Zum Hauptinhalt springen

12/15 - Anja Carlsohn

Alumna Anja Carlsohn: Lehrt und forscht zur Ernährung sporttreibender Kinder und Jugendlicher.
Foto: Matthias Respondek

Anja Carlsohns Weg führte sie vor zwei Jahren als Junior-Professorin an die Pädagogische Hochschule Schwäbisch-Gmünd nach Baden-Württemberg. Dort forscht und lehrt die promovierte Ernährungswissenschaftlerin seitdem in den Bereichen Gesundheitsförderung und Kindheitspädagogik. Mit der ehemaligen Leistungssportlerin sprachen wir über ihre Studienzeit und Promotion an der Universität Potsdam, ihren beruflichen Werdegang und die Möglichkeiten, Familie, Sport und Berufung in Einklang zu bringen.


Als gebürtige Berlinerin kannte Anja Carlsohn die Stadt Potsdam bereits vor ihrem Studium schon recht gut und doch erinnert sie sich genau an die Einführungsveranstaltung ihres ersten Studientages. Damals, 1998, war sie als Marathonläuferin der deutschen Nationalmannschaft leistungssportlich aktiv und hatte einen Tag vor Studienbeginn einen Halbmarathon im französischen Reims erfolgreich absolviert. Nahezu unmittelbar danach machte sie sich mit dem Nachtzug auf den Weg nach Berlin und Potsdam und kam dort auch ohne Verspätung an. Schließlich aber stand ihr Potsdamer Stadtbus im Stau und sie kam einfach zu spät zur ersten Vorlesung: „Als ich die Hörsaaltür öffnete, begrüßte mich der Professor sinngemäß mit den Worten, dass Pünktlichkeit eine der preußischen Tugenden sei und von den Potsdamer Studierenden auch erwartet werde.“ Doch einschüchtern ließ sich die junge Studentin dadurch keinesfalls.

Ihr Diplom-Studium der Ernährungswissenschaften an der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät hat Frau Carlsohn noch heute als sehr schön und außerordentlich familär in Erinnerung. Auch, weil die Zahl der Studierenden eines Jahrgangs mit maximal 30 nicht gerade hoch war und die Studienbedingungen nicht zuletzt dadurch sehr komfortabel. „Besonders spannend fand ich, dass wir im Hauptstudium auch an den Professuren, die gemeinsam von der Uni Potsdam und dem Deutschen Institut für Ernährungsforschung (DIfE) berufenen wurden, Lehrveranstaltungen besuchen und Praktika machen konnten. Somit erhielten wir frühzeitig Einblicke in die Forschungstätigkeiten der verschiedenen DIfE-Abteilungen und durften die dortigen gut ausgestatteten Labore nutzen.“ Dies war für Anja Carlsohns weiteren wissenschaftlichen Weg nicht ohne Bedeutung. Nach Ihrem Diplom, welches sie 2005 mit Auszeichnung abschloss, stand für Anja Carlsohn fest, dass sie sich im Rahmen einer Promotion vertiefend einzelnen Forschungsfragen im Bereich Ernährungswissenschaften an der Uni Potsdam widmen wollte.

Zwischen 1998 und 2010 gehörte Anja Carlsohn verschiedenen Nationalmannschaften an und feierte im Cross-, Straßen- und Berglauf gemeinsam mit ihren Teams große Erfolge. „Es ist wichtig, dass man Spaß, Freude und Interesse an der Sache selbst mitbringt und nicht nur am Ziel interessiert ist, sei es an einer Medaille, an einem akademischen Titel oder am Erfolg eines bedeutenden Projektes. So gelingt es, sich gut motivieren und am Ball zu bleiben.“

