Jüdischer Friedhof in Treuenbrietzen
Die kleine Stadt Treuenbrietzen an der alten Handelsstraße von Leipzig nach Berlin beherbergte bereits im 14. Jahrhundert eine Anzahl von Juden, die unter dem Schutz der Kommune Handel trieben, hierfür aber zahlen mussten. Ihre Situation war dennoch durch permanente Unsicherheit geprägt, die sich zwischen Anerkennung und Ablehnung bewegte – bis zur Vertreibung aller Juden aus der Mark Brandenburg im Jahr 1571.
Kontinuierliches jüdisches Leben entwickelte sich in Treuenbrietzen erst nach dem 1671 erlassenen Edikt des Großen Kurfürsten. Doch schon für 1711 ist die Eröffnung des jüdischen Friedhofs bezeugt, womit dieser Begräbnisort heute zu den ältesten der Region gehört. Angelegt wurde er an der Außenseite der Stadtmauer. Auch wenn die jüdische Gemeinschaft nie mehr als 50 Seelen in zwölf Familien zählte, so nahm sie bis zu ihrer gewaltsamen Verdrängung in der NS-Zeit am gesellschaftlichen Leben von Treuenbrietzen teil, trug zur wirtschaftlichen Entwicklung bei und war im Stadtbild präsent. 1944 wurde der jüdische Friedhof durch den Bau eines Luftschutzbunkers fast vollständig zerstört.
Während der DDR verschwanden mit erhalten gebliebenen jüdischen Grabsteinen die letzten originalen Spuren der Treuenbrietzener Juden. Eine Beschäftigung mit ihrer Geschichte begann Anfang der 1960er Jahre und wurde erst in den 1990er Jahren durch ehrenamtliches Engagement intensiviert. In diesem Rahmen gab es auch erste Schülerprojekte. 2001 verfasste Isabel Kubeth de Placido einen Aufsatz über die Juden von Treuenbrietzen, der 2004 bei Ulrich Gansert erschien und hier in Auszügen und mit Ergänzungen wiedergegeben wird. Im Oktober 2003 wurde auf Beschluss der Stadtverordnetenversammlung von Treuenbrietzen ein schlichter „Hinweisstein“ am Rande des jüdischen Friedhofs aufgestellt.
Am 12. Dezember 2006 wurden die ersten beiden Stolpersteine, und zwar für Gertrud und Paul Slotowski, verlegt. Am 14. Oktober 2016 folgte eine Tafel an einem Wohnhaus, die an den aus Treuenbrietzen stammenden Medailleur Aaron Isaak erinnert, der 200 Jahre zuvor im schwedischen Stockholm verstorben war.
Im August 2021 begann an der Grundschule Albert-Schweitzer in Treuenbrietzen ein Schülerprojekt , das sich erneut der Geschichte der Treuenbrietzener Juden und ihres Friedhofes widmet. Getragen wird dieses Projekt durch eine Kooperation mit der Deutschen Stiftung Denkmalschutz und ihrem Schulprogramm „denkmal aktiv – Kulturerbe macht Schule“ sowie mit dem Heimatverein Treuenbrietzen e.V. Der Bürgermeister der Stadt unterstützt das Projekt ebenfalls.
Am Tag des offenen Denkmals, am 11. September 2022, wurde ein neuer Gedenkstein eingeweiht, der Informationen zur Geschichte des Ortes vermittelt.
Sarah Schultz, Anke Geißler-Grünberg