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06/2024 - Knut Andreas

Foto: Nanah d'Luize

Prof. Dr. Knut Andreas studierte Musikpädagogik und Germanistik an der UP und setzte seine Ausbildung an der Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendels- sohn Bartholdy“ in Leipzig fort. Er promovierte an der Ludwig-Maximilians-Uni- versität München und ist musikalisch auf der Violine, Viola, auf dem Klavier und Fagott ausgebildet. Derzeit ist er als Musikwissenschaftler und Dirigent tätig und hat sich zum Ziel gesetzt, ein breites Publikum für die Musik zu begeistern.


Lieber Herr Prof. Dr. Andreas, wie haben Sie Ihre Zeit an der Universität Potsdam in Erinnerung? Stehen Sie noch mit Ihrer Alma Mater in Verbindung?

Es sind verschiedene Bilder, die sich eingeprägt haben: Unvergessen die Fahrradfahrten zur Uni nach Golm, am Neuen Palais entlang, auf dem damals noch nicht asphaltierten Feldweg, bei Nebel, Schnee oder Sonne, vorbei an Kühen bis zur Ankunft „auf dem Land“. Prägend die Unterrichtsstunden auf dem Fagott und dem Klavier, die Vorlesungen, die den musikalischen Horizont erweiterten. Aufrüttelnd und nachhaltig wirkend die Pädagogikseminare bei Prof. Dr.
Wernet. Bis heute gibt es einen losen Kontakt mit Dozenten des Musikinstituts. Man läuft sich immer wieder in Potsdam über den Weg und plaudert über alte Zeiten.


Woher kommt Ihre Leidenschaft für die Musik?

Der Wunsch, Klavier und Geige zu erlernen, kam schon recht früh auf und wurde an der Potsdam Musikschule „Johann Sebastian Bach“ in die Tat umgesetzt. Der Moment, Mitglied im Jugendsinfonieorchester zu werden, gab einen immensen musikalischen Schub nach vorn. Dort entstand auch das Interesse am Dirigieren. Zu Hause wurde viel klassische Musik gehört. Im Atelier meines Großvaters, dem DDR-Kunstmaler Eberhard Frey, lief ausschließlich den gesamten Tag lang Klassik.


Seit 1998 obliegt Ihnen die Künstlerische Leitung des Sinfonieorchesters Collegium musicum Potsdam. Woran erinnern Sie sich in diesem Zusammenhang besonders gerne zurück?

Ein Glücksfall, initiiert durch meine damalige Geigenlehrerin Christel Lehmann. Die ersten Gehversuche im Dirigieren waren sicher sehr holprig, doch es kamen alsbald Herausforderung, die das Orchester und damit auch mich voranbrachten. Die Gründung des Festivals „Klassik am Weberplatz“, das in seinem ersten Jahr aus dem Stand rund 1.000 Zuhörer auf den Babelsberger Weberplatz lockte und in diesem Jahr sein 15. Jubiläum feiert, stellt ebenso einen besonderen Moment dar, wie Konzertreisen mit Carmina Burana nach Slowenien oder mit dem Potsdamer Saxofonisten Ralf Benschu in Potsdams Partnerstadt Luzern. Aber bei allen Highlights ist es doch das wöchentliche musikalische und soziale Miteinander, das über die inzwischen 26 Jahre Künstlerische Leitung des Orchesters besonders bereichernd ist.


Brasilien stellt in Ihrer Biografie ein besonderes Land dar: Sie haben sowohl als Gastdirigent (und inzwischen als Chefdirigent), durch sozialkulturelle Projekte als auch den interkulturellen Austausch vielseitige Erfahrungen gesammelt und Kontakte nach Brasilien. Wie kam die Verbindung zu dem Land zustande und was macht Ihrer Meinung nach den deutsch-brasilianischen Austausch aus?

Die Verbindung zu Brasilien entstand zunächst über das Erlernen der portugiesischen Sprache. Eine erste Reise nach Manaus offenbarte nicht nur die kaum vorstellbare Vielfalt und Kraft der Natur im Amazonas, sondern auch den kulturellen und musikalischen Reichtum des Landes. In den folgenden Jahren etablierten sich erste kulturelle Kontakte, die im deutsch-brasilianischen Austausch von Sängern, Instrumentalisten und Komponisten mündeten. In der Folge entstanden beispielsweise CD-Produktionen mit Werken brandenburgischer und brasilianischer Komponisten. Der gegenseitige kulturelle Austausch ist ungemein bereichernd für beide Seiten. In unseren Breitengraden ist die Entdeckung der Vielgestalt der brasilianischen Musik nicht nur eine Bereicherung, sondern auch eine Herausforderung, insbesondere im Hinblick auf die komplexe Rhythmik der Musik.


Seit 2017 sind Sie Honorarprofessor für Musikgeschichte und Musikmanagement im Studiengang Kulturarbeit an der Fachhochschule Potsdam. Was begeistert Sie an der Arbeit mit Studierenden besonders?

In jedem Semester sich einer ganz neuen Thematik zuwenden zu dürfen, ist erfrischend und ersprießlich zugleich. Dabei erfolgt der Input in den Seminaren nur selten einseitig. Wie oft habe ich schon neue Anregungen erhalten oder mir bis dato unbekannte Musik kennengelernt. Unterschiedliche Sichtweisen auf einen Gegenstand in einem Rahmen zu diskutieren, der diese zulässt und Zeit gibt zur Vertiefung, ist einer von vielen einzigartigen Momenten, die das Studium eröffnet, und zwar allen daran beteiligten.


Welche privaten und beruflichen Ziele haben Sie für die Zukunft?

Neben einer Reihe von Werken, die ich in den kommenden Jahren aufführen möchte, gibt es den Wunsch, mehr Raum für Privates zu finden. In letzter Zeit kam ich beispielsweise kaum noch zum Radfahren oder Schwimmen. Die wichtige Regelmäßigkeit vieler Dinge ging verloren und ich hoffe, sie wieder etablieren zu können.


Was würden Sie Studierenden bzw. Absolvent:innen mit auf den Weg geben?

Verlassen Sie sich auf Ihr eigenes Können und nicht nur auf die Unterstützung durch technische Hilfsgeräte. Erweitern Sie lebenslang Ihren Horizont, bleiben Sie neugierig und aufgeschlossen. Hören Sie zu und entdecken Sie das Universum, das in einem kurzen Moment liegt.

Vielen Dank für dieses spannende Interview. Wir wünschen Ihnen für Ihre Zukunft und Ihren weiteren Weg alles Gute!


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Referentin Alumni- & Beziehungsmanagement

 

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