deutschen Inschriften der aufrecht stehenden Grabsteine zeigen in Richtung des im Süden gelegenen Eingangs und sind somit erkenn- und lesbar, auch ohne den Friedhof zu betreten. Ein Großteil der Steine weist zudem eine hebräische Inschrift auf der Rückseite auf. Vorherrschende Zierelemente sind neben dem Davidstern die halbplastischen Palmetten bzw. deren Reste zur Bekrönung mehrerer, in einem Halbrund abschließender Grabsteine.

Einige zum Teil stark verwitterte Fragmente liegen ungeschützt im hinteren Bereich des Friedhofes. In der nordwestlichen Ecke erkennt man neben einem dieser Grabsteinfragmente sogar ein nur knapp aus dem Boden ragendes Bruchstück, welches sich offensichtlich ‚in situ‘ befindet. Im Gegensatz zu den wiedererrichteten Grabsteinen ist dieses Fragment nach Osten ausgerichtet, was vermutlich der ursprünglichen Orientierung aller Steine entspricht. Ein ebenfalls in östliche Richtung weisender Grabsteinsockel befindet sich außerhalb der Umzäunung. Ob dieser einen Hinweis auf die ursprüngliche Größe des Areals gibt oder bei den Restaurierungsarbeiten dorthin gelangte und vergessen wurde, lässt sich heute nicht mehr klären.

Auf die ursprüngliche Größe und Umgrenzung des Areals lassen sowohl die roten Ziegelsteine schließen, welche an einigen Stellen außerhalb des Holzzaunes erkennbar sind, als auch die alten hohen Bäume, die vermutlich einmal auf dem Friedhofsareal Schatten spendeten. Resümierend muss man leider festhalten, dass das heutige Erscheinungsbild des jüdischen Friedhofes von Friesack nicht mehr dem Original, sondern einer künstlich angelegten, symmetrischen Parkanlage entspricht.

Nicole Schmitz