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09/2024 - Lars Masanneck

Prof. Dr. Tobias Friedrich (links) & Dr. Barbara Obst-Hantel (rechts) übergeben den Absolventenpreis an Lars Masanneck (mitte). Foto: Kevin Ryl

Dr. med. Lars Masanneck ist Träger des diesjährigen Absolventenpreises, welcher im Rahmen seines Masterabschlusses im Fach Digital Health am Hasso-Plattner-Institut Potsdam verliehen wird. Er promovierte 2021 an der Universität Münster im Fachbereich Neurologie und ist derzeit Clinician Scientist am Universitätsklinikum Düsseldorf. Seit November 2023 ist er überdies Erster Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Digitale Medizin (DGDM).


Lieber Herr Dr. Masanneck, Sie haben einen Doktortitel in Medizin, einen herausragenden Masterabschluss des HPI, vielseitige berufliche Erfahrungen, mehrere Auslandsaufenthalte absolviert und sind Erster Vorsitzender der DGDM – all dies vor Vollendung Ihres 30. Lebensjahrs. Was treibt Sie an?

Wenn Sie das so vorlesen, hört sich das natürlich erst einmal viel an, für sich genommen, waren die einzelnen Elemente allerdings immer „der logische nächste Schritt“. Ganz klar sind es dabei Neugier sowie die Faszination für neue Technologien, die mich antreiben. Medizin ist für sich genommen ein wirklich spannendes und sinnstiftendes Feld, welches sich – wie viele Bereiche unseres Lebens – aktuell rasant verändert. Dabei eröffnen neue Technologien wie Sensoren oder Algorithmen spannende neue Wege Krankheiten zu verstehen und unseren Patientinnen und Patienten eine zeitgemäße Medizin anzubieten. Medizin und das Behandeln von Krankheiten sind dabei immer datengetrieben – und die Möglichkeiten, welche Digitalisierung und neueste informationstechnologische Ansätze uns in diesem Kontext bieten, faszinieren mich.

Wie bringen Sie all diese verschiedenen Aspekte unter einen Hut? Bleibt bei so viel Engagement in den Bereichen Arbeit, Studium und Forschung auch Zeit für Freunde, Familie und Freizeit?

Haha, ich würde ganz klar sagen „ja“! Natürlich passt das nicht alles in eine Vierzigstundenwoche, aber ich würde mich als geselligen Menschen beschreiben, und meine Familie und Freundschaften sind mir sehr wichtig. Meine Partnerin nennt Forschung mittlerweile auch mein Hobby, was sicherlich hinkommt, wenn man sich auch am Wochenende dafür begeistern kann. Insgesamt würde ich den Spieß vielleicht sogar etwas umdrehen: Gerade weil ich so großartige Menschen in meinem Leben habe und beispielsweise beim Sport bewusst den Ausgleich finde, kann ich mich oft noch ein bisschen mehr motivieren. Persönlich muss ich sagen, dass ich bis hierher großes Glück in meinem privaten wie beruflichen Leben hatte und sowohl professionell – beispielsweise durch Stipendien – wie auch privat große Unterstützung erhalten habe.

Im Rahmen Ihres Abschlusses im Masterprogramm Digital Health am Hasso-Plattner-Institut, verfassten Sie die Masterarbeit mit dem Titel: „Analyzing Trends in the Use of Digital Health Technologies in Clinical Research and Beyond – Evidence from ClinicalTrials.gov and Other Sources”, wofür Sie mit dem diesjährigen Absolventenpreis ausgezeichnet wurden. Würden Sie uns einen kurzen Einblick geben, was Sie in Ihrer Forschung darlegen konnten?