Vor ihrem eigenen leistungssportlichen Hintergrund wuchs ihr Interesse für das interdisziplinäre Forschungsfeld der Sporternährung und führte die junge Wissenschaftlerin schließlich mit Unterstützung ihres Doktorvaters Prof. Dr. Florian J. Schweigert vom Institut für Ernährungswissenschaft auch an die Humanwissenschaftliche Fakultät, in den Bereich Sportmedizin und Sportorthopädie. Dort war sie nach ihrer Promotion bis 2013 vier Jahre lang unter anderem als Leiterin der Arbeitsgemeinschaft „Ernährungsberatung am Olympiastützpunkt Brandenburg“ für die Ernährungsberatung am Olympiastützpunkt und den Eliteschulen des Sports im Land Brandenburg zuständig. Ein Schritt, der für Frau Carlsohns Forschungstätigkeit besonders prägend war. „Durch die Zusammenarbeit mit Medizinern, Sportwissenschaftlern und Leistungssportlern im Feld der Ernährungsberatung ergaben sich zahlreiche, neue Perspektiven auf theoretische Fragestellungen. Zudem war die Kombination aus Forschung, Lehrtätigkeit und praktischer Mitarbeit in der sportmedizinischen Sprechstunde eine Herausforderung, die großen Spaß machte. Warum also aus dem Wissenschaftsbetrieb aussteigen?“

So eröffnete sich Anja Carlsohn weiteres Wissen und absolvierte berufsbegleitend das internationale Postgraduierten-Studium „Diploma in Sports Nutrition“ des Internationalen Olympischen Komitees in Lausanne. 2011 schloss sie dieses ebenfalls mit Auszeichnung ab. „Parallel zur Forschungs- und Lehrtätigkeit steckten ungezählte Nachtschichten dahinter. Dies war ein Kraftakt, von dem ich heute nicht mehr weiß, wie er gelang.“ Große Unterstützung erfuhr sie währenddessen von ihrem Arbeitsumfeld an der Universität selbst und der Potsdam Graduate School (POGS).

2013 dann folgte Anja Carlsohn schließlich dem Ruf als Juniorprofessorin für Ernährungswissenschaften mit dem Schwerpunkt Gesundheitsförderung / Alltagskultur und Gesundheit an die Pädagogische Hochschule Schwäbisch Gmünd und lehrt seitdem in den Studiengängen Gesundheitsförderung und Kindheitspädagogik. Dabei geht sie unterschiedlichen Ernährungsfragen auf den Grund, wie beispielsweise Ernährung die Gesundheit oder auch die körperliche Leistungsfähigkeit in verschiedenen Umgebungen beeinflusst, sei es in der Betrieblichen Gesundheitsförderung, in Schulen oder Kitas.

Nach der Geburt ihres zweiten Kindes 2015 übernimmt sie in ihrer Elternzeit mittlerweile schon wieder Lehrveranstaltungen und die stellvertretende Studiengangsleitung. „Da bleibt nicht viel Zeit für große Projekte.“ Um jedoch die Vielzahl ihrer Projekte, Themen und Verpflichtungen in Einklang zu bringen, nutzt Anja Carlsohn am liebsten „ganz altmodisch die handschriftliche To-do-Liste, die im Sinne einer leeren Liste allerdings leider nie wirklich fertig ist. Sich daran zu gewöhnen, war sicher in den letzten Jahren ebenfalls eine Herausforderung.“

Für die zielstrebige Wissenschaftlerin und Professorin liegt das Schöne ihres Berufs und ihrer Berufung besonders darin, Aufgaben nicht einfach nur abarbeiten zu müssen, sondern sich phasenweise mehr oder weniger exklusiv bestimmten Forschungsfragen widmen und vertiefen zu können. „Über die Jahre betrachtet gelingt es so, relevante Betrachtungsweisen, dienliche Lösungsansätze und geeignete Formen des Austauschs mit Fachkollegen weiterzuentwickeln. Dabei vertieft man nicht nur die eigenen Kenntnisse, sondern entwickelt sich auch persönlich weiter.“

Dabei wünschen wir Anja Carlsohn weiterhin viel Erfolg und Freude!