07/2020 Johanna Krüger
Johanna Krüger kann auf hervorragende Studienleistungen in ihrem Studienfächern Biochemie und Molekularbiologie verweisen. Ihre Masterarbeit “Ancient sedimental DNA from extremely dry environments - a study on two sediment cores from Lake Chew Bahir, Ethiopia” wurde als herausragend bewertet und nun mit dem Absolventenpreis 2020 gewürdigt. Schon für ihre Bachelorarbeit erhielt sie den Leopold-Buch-Preis im Jahrgang 2015/2016. Momentan arbeitet Johanna Krüger als Research Assistant am Max-Planck-Institut für Molekulare Genetik in Berlin. Neben ihrem Studium engagiert sich die junge Wissenschaftlerin ehrenamtlich in künstlerischen, sozialen und studentischen Feldern.
Ein Salzsee in Äthiopien liefert der Molekularbiologin Johanna Krüger den Stoff für ihre Forschungen und den Gegenstand ihrer Masterarbeit: Der "Lake Chew Bahir". Dieser befindet sich in einer Umgebung, die für die Evolution des anatomischen modernen Menschen und anderer ausgestorbener Menschenarten eine wichtige Rolle spielt. Zahlreiche wichtige archäologische Funde, wie etwa die berühmte Australopithecus-Frau „Lucy“ stammen aus der Gegend. Unter anderem aus diesem Grund ist die Erforschung der damaligen Umweltbedingungen in der Region, insbesondere des Klimas, der Flora und der Fauna, von besonderem Interesse.
Aus einem Bohrkern aus den Sedimenten des Sees untersucht die junge Wissenschaftlerin die DNA-Spuren. Dabei gelang es ihr, DNA aus Sedimenten zu extrahieren, die aus einer Tiefe von bis zu 70 Metern stammen. Damit sind viele der von ihr entnommenen Proben über 20 000 Jahre alt - ein Alter, für das es bisher keine publizierten Daten aus Bodenproben aus tropischen Gebieten gibt.
Um die nur spurenhaften DNA-Bruchstücke aus den Sedimenten über die Detektionsgrenze zu bringen, verwendet sie eine gezielte Anreicherung der DNA-Bruchstücke, die Aufschluss über die Flora und Fauna aus vergangenen Zeiten rund um den See geben könnten. Eine solche simultane Anreicherung von DNA verschiedenster Arten war eine ungewöhnliche Anwendung der Anreicherungsmethode. Es stellt damit einen neuartigen wissenschaftlichen Ansatz mit ungewissem Ausgang dar. Die Ergebnisse zeigen erfreulicherweise, dass diese Methodik auch mit solch schwierigen Proben funktionieren kann.
Johanna Krüger besuchte während ihrer Masterarbeit zahlreiche Veranstaltungen von Geo- und Paläowissenschaftlern, die an diesem Projekt beteiligt waren, etwa in Potsdam, Bochum und New Brunswick (New Jersey). Ihre Erkenntnisse stießen dabei auf viel Aufmerksamkeit und Interesse bei den Kolleginnen und Kollegen des Chew Bahir Projekts, wodurch sie neue Kooperationen aufbauen konnte.
Durch die