Sehr gerne! Man sollte sich zunächst einmal klarmachen, worauf unsere heutige Medizin und ihre Entscheidungen fußen: nämlich auf Studien. In der sogenannten evidenzbasierten Medizin sind wir darauf angewiesen, im Rahmen von Studien Daten über Patientinnen und Patienten, ihre Krankheitsverläufe und ihre Therapien zu sammeln. Die Komplexität, die sich hinter diesen Prozessen verbirgt, wird dabei häufig unterschätzt: Es ist nicht nur sehr anspruchsvoll, sondern auch extrem teuer, Studien durchzuführen. Gleichzeitig sammeln wir nur sehr „bruchstückhaft“ Informationen über unsere Patientinnen und Patienten – wir erheben „nur“ den status quo beim Arztbesuch sowie die Erinnerungen der letzten Tage und Wochen, von denen wir eigentlich wissen, dass sie sehr ungenau sind.

Hier kommen nun sogenannte digitale Gesundheitstechnologien („Digital Health Technologies“) ins Spiel, womit erst einmal solche Geräte und Applikationen gemeint sind, die Daten für medizinische Zwecke sammeln oder verarbeiten. Das kann vom intelligenten Blutzuckersensor bis zur Smartwatch oder einer Smartphone-Applikation erst einmal alles sein. In der Masterarbeit habe ich nun anhand von öffentlich zugänglichen Daten zu klinischen Studien und Publikationen die aktuellen Trends der Verwendung solcher Technologien untersucht. Insgesamt stellt man ein schnelles Wachstum fest, wenn man sich die Anzahl von Studien ansieht, welche solche Technologien verwenden oder erforschen. In speziellen Gebieten habe ich dann genauer hingeschaut – so haben wir für ausgewählte neurologische Erkrankungen sehr genau katalogisiert, welche Sensoren für was verwendet werden und wie dies zunimmt. Dabei bin ich auf tolle Beispiele gestoßen: von intelligenten Systemen, welche die Belastung von Pflegenden messen sollen bis hin zu hochkomplexen und multimodalen Studien, welche die Progression bei vielschichtigen Erkrankungen wie Multipler Sklerose dokumentieren sollen. In der Zusammenschau aller, hier nur sehr oberflächlich umrissener, Daten stellt man fest, wie schnell sich solche Technologien auch in wenigen Jahren weiterentwickeln und wie viel mehr wir mittlerweile auch komplizierte Krankheitsmuster so sicherlich in Zukunft besser vermessen können. Die dazugewonnenen Daten könnten helfen, Studien umfangreicher, einfacher und somit auch günstiger und schneller anzubieten. Und das wiederum ist sehr motivierend, wenn man als Arzt in eben solchen Studien mitarbeitet.

Als diesjähriger Träger des Absolventenpreises gaben Sie in Ihrer Rede bereits einen Einblick in Ihre Studienerfahrung in Potsdam. Welche Bedeutung hat diese Auszeichnung für Sie persönlich?

Für mich war es persönlich ein ganz besonderer Moment, im Rahmen der Abschlussfeier an den Säulenkolonnaden geehrt zu werden, und sicherlich einer, der mich den Rest meines Lebens begleiten und auch noch sehr lange beschäftigen wird. Wenn ich ehrlich bin, wusste ich bis vor ein paar Monaten nichts über den Preis und nun repräsentiert man mehrere Tausend Absolventinnen und Absolventen der Universität an einem so besonderen Ort. Ich denke, dass für viele Absolventinnen und Absolventen dieser Tag etwas ganz Besonderes war, und bin der Universität ausgesprochen dankbar für den festlichen und außergewöhnlichen Rahmen der Veranstaltung. Persönlich habe ich ja schon ein bisschen Erfahrung mit Universitäten, und das habe ich so noch nie gesehen! Inhaltlich freue ich mich vor allem darüber, dass bei meinen Mitnominierten wie auch bei mir oft interdisziplinäre Themen doch so gut ankommen. Das muss man sich ja auch mal vorstellen: Da ist man als Arzt Masterstudent an einer Digital-Engineering-Fakultät und gewinnt damit den Absolventenpreis der gesamten Universität – hier werden Grenzüberschreitungen zwischen Fächern belohnt und das ist am Ende gut für alle, glaube ich.

