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06/16 - Jens-Uwe Sprengel

Jens-Uwe Sprengel über Freie Kunst, seine oppositionelle Studienzeit und seine Verbundenheit zur Mathematik und der Uni Potsdam.
Photo: Karla Fritze

Theaterbühne statt Klassenzimmer: Nach seinem Lehramtsstudium an der Pädagogischen Hochschule Potsdam entscheidet sich Jens-Uwe Sprengel für ein Zweitstudium in Theaterpädagogik und fasst kurz danach in der Theaterszene Fuß. So war er Schauspieler bei der Theatergruppe DeGater’87, ist seit 1994 Mitorganisator des internationalen Theaterfestivals Unidram und war 1997 Mitbegründer des Theaterzentrums T-Werk. Im Interview spricht Sprengel über Freie Kunst, seine oppositionelle Studienzeit und seine Verbundenheit zur Mathematik und der Uni Potsdam.


Zuerst galt seine Leidenschaft der Mathematik. Schon zu Schulzeiten nahm Jens-Uwe Sprengel an mathematischen Wettbewerben teil. So liegt es nahe, dass er sich auch im Studium auf diese Fachrichtung konzentrierte. 1983 begann er ein Lehramtsstudium in Mathematik und Physik an der Pädagogischen Hochschule in Potsdam. Anschließend arbeitete er ein Jahr lang in einer Schule und promovierte auf dem Gebiet der Angewandten Mathematik. Doch letztlich entschied sich Sprengel gegen das Klassenzimmer.

Statt Mathematik Theater

Während seiner Studienzeit hatte er eine andere Leidenschaft für sich entdeckt: Das Theater. Unter anderem interessierte er sich für die Freie Kunst und gründete eine eigene Theatergruppe, DeGater’87. So entschloss er sich 1992 zu einem zweiten Studium in Theaterpädagogik. Zeitgleich stand er auf der Bühne, unter anderem bei der Unidram-Premiere 1993 mit DeGater‘87. Ein Jahr darauf gehörte Jens-Uwe Sprengel zusammen mit den Uni-Absolventen Thomas Pösl und Franka Schwuchow zum Unidram-Organisationsteam. Unidram ist ein internationales Theaterfestival in Potsdam, welches sich mit seinem Programm aus Schauspiel, Tanz, Bildender Kunst und Performance auf dem Potsdamer Kulturkalender einen festen Platz gesichert hat.
1997 gründete das Unidram-Team auch das Theaterzentrum T-Werk, das zunächst regelmäßig Stücke im Potsdamer Waldschloss aufführte und organisierte. Der Wunsch nach einer eigenen Spielstätte erfüllte sich 2004 mit dem Umzug in die Schiffbauergasse. Dort ist Jens-Uwe Sprengel heute künstlerischer Leiter. Mit einer bunten Mischung aus Schauspiel, Musik-, Masken- und Figurentheater gestaltet das T-Werk die Potsdamer Kulturszene. Mit Stolz berichtet Sprengel von der erfolgreichen Arbeit und freut sich, dass Freie Kunst heutzutage eine feste Größe neben der sogenannten Hochkultur der Stadt ist.

Bewegende Studienzeit

Auch wenn sich der Potsdamer jetzt der Theaterszene verschrieben hat, denkt er gern an die Studienzeit zurück. Während der studentischen Bewegungen zu Wendezeiten sieht er sich als Teil einer „revolutionären Veränderungszeit“: „Ich war 1989 einer derjenigen, der die Veränderungen mit eingeleitet haben“, erinnert sich der Künstler. Er organisierte studentische Räte und größere studentische Treffen. Aus dieser Zeit rühren auch wichtige künstlerische Wurzeln, insbesondere in der Auseinandersetzung mit den in der DDR kaum gespielten Autoren des absurden Theaters sowie szenischen Umsetzungen von Texten des Dadaismus und Surrealismus.

Künstlerisch mit der Uni verbunden

Auch heute noch schöpft Jens-Uwe Sprengel Motivation aus seinem Studium. So glaubt Sprengel, durch seine akademischen Erfahrungen stets einen Antrieb für die Theaterarbeit zu finden: „Während meiner Promotion hat mich der Forscherdrang, die Frage der Begabung, der Inspiration und der Eingebung vorangetrieben. So ähnlich ist es ja auch, wenn man künstlerisch arbeitet.“
Immer wieder sucht er gern die Kooperation mit der Universität Potsdam. So verantwortete er gemeinsam mit dem Fachbereich Mathematikdidaktik ein Präsenztraining für Lehramtsstudierende. Im geschützten Theaterraum lernten die Studenten, sich in einer öffentlichen Situation wie etwa im Klassenraum natürlich und instinktiv zu verhalten. Dass das Pilotprojekt nach drei Jahren nicht fortgeführt werden konnte, bedauert Sprengel. Er sieht in der direkten Zusammenarbeit mit der Universität immer noch ein großes Potenzial. Theater sollte mehr in diese Institution getragen werden. Lediglich ein Seminar zum Unidram-Festival steht derzeit auf dem Programm.

Ein Geburtstagsgeschenk

Dass dem Potsdamer der studentische Austausch wichtig ist, zeigt sich auch im neuesten Projekt des T-Werkes. Anlässlich des 25-jährigen Bestehens der Universität Potsdam und der dazu stattfinden Aktionswoche „Uni findet Stadt“ organisiert das Theaterzentrum zusammen mit dem Alumni-Programm einen Kulturabend der besonderen Art. Unter dem Titel „UNIKATe“ gestalten Potsdamer Absolventen am Samstag, 11. Juni, ein musikalisch-künstlerisches Jubiläumsprogramm im T-Werk. „Es ist sehr schön, wenn sich ehemalige Studierende der Uni Potsdam auf einem hohen künstlerischen Niveau versammeln“, findet Sprengel. Er sei stolz darauf, seiner Alma Mater ein solches Geburtstagsgeschenk machen zu können und hofft, dieses Format zukünftig fortzuführen.


Kabarett Schwartze Grütze
Photo: Thomas Bartilla

UNIKATe aus Potsdam

Anlässlich des 25-jährigen Jubiläums der Universität Potsdam gestalten Absolventen der Uni Potsdam einen unterhaltsamen Abend und gratulieren so ihrer Alma Mater zum Geburtstag. Es präsentieren sich u.a. das Musikkabarett-Duo „Schwarze Grütze“, die Musikerin Beate Wein mit dem „Pulsar Trio“, die Schriftstellerin Julia Schoch sowie Katja Dietrich-Kröck alias DJ Katjuscha.

Samstag, 11. Juni, ab 18 Uhr im T-Werk, Schiffbauergasse 4E
Eintritt: 14 Euro/ ermäßigt 9 Euro/ Schüler und Studenten 6 Euro
Abendkasse + 2 Euro
Karten und Infos unter 0331- 71 91 39 oder www.t-werk.de

Kabarett Schwartze Grütze
Photo: Thomas Bartilla