Geschichte des Jüdischen Friedhofs in Prenzlau
Bereits für 1355 ist ein jüdischer Friedhof in Prenzlau belegt. Er befand sich vor der Stadtmauer, nahe dem Steintor in der heutigen Friedhofsstraße.
1716 wurde ein neuer „Juden-Kirchhof“ angelegt, ebenfalls vor der Stadtmauer, zwischen Wasser- und Hexenturm, im heutigen Stadtpark [GPS: 53.313233, 13.865268]. Dieser Friedhof wurde in den Jahren 1748, 1773, 1799, 1840 und 1846 erweitert; zuletzt betrug seine Fläche 2210 Quadratmeter. Mit der Einweihung des neuen jüdischen Friedhofs am Süßen Grund im Jahre 1886 verlor der alte Friedhof weitgehend seine Bedeutung. Allerdings fanden zwischen 1900 und 1919 noch acht Beerdigungen dort statt.
Ab 1935 forcierte die Stadt Prenzlau die Beseitigung des Friedhofs am Stadtpark, da die Fläche an den nahen „Adolf-Hitler-Park“ angeschlossen werden sollte. Die Synagogengemeinde kämpfte für den Erhalt ihres Friedhofs. Im Zuge der Novemberpogrome von 1938 wurde die Anlage schließlich zerstört, 1940 an die Stadt zwangsverkauft, planiert und dem Park einverleibt. Bruchstücke der Grabsteine verarbeitete man zu Kopfsteinpflaster und verbaute sie in Prenzlauer Straßen.
Weiteres Unrecht geschah 1952, als die Fläche von der DDR zum Volkseigentum erklärt wurde. Erst nach 1990 wurden die als Pflastersteine missbrauchten Bruchstücke aus der Brückenstraße und der Straße nach Wittenhof entfernt und im Rahmen von Schülerprojekten aussortiert. Im Jahr 2003 gestaltete eine deutsch-polnische Gruppe aus Schülern des 9. Lyzeums Szczecin und Schülern des Städtischen Gymnasiums Prenzlau eine Gedenktafel aus den Grabsteinstücken und markierte die Grenzen des Friedhofs durch Anlage einer Einfriedung. Am 09.11.2003 wurde der Friedhof an die Jüdische Gemeinde Brandenburg übergeben und trägt seither den Charakter einer Gedenkstätte. Tafeln informieren über die Geschichte des Ortes.
Süßer Grund
Das Grundstück des jüngsten jüdischen Friedhofs in Prenzlau wurde 1881 erworben und 1886 als Friedhof eingeweiht. Das Gelände hat eine Fläche von 5119 Quadratmetern und trug damals die Adresse Puschkinstraße 60, heute Süßer Grund 5.
1897/1898 wurde vom Prenzlauer Maurermeister Paul Zastrow eine Friedhofshalle auf dem Grundstück errichtet. Es ist der Prenzlauer Feuerwehr zu verdanken, dass das Gebäude während der Novemberpogrome von 1938 nicht abbrannte. Wie die Halle sind auch die 121 Grabsteine in überwiegend sehr gutem Zustand erhalten, obwohl sie 1938 umgestoßen wurden. Möglicherweise ist es der entlegenen Lage und der Nähe zum angrenzenden Militärgelände zu verdanken, dass dieser Friedhof heute der am besten erhaltene jüdische Friedhof der Uckermark ist.
Am 09.07.1940 wurde das Friedhofsgelände am Süßen Grund an die Luftwaffe zwangsverkauft und die Friedhofshalle zum Pferdestall der benachbarten Garnison umfunktioniert.
1948 erfolgte eine Restaurierung des verwüsteten Friedhofs im Auftrag der Stadtverwaltung. Ab 1958 wurde das Grundstück von der Jüdischen Landesgemeinde Mecklenburg an die Familie Cerniak vermietet, die die Trauerhalle als Einfamilienhaus nutzte. Mit staatlicher Unterstützung kümmerten sich in den folgenden Jahren die Familien Cerniak und später Seidel um Instandsetzung und Pflege des Friedhofs. Nach dem Auszug von Familie Seidel im Jahr 2009 und zweijährigem Leerstand, werden die Seitenflügel der Friedhofshalle seit 2011 wieder von einer Familie bewohnt, die die Pflege des Gräberfeldes fortführt.
Rolf Blase