Seit November letzten Jahres sind Sie Erster Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Digitale Medizin (DGDM), wo Sie bereits seit 2021 Mitglied sind. Welche Ziele verfolgen Sie in diesem Zusammenhang?

Wie Sie vielleicht schon merken, fasziniert mich natürlich einerseits die sogenannte „Digitale Medizin“ – also eben dieses interdisziplinäre Querschnittsgebiet, welches mittels technologischer Neuerungen neue Versorgungskonzepte ermöglicht. Um hier voran zu kommen, müssen wir eben auch in der Medizin und im Gesundheitswesen Grenzen einreißen: solche Neuerungen sollten nicht nur von einzelnen medizinischen Fachgesellschaften angegangen werden, viel mehr sollten wir Kompetenzen bündeln und an guten Ideen und Regeln für die gesamte Gesundheitsversorgung arbeiten. Und zu diesem Prozess gehören eben auch viele angrenzende Gruppen – von Gesundheitsberufen über Programmierer und Ökonomen. Hier ist die DGDM angesiedelt, welche sowohl (Nachwuchs-)Forschung in der Digitalen Medizin fördert, aber eben auch Aus- und Weiterbildung für Studierende und Ärztinnen und Ärzte im digitalen Bereich verbessern möchte. Im Oktober planen wir übrigens unser erstes vor-Ort Symposium – und zwar im Digital Health Cluster des Hasso-Plattner-Institutes! Sie merken also, irgendwie hängt das hier alles zusammen.

Wo sehen Sie unser Gesundheitssystem idealerweise in 10 Jahren? Welche Chancen und Risiken birgt beispielsweise der Einsatz von Künstlicher Intelligenz in diesem Kontext?

In diesem Thema habe ich die Sorge, mich etwas zu verlieren; deshalb wage ich eine kurze Prognose: Idealerweise dokumentiere ich als Arzt nicht mehr, sondern mir werden lediglich zusammengefasste Informationen als Dokumentationsvorlage angezeigt, nachdem meine Interaktion mit den Patientinnen und Patienten aufgezeichnet und verarbeitet wurde. Auch Rezepte und Verordnungen werden auf Basis des Besprochenen automatisiert vorbereitet. Selbstverständlich habe ich Zugriff auf alle relevanten Informationen in der elektronischen Patientenakte, die mittlerweile auch mehr als bloße Dokumente enthält und auf deren Grundlage automatisiert Vorsorgeuntersuchungen im Sinne von intelligenter Prävention vorgeschlagen werden. Wir haben eine Lösung gefunden, wie ich mich auf KI-gestützte Empfehlungen verlassen kann, dennoch aber rechtliche Rahmenbedingungen klargegeben sind.

Ich glaube persönlich nicht, dass das zu gewagte Prognosen sind; die Wahrheit ist jedoch, dass wir solche Unterstützungen angesichts des Fachkräftemangels und der aktuellen Arbeitsbedingungen wirklich brauchen. Meiner Ansicht nach sind die Medizin und das Gesundheitswesen die spannendsten Bereiche für den Einsatz von KI. Wenn es uns gelingt, diese Technologien mit dem Menschen im Fokus zu etablieren, kann das eine riesige Chance für uns sein.

Welche privaten und beruflichen Ziele haben Sie für die Zukunft?

Beruflich möchte ich weiter an „spannenden“ Themen arbeiten und zukünftig an der Schnittstelle zwischen guten Ideen und deren gelungener Integration in die klinische Praxis tätig sein. Dabei möchte ich Prozesse und Produkte mitgestalten können.

Privat freue ich mich auf kommende familiäre Meilensteine. Gerne würde ich auch in Zukunft noch viel und lange Sport treiben; insbesondere im Skilaufen und Trailrunning habe ich noch einiges vor!

Dafür wünsche ich Ihnen alles Gute! Vielen Dank für das interessante Gespräch.


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Referentin Alumni-& Beziehungsmanagement

 

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