12/18 - Franziska Schwarz
Und was haben Sie nochmal studiert? Auf diese meist rhetorisch gestellte Frage an mich, schlägt mein jeweiliger Gesprächspartner dann selbst meist Kunst oder Design vor. Umso überraschter ist der Gesichtsausdruck, der mich erwartet, wenn ich meinem Gegenüber mitteile, Ernährungswissenschaft studiert zu haben.
Also was bin ich denn nun? Bin ich das Eine und mache das Andere? Ich kläre das mal auf: Ich bin eine Naturwissenschaftlerin, eine zeichnende Naturwissenschaftlerin. Das Talent zum Zeichnen wurde mir in die Wiege gelegt, ein Kunststudium wäre jedoch nicht in Frage gekommen. Neben dem einen Talent bestand eben noch ein anderes, eine Neugier, die Welt um mich herum zu verstehen. Naturwissenschaften faszinierten mich und diese wollte ich studieren. Gesagt getan. Mit einem Studium der Ernährungswissenschaft in Potsdam begann dieser Weg und er setzte sich als Promotion fort. Mit ihr eine wachsende Begeisterung für die wissenschaftliche Lehre und die Wissenschaftskommunikation.
Ein Glück für mich, dass ich als Doktorandin zur wissenschaftlichen Lehre verpflichtet war und verschiedene Lehrmethoden unterrichten durfte. Nur in der Forschung selbst, insbesondere für eigenen Vorträge und Seminare benötigten die vielen Informationen mehr Struktur und optische Reize. Mir fehlte ein Werkzeug. So begann meine Suche nach neuen Notizformaten und Darstellungsformen. Fündig wurde ich unter Suchbegriffen wie Visuelle Notizen, Sketchnotes und Wissenschaftliches Zeichnen. Das andere Talent wurde gefordert! Einmal eingetaucht in das Thema und mehrfach ausprobiert fand ich (m)einen Weg, Wissenschaft auf neue Art wieder zu entdecken und mit einem künstlerisch-designtechnischen Ansatz eine Art Spiegelwelt zu erschaffen, die auch anderen den Zugang zur Wissenschaft erleichtert. Diese Partnerschaft aus klarer Logik, hoher Komplexität und optisch ansprechender Vereinfachung macht Wissenschaft und jedes komplizierte Thema auf einmal zugänglicher.
Gleichzeitig ist es eine Methode, die Lernen und insbesondere Selbstlernen so viel einfacher macht. Je nach Anspruch und Thema kann ein Partner stärker sein oder sich zurückhalten. Ab und an ist es die Kommunikationsdesignerin die durchbricht und etwas gut zeichnen will, dann wieder die Wissenschaftlerin der wichtig ist, dass jedes Molekül auch ja in der korrekten Konformation dargestellt wird. Und gemeinsam schaffen beide etwas Neues, Interessantes, das neugierig auf mehr macht, weil es optisch und fachlich für jeden etwas bereithält.
Der Artikel von Franziska W. Schwarz ist auch im Portal Alumni Heft 15/2018 erschienen. Das aktuelle Magazin erzählt von Partnerschaften zwischen Lehrenden, Studierenden und Alumni sowie von lebendigen Kooperationen der Universität mit Stakeholdern in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft.