Skip to main content

09/2017 Olaf Dahlmann

Alumnus Olaf Dahlmann
Photo: Nicole Dietzel
Mit 38 Jahren wurde Olaf Dahlmann zum Bürgermeister der Gemeinde Wartenberg.

Der promovierte Verwaltungswissenschaftler Olaf Dahlmann entschied sich gegen eine Karriere im Wissenschaftsbetrieb und für den kleinen, mittelhessischen Ort Wartenberg, in dem er Bürgermeister wurde. Im Arbeitsalltag beschäftigt er sich nun mit Abwassergebühren und der Friedhofsatzung – und freut sich trotzdem über den „besten und vielfältigsten Job der Welt“. 


Wenn Olaf Dahlmann morgens um acht ins Rathaus kommt, macht er erst einmal die Runde. Der 40-Jährige besucht alle zwölf Mitarbeiter an ihrem Arbeitsplatz und begrüßt sie mit Handschlag. „Ich finde das gut, weil es ein Zeichen der Wertschätzung ist“, begründet Dahlmann. „Außerdem kann ich ein paar kurze Gespräche führen und weiß gleich, was aktuell anliegt.“

Bereits auf dem Weg zum Rathaus formuliert Dahlmann seine erste To-do-Liste. „Nach dem ersten Rundgang ist sie manchmal schon wieder obsolet“, schmunzelt er. Der Bürgermeister ist Verwaltungschef seiner Gemeinde, Vorsitzender des Gemeindevorstandes und potenziell Ansprechpartner für jeden der knapp 4.000 Einwohner. Bei ihm laufen deshalb viele Themen und Anliegen auf, doch genau diese Vielfalt und Dynamik schätzt Dahlmann: „Wenn es gut läuft, bearbeite ich in jeder Stunde ein neues Thema, wenn es nicht gut läuft, ein neues in jeder viertel Stunde“, fasst der Verwaltungswissenschaftler zusammen.

Vom Präsidialbüro in die Lokalpolitik


2015 wurde Dahlmann Bürgermeister der mittelhessischen Gemeinde Wartenberg. Für Außenstehende ein überraschender Schritt: Nach dem Studium der Verwaltungswissenschaften und anschließender Promotion an der Universität Potsdam war der Akademiker an die Hochschule Fulda gewechselt und wurde dort zunächst Qualitätsmanager, später Leiter des Präsidialbüros. Spannende Herausforderungen, doch Dahlmann erkannte für sich selbst: „Ich bin gern nah bei den Menschen.“

Dazu kam die Begeisterung für die Kommunalverwaltung, die der gebürtige Konstanzer aus dem Studium mitgebracht hat: „Die Kommune umgibt jeden von uns, sie hat enormen Einfluss auf das Lebensumfeld“, schwärmt Dahlmann von seinem Wirkungskreis. Der Verwaltungswissenschaftler, der in der Potsdamer Studienzeit in die SPD eingetreten war, wird 2014 von seiner Partei auf die vakante Stelle in Wartenberg aufmerksam gemacht und bewirbt sich. Der „Kandidat von außen“ wohnt damals noch in Fulda und muss sich der Gemeinde erst einmal bekannt machen. Die Strategie: „Ich bin drei Monate lang von Haustür zu Haustür gezogen und habe mich vorgestellt.“

Mit 38 Jahren ins Bürgermeisteramt

Nicht jeder habe ihm damals die Tür geöffnet, erzählt Dahlmann. Er nimmt das nicht persönlich: „Später habe ich erfahren, dass zeitgleich noch die Zeugen Jehovas und ein Vertreter von der Telekom unterwegs waren“, schmunzelt der Straßenwahlkämpfer. Trotzdem wird sein Engagement belohnt: Im Mai 2014 wird der damals 38-Jährige als Bürgermeister gewählt. Als „lebenswerte Gemeinde mit guter Infrastruktur“ beschreibt Dahlmann seinen Wirkungskreis. Was ihn besonders freut: Im Vergleich zu vielen anderen Kommunen ist Wartenberg nur gering verschuldet. „Ich bin also kein Insolvenzverwalter geworden, sondern habe wirklich Gestaltungsraum.“

Diesen Gestaltungsraum will Dahlmann nutzen, um alte Strukturen zu erhalten und neue aufzubauen. Er hat ein erklärtes Ziel: „Wir wollen Zuzug, deshalb müssen wir weiter attraktiv bleiben.“ Er setzt auf gute Kinderbetreuung, erschwinglichen Wohnraum und eine langfristige Verkehrsplanung. Und einen offenen Dialog in der Gemeinde: „Es ist wichtig, alle in die Entwicklungen einzubinden und gemeinsam eine langfristige Perspektive zu entwickeln.“

Vom Neubürgerfrühstück zum Neugeborenenbesuch

Damit Dahlmann alle Einwohner hören kann, ist er viel unterwegs. Jeden der 34 Vereine im Ort  besucht er mindestens einmal pro Jahr. Zudem hat er sich neue Formate ausgedacht wie das Neubürgerfrühstück oder den Besuch der Neugeborenen. „Ich bin gerne bei den Menschen, will wissen was passiert“, berichtet Dahlmann. Den Austausch schätzt er auch dann, wenn Konflikte aufflammen: „In ländlichen Strukturen ist die Erwartungshaltung hoch und der Bürgermeister ist zugleich oberster Sachbearbeiter“, berichtet der Familienvater. An seinem Urteil von einem „Job, der jeden Tag aufs Neue Spaß macht“, ändert das nichts.  

Das Bürgermeisteramt ist ein befristeter Job, in vier Jahren läuft Dahlmanns Mandat aus. Doch sein Engagement in Wartenberg soll langfristig sein, wünscht sich der 40-Jährige. Zum Amtsantritt habe er aus der Gemeinde oft gehört: „Ach, Herr Doktor, sie bleiben doch eh nicht lang bei uns.“ Da schüttelt Dahlmann, der drei Gehminuten vom Rathaus entfernt wohnt, lachend den Kopf und entgegnet: „Wo soll ich denn hin? Ich bin doch gern in Wartenberg und habe einen unglaublich tollen Job.“ Schließlich wolle er das wachsen sehen, was er auf den Weg gebracht habe und die Früchte seiner Arbeit ernten. Und ein paar Neugeborene will er auch noch besuchen.

Text: Corinna Micha I Alumni-Team
Veröffentlicht: September 2017