Zum Hauptinhalt springen

03/18 - Christina Wolff

Alumna Christina Wolff
Foto: Corinna Micha
In Workshops für Schülerinnen arbeitet Christina Wolff mit einem Lego-Roboter.

Alumna Christina Wolff will junge Frauen für die Studienfächer der so genannten MINT-Wissenschaften begeistern. An der Universität Potsdam organisiert die Soziologin seit 2015 zahlreiche Veranstaltungen für Schülerinnen, um sie jenseits der typischen Geschlechterklischees für einen Studiengang wie Physik, Mathematik oder Informatik zu ermutigen.


Roberta hat gelbe Augenbrauen und schwankt in jeder Kurve leicht, und trotzdem ist sie eine erfolgreiche Botschafterin. Diese Erfahrung hat zumindest Christina Wolff gemacht. Die 32-Jährige arbeitet an der Universität Potsdam als Referentin für MINT-Förderprogramme und will Schülerinnen für naturwissenschaftliche und mathematische Studiengänge an der Universität Potsdam begeistern.

Der Legomindstorm-Roboter Roberta, der durch eine Initiative des Fraunhofer-Instituts entwickelt wurde, leistet dabei gute Dienste. Denn der kleine Maschinenmensch ist sehr lernfähig: „In unseren Workshops sind die Mädchen jedes Mal fasziniert, wenn Sie sehen, wie leicht sich so ein kleiner Computer programmieren lässt“, berichtet die Referentin aus dem Koordinationsbüro für Chancengleichheit.

Auf die eigenen Stärken vertrauen

Auf Aha-Effekte wie diese setzt die Soziologin mit verschiedenen Veranstaltungsformaten für unterschiedliche Altersstufen. Im Februar 2018 fand die Roberta-Girls-Week für Neun- bis Vierzehnjährige an der Universität Potsdam statt. Vom 26. bis 29. März 2018 lädt Christina Wolff Schülerinnen ab der zehnten Klasse zu „tasteMINT“ein. Die Projektwoche  ist als Potenzial-Assessment-Verfahren konzipiert. Das bedeutet: Die jungen Frauen lösen wissenschaftlich orientierte Aufträge aus den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Chemie und bekommen durch geschulte Beobachterinnen ein individuelles Feedback zu ihren Kompetenzen.

„Meistens schätzen sich die Schülerinnen selbst viel schlechter ein, als sie tatsächlich sind“, beobachtet Wolff immer wieder. „Wir ermutigen die jungen Frauen, auf ihre Stärken zu vertrauen.“ Der Kontakt zu MINT-Studentinnen und Wissenschaftlerinnen sei dabei eine entscheidende Maßnahme, weiß die Geschlechtersoziologin. „Sie können als Rollenvorbilder dienen und zeigen den Schülerinnen, dass junge Frauen in diesen Fächern erfolgreich sind.“

Als „geschlechtersensible Studienberatung“ subsumiert die 32-Jährige ihr eigenes Engagement und das ihres Teams. Mehr davon wird es am 26. April 2018, dem „16. Zukunftstag für Mädchen und Jungen in Brandenburg“ geben. Christina Wolff koordiniert die 17 Angebote aus den unterschiedlichsten Fachbereichen für 100 Schülerinnen und Schüler ab der siebten Klasse. Sie können am Campus Golm und dem Campus Griebnitzsee vielfältige wissenschaftliche Berufsfelder kennenlernen und mit Blick auf ihre Stärken und Interessen auch solche Studienrichtungen in den Blick nehmen, die eher geschlechtsuntypisch sind.

Vom Vorbild Schweden inspiriert

Das Thema Gender zieht sich durch den ganzen Lebenslauf von Christina Wolff.  2005 beginnt sie an der Universität Potsdam ihr Studium der Soziologie und legt ihren Schwerpunkt im Master auf die Geschlechterforschung, zusätzlich inspiriert durch ein Auslandssemester an der Universität Umeå, Schweden. „Meine Zeit in Skandinavien hat mir noch einmal bewusst gemacht, wie traditionell die Geschlechterbilder in Deutschland sind, obwohl uns das manchmal gar nicht auffällt“, berichtet die Referentin. Dem Ländervergleich widmet sie sich auch in ihrer Masterarbeit: Wolff untersucht, wie der Familienstand in beiden Ländern formaljuristisch erfasst wird und welche Folgen das für die Geschlechtergerechtigkeit hat.

Nach ihrem Masterabschluss arbeitet Wolff drei Jahre lang am Lehrstuhl für Geschlechtersoziologie und forscht und lehrt zu „Europäischen Geschlechterpolitiken“. 2014 wird sie zur dezentralen Gleichstellungsbeauftragen der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät gewählt, ein Jahr später tritt sie ihre Stelle im Koordinationsbüro für Chancengleichheit an.

Nach der Wissenschaft in die Hochschulpraxis

Seit 2017 ist die 32-Jährige, die nebenberuflich noch eine Ausbildung zur Kommunikationstrainerin absolviert hat, auch Stellvertreterin der zentralen Gleichstellungsbeauftragten der Universität Potsdam. „Ich hatte so viel Wissen über Geschlechtertheorie und -politik gesammelt“, erklärt die Wissenschaftlerin ihre Beweggründe für den Wechsel ins Koordinationsbüro für Chancengleichheit. „Es war an der Zeit für mich, auch praktisch Veränderungen anzustoßen.“

Welche Vision die 32-Jährige Gleichstellungsakteurin antreibt? Darauf hat sie eine provokante Antwort: „Das wir uns selbst abschaffen, weil es in der Hochschule ganz selbstverständlich eine gendersensible Praxis und damit Chancengleichheit in allen Prozessen gibt.“ Ihr Lieblingsszenario ist die Neubesetzung einer Professur im MINT-Bereich: „Ich brauche keine Diskussionen über positive Diskriminierung. Mein Ziel ist ein Pool hoch qualifizierter Personen, der ganz selbstverständlich aus gleich vielen Männern und Frauen besteht.“

Bis es so weit ist, wird sie mit Roberta wohl noch einige Einsätze haben.

Christina Wolff studierte an der Universität Potsdam von 2005 bis 2012 Soziologie, Betriebswirtschaftslehre, Politikwissenschaften und öffentliches Recht.  

Text und Foto: Corinna Micha
Veröffentlicht: März 2018