Geschichte der Jüdischen Gemeinde in Trebbin
Obwohl Schutzjuden seit Mitte des 18. Jahrhunderts in Trebbin belegt sind, bildeten diese keine eigene Gemeinde, sondern gehörten zur Synagogengemeinde Beelitz. Diese umfasste seit den 1850er Jahren auch die Orte Belzig, Caputh, Jüterbog, Luckenwalde und Werder.
Die Geschichte der Trebbiner Juden ist eng verbunden mit den Familien Samuel und Eschen. Paul Samuel betrieb ein Konfektionsgeschäft in der Straße Am Markt 16, im Erdgeschoss des Hauses, das die Familie bewohnte. Als Stadtverordneter war er fast zwanzig Jahre aktiv am Trebbiner Gemeindeleben beteiligt. Seine Tochter Erna Samuel, geboren 1895, arbeitete bis 1921 als Lehrerin in der heutigen Goethe-Oberschule bevor sie in das nahe Berlin übersiedelte. Günther Samuel, geboren 1903 in Trebbin, übernahm das Konfektionsgeschäft des Vaters und engagierte sich stark im lokalen Sportverein. Im Jahre 1933 verließ er jedoch aufgrund des örtlichen Drucks die Stadt und zog mit seiner Familie nach Berlin. Am Markt 15 besaß die Familie Eschen ihr Konfektionsgeschäft. Während Emma Eschen dieses mit den Schwiegereltern führte, betrieb ihr Mann Louis Eschen zudem einen Viehhandel. Beide Geschäftszweige wurden von den Schwiegersöhnen, die aus den Familien Pinkus und Alexander stammten, weitergeführt.
Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten litten die Trebbiner Juden unter zunehmenden Repressalien. Die Familien Samuel und Eschen gaben all ihre Geschäfte auf und verkauften die Grundstücke. Ein Laden in der Mühlenstraße wurde demoliert und der Inhaber Salomon, der sich in den 1920er Jahren in Trebbin angesiedelt hatte, zum Wegzug gedrängt. Die Trebbiner Juden haben im Holocaust alles verloren, viele von ihnen sogar ihr Leben. Zu den wenigen Überlebenden gehörten der Rechtsanwalt Peiser und die Kinder der Familien Pinkus und Alexander, die rechtzeitig nach Frankreich gebracht wurden.
Nicole Schmitz
Literatur:
Alicke, Klaus-Dieter: Aus der Geschichte der jüdischen Gemeinden im deutschen Sprachraum. In: http://www.xn--jdische-gemeinden-22b.de/index.php/gemeinden/a-b/358-beelitz-brandenburg [letzter Aufruf: 18.02.2018]
Arlt, Klaus [u.a.]: Zeugnisse jüdischer Kultur. Erinnerungsstätten in Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Berlin, Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen. Berlin 1992.
Fiedler, Herbert: Eine Geschichte der Hachschara. In: http://www.gedenkstaettenforum.de/nc/gedenkstaetten-rundbrief/rundbrief/news/eine_geschichte_der_hachschara/ [letzter Aufruf: 18.02.2018]
Stamnitz, Wolfgang: Beelitz. In: Diekmann, Irene (Hg.): Jüdisches Brandenburg. Geschichte und Gegenwart. Berlin 2008, 12-23.
Weißleder, Wolfgang: Der gute Ort. Jüdische Friedhöfe im Land Brandenburg. Potsdam 2000.
Die Hachschara-Stätte Landwerk Ahrensdorf. In: http://www.hachschara-ahrensdorf.de/ [letzter Aufruf: 18.02.2018]
Quellen:
Willi Reinhold: Briefe
R. Numann: Brief an Willi Zühlke vom 16.01.1984
Stolpersteine in Berlin:
Erna Samuel. In: https://www.stolpersteine-berlin.de/de/biografie/6453 [letzter Aufruf: 18.02.2018]
Günther Samuel. In: https://www.stolpersteine-berlin.de/de/biografie/588 [letzter Aufruf: 18.02.2018]