08/2023 - Oliver Limbach
Oliver Limbach studierte bis 2011 an der Universität Potsdam Musik und Geschichte auf Lehramt an Gymnasien. Während des Studiums war er Stipendiat bei der Stiftung der Deutschen Wirtschaft. Seit dem Schuljahr 2020/2021 wirkt er als stellvertretender Schulleiter, Geschichtslehrer und Musikpädagoge am Weinberg-Gymnasium Kleinmachnow. Als Mentor begleitet er außerdem Studierende der Uni Potsdam auf ihrem Weg der Lehramtsausbildung. Über seine Zeit des Studiums, warum ihm die Musikpädagogik am Herzen liegt und welche Chancen er in ihr sieht, berichtete er uns in dem folgenden Interview.
Was bedeutet es für Sie, Musikpädagoge zu sein und was möchten Sie Ihren Schülerinnen und Schülern vermitteln?
Es bedeutet mir eine Menge, weil ich eines der schönsten Dinge in mein berufliches Leben integrieren und die Freude wie auch die Möglichkeiten damit an viele Generationen weitergeben kann. Ich sehe die große Chance darin, Schülern und Schülerinnen eine universelle Sprache näherzubringen, mit der sie wirken und sich mitteilen können. Die Vielfalt und den Umgang mit Musik zu fördern bereichert mich und ist auch eine schöne Herausforderung, weil jede Klasse unterschiedlich ist und verschiedene Voraussetzungen mit sich bringt. Es ist ein wunderbares Gefühl, Schüler und Schülerinnen beim „Wachsen“ zu begleiten und zu erfahren, wie Talent im Musikunterricht gefördert und auch die Liebe an der Musik entdeckt werden kann.
Wie haben Sie das Lehramtsstudium der Musik und der Geschichte an der UP in Erinnerung?
Ich habe viele tolle Menschen kennenlernen dürfen, zu denen ich noch heute guten Kontakt habe und die mich in meinem Schaffen beeinflussen. Vor allem die praxisbezogenen Veranstaltungen, die unmittelbaren schulischen Bezug hatten, habe ich positiv in Erinnerung. Punktuell denke ich aber auch mit einem Schmunzeln an einige fachwissenschaftliche Seminare, deren Inhalte im Unterricht zu integrieren, ich noch vergeblich suche.
Gibt es etwas, was Sie während Ihres Studiums an der UP besonders geschätzt haben? Oder auch weniger geschätzt haben?
Rückblickend fallen einem immer wieder konkrete Situationen oder Personen ein, die das Bild prägen. Genossen habe ich beispielsweise die sehr persönliche, fast familiäre Atmosphäre im Golmer Haus 6. Hochschulmitarbeitende, die den Blick über den Tellerrand wagten, konstruktive Kritik gaben und zuließen und einen auch bei Vorhaben unterstützten, die fernab des regulären Veranstaltungsbetriebes liefen, haben mich beeindruckt. Dabei denke ich konkret an die Gründung des studentischen Chores UNIsono, deren Teilnahme für viele Studierende dann auch als Schlüsselqualifikation angerechnet werden konnte oder auch die Durchführung von Benefizveranstaltungen (z. B. für ProSoYa, Oxapampa Peru). Geschätzt habe ich auch den internationalen Austausch mit dem Nanjing-Art-Institute in China oder die Unterstützung, universitäres Leben mitgestalten zu können. Auch wenn das Pendeln zwischen den Standorten punktuell die Anwahl verschiedener Kurse erschwerte, war es dennoch auch schön die (architektonische) Vielfalt Potsdams erleben zu können und beispielsweise Vorlesungen oder Seminare in historisch bedeutsamen Orten am Neuen Palais zu besuchen.
Neben Ihrer Position als stellvertretender Schulleiter sind Sie auch Mentor an dem Weinberg-Gymnasium. Was genau ist in diesem Rahmen Ihre Aufgabe?
