Geschichte der Juden in Meinsdorf
Bereits im Jahre 1764 bat ein namentlich nicht näher bezeichneter „Handelsjude“ um die Erlaubnis, sich in Wiepersdorf niederzulassen, was ihm mit der Begründung verwehrt wurde, die Untertanen sollten ihre Waren im Lande (Preußen) selbst kaufen und nicht durch Handel mit dem benachbarten Sachsen erwerben.
Doch auch ohne die Anwesenheit jüdischer Bevölkerung spielten entsprechende Themen im Ländchen Bärwalde eine Rolle. So verfasste Clemens Brentano während eines Aufenthaltes auf Gut Wiepersdorf bei Achim v. Arnim 1814 die Erzählung Die Schachtel mit der Friedenspuppe, in der ein Jude die Figur des Bösewichtes verkörpert.
Die Anfänge jüdischer Besiedelung finden sich erst über 40 Jahre später: 1847 ersuchte der Kantor und Schächter Alexander Jablonsky um die Erlaubnis zur Niederlassung in Meinsdorf. Er stammte ursprünglich aus Grätz in Posen (heute Grodzisk Wielkopolski), hatte zuvor in Calau gelebt und wollte sich nunmehr in Meinsdorf ansiedeln, um dort kaufmännischen Handel und Branntweinverkauf zu betreiben. Nachdem Jablonsky alle geforderten Bedingungen erfüllt hatte (vgl. dazu das Kapitel zur Geschichte des jüdischen Friedhofs), wurde die Erlaubnis im Dezember 1847 erteilt.
1852 lebte in Meinsdorf nur eine jüdische Familie mit fünf Personen, so dass hier keine eigenständige jüdische Gemeinde bestand. Gleichzeitig herrschte Unklarheit über die Gemeindezugehörigkeit der Meinsdorfer Juden. Im nahegelegenen Luckenwalde existierte zu diesem Zeitpunkt noch keine Synagogengemeinde, und Jablonsky lehnte auch die Einrichtung einer solchen ab, da er sich der Gemeinde Schöneweide bei Trebbin anschließen wollte.
Die Bevölkerungszählung im Kreis Jüterbog-Luckenwalde 1869 ergab, dass in Meinsdorf sechs Juden lebten: Eine Witwe und fünf Kinder.
Martin Wiesche
Quellen und Literatur:
Außerordentliche Beilage zum Amtsblatt No. 44 der Königlich Preußischen Regierung zu Frankfurt a.d.O., 4. November 1846, S. 2.
BLHA, Rep. 39 Kat, Nr. 2120 (Grundsteuer-Veranlagung für Meinsdorf vom 18.3.1864).
BLHA, Rep. 37 (Herrschaft Bärwalde-Wiepersdorf), Nr. 206 und Nr. 1104, Bl. 53-55.
BLHA, Rep. 6B (Jüterbog-Luckenwalde), Nr. 651, Bl. 4, 6 und 10.
Freudenthal, Joseph: Chronik der Synagogengemeinde zu Luckenwalde und deren Vorgeschichte: zum 50jährigen Jubiläum der Synagogengemeinde 1919 (Nachdruck 1997), Potsdam 1997.
Linke, Dietmar: Durch diese Erfahrungen sind mir ungeheure Kräfte zugewachsen, in: Felsmann, Barbara: Beim kleinen Trompeter habe ich immer geweint. Kindheit in der DDR – Erinnerungen an die Jungen Pioniere, Berlin 2003.