Geschichte des Jüdischen Friedhofs in Joachimsthal
Bis zum Jahr 1750 mussten die Joachimsthaler Juden ihre Verstorbenen zur Beerdigung ins 35 entfernte Oderberg bringen. Am 28. Mai 1750 wurde den sechs Familien auf königliche Order ein Flecken sandigen Landes, hinter der Amtskoppel als Beerdigungsplatz zugewiesen. Dafür mussten sie jährlich einen Reichsthaler zahlen.
Damit lag der Friedhof zunächst am Rande des älteren kommunalen Friedhofs. Durch dessen spätere Erweiterung befindet sich der jüdische Begräbnisort heute zwischen zwei christlichen Friedhofsteilen an der Zorndorfer Straße. Durch eine umlaufende Feldsteinmauer sind diese aber voneinander getrennt.
Mit dem Beitritt der Joachimsthaler Juden zur Jüdischen Gemeinde in Angermünde ging auch ihr Friedhof in deren Besitz über. Dennoch nutzten sie ihn weiterhin für Begräbnisse ihrer Angehörigen. Am 10. Januar 1937 erfolgte hier schließlich die letzte Beerdigung. Bei dem Verstorbenen handelt es sich um den in Joachimsthal geborenen Kaufmann Julius Chaim. Ein Gedenkstein für seinen 1944 in Theresienstadt ermordeten Sohn Helmuth wurde 1947 von dessen Witwe aufgestellt.
Durch den 1944 erfolgten Zwangsverkauf des Eigentums der Jüdischen Gemeinde Angermünde ging der Joachimsthaler Friedhof samt Grabsteinen in den Besitz der Stadtgemeinde über, für lediglich 50 Reichsmark. Zerstörungen fanden während der NS-Zeit aber wohl nicht statt; es gibt bislang keine Hinweise dazu.
In der DDR-Zeit wurden die drei Friedhöfe von Joachimsthal, die beiden christlichen und der jüdische Teil, unter einer einheitlichen Friedhofsverwaltung zusammengefasst und als zusammenhängende Fläche behandelt. Dieser Zustand dauerte bis 1999 an.
Der verwaiste jüdische Friedhof wurde sich selbst überlassen und verfiel. Als Ende der 1980er Jahre ein DDR-weites Umdenken in Bezug auf das jüdische Erbe erfolgte, erfuhr auch der Friedhof in Joachimsthal wieder einer Beachtung. 1988 wurde er vom überwuchernden Efeu und Wildwuchs weitestgehend befreit und der Zustand am 22.09.1988 wie folgt dokumentiert: „Buschwerk, Wildwuchs und Unkraut (waren) bis auf 20 cm heruntergeschnitten. Das Gelände war ordentlich und überschaubar.“ Hier zeigt sich aber auch, dass einige Grabsteine zerstört, umgeworfen und mit Erde bedeckt waren. Der Ortshistoriker Jürgen Kutschke fertigte in diesem Zusammenhang noch einen Belegungsplan an, den die Gymnasialschüler in ihrer 2006 angefertigten Projektpräsentation dann zeigen durften.
Nachdem der jüdische Friedhof jahrzehntelang in städtischer Verwaltung lag, wurde er am 01. Juli 1996 an die Jüdische Gemeinde Land Brandenburg zurück übertragen. Seit 31.08.2005 ist der jetzige Eigentümer der Landesverband der jüdischen Gemeinden Land Brandenburg.
Am 24. April 1998 folgten an alle politischen Gemeinden Brandenburgs, in denen sich jüdische Friedhöfe befinden, durch das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg, „Hinweise zur Pflege jüdischer Friedhöfe“. Neben allgemeinen Hinweisen zum Umgang mit den religiösen Vorschriften, wurde auch der Umgang mit den Zuwendungen für die Pflegepauschale der Friedhöfe geregelt. Auf dieser Grundlage erhält der jüdische Friedhof in Joachimsthal eine regelmäßige Pflege und macht einen sehr gepflegten Eindruck.
Nach einer neuen Trennvermessung wurde 1999 die Sanierung der umlaufenden Feldsteinmauer in Angriff genommen und mit einem neuen Eingangstor versehen. Noch im gleichen Jahr beschmierten Unbekannte einige Grabsteine mit nazistischen Symbolen. Heute besitzt der jüdische Friedhof in Joachimsthal wieder sein ursprüngliches Ausmaß von 473 m² . Außerdem steht er unter Denkmalschutz.
Dieter Rauer