Ich unterstütze den Lehrstuhl für Musikpädagogik und Musikdidaktik seit 2014 in den verschiedenen Praxisphasen der Lehramtsausbildung der Uni Potsdam. Um einen optimalen Einklang von Theorie und Praxis zu erzielen, arbeite ich als Mentor eng mit dem/der Dozierenden des Lehrstuhls zusammen und begleite die Studierenden insbesondere im Schulpraktikum auf ihrem Weg zur Musiklehrerkraft. Einerseits wird man im Unterricht hospitiert, bespricht die Eindrücke der Studierenden, unterstützt andererseits bei den Unterrichtsplanungen und wertet nach den erteilten Unterrichtsstunden in Gesprächen den angeleiteten Unterricht aus. Die Aufgabe bereitet mir viel Freude, da ich darin auch persönlich eine große Chance sehe, Studierenden ein möglichst realistisches wie auch facettenreiches Berufsbild aufzuzeigen.
Wie ist Ihre Meinung zu dem Musikunterricht, wie er heute in Schulen stattfindet?
Die Beantwortung der Frage könnte hier Seiten bzw. ganze Bücher füllen, oder ist durch ihre Komplexität im Grunde kaum zielführend möglich. Im Vergleich zu meinen eigenen Erfahrungen als Schüler kann ich aber einen Wandel feststellen, der nicht nur das Singen und Analysieren fokussiert, sondern thematisch wie methodisch viel zulässt und der Musik in ihrer Vielschichtigkeit damit insgesamt viel mehr Raum gibt. Die Rahmenlehrpläne sind meiner Meinung nach durch eine relativ große Offenheit charakterisiert, welche es zulässt, an den schulischen Bedürfnissen orientiert auszuwählen. Bei der Gestaltung von Unterrichtsvorhaben hat man beispielsweise tolle Gelegenheiten, Theorie und Praxis miteinander zu verbinden und kann Lernenden die Abhängigkeit musikalischer Disziplinen und Bereiche aufzeigen. Der kompetenzorientierte Ansatz sowie der Einzug neuester Medien haben aus meiner Sicht ein großes Potential, auf Schüler und Schülerinnen positiv sowie langfristig zu wirken. Ungünstig erachte ich die Einstündigkeit in den Jahrgängen 7 bis 9, da sie den Lernenden in der Adoleszenz Möglichkeiten und Zeiten nimmt, die sie in ihrer Persönlichkeitsentwicklung im Musikunterricht bräuchten.
Gibt es etwas, was Sie den aktuellen Lehramtsstudierenden der UP mit auf den Weg geben möchten?
Die Studienzeit ist nicht zwingend die einfachste Zeit, die man durchlebt. In ihr erwirbt man jedoch eine große Problemlösekompetenz, die für das weitere Leben sehr wichtig sein wird. Nutzen Sie die Chancen, die Universität und Studium bieten und probieren Sie sich aus. Das Studium ermöglicht viele (Frei-)Räume, um genau das erleben zu können, was man vielleicht später nie machen würde. Gestalten Sie mit und bringen Sie sich so ein, dass es bei all der Zeit, die Sie hier verbringen, auch ein Lebensraum ist, in dem Sie gerne sind. Seien und bleiben Sie neugierig, lernen Sie Ihre Stärken und Potentiale zu schätzen und bleiben Sie offen für Neues. Setzen Sie sich aber auch mit Ihren Motiven, Lehrerin oder Lehrer zu werden, auseinander. Es ist ein sehr schöner, aber gewiss auch komplexer und verantwortungsvoller Beruf.
Welche Pläne haben Sie für die Zukunft?
Ich möchte weiterhin mit Freude meine Fächer Musik und Geschichte unterrichten und dazu beitragen, junge Menschen bei ihrer Entwicklung zu mündigen Heranwachsenden mit einem kritischen Geist zu unterstützen. Ich hoffe, dass die Vernetzung zur Universität dazu beiträgt, einen zeitgemäßen Blick auf Bildung zu halten und die eigene Schule mit den verschiedenen Herausforderungen der Zeit optimal entwickeln zu können.
Haben Sie vielen Dank für diese tiefen und sehr interessanten Einblicke – wir wünschen Ihnen alles Gute für Ihren weiteren Weg!
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Referentin Alumni-& Beziehungsmanagement
Juliane Seip
Campus Am Neuen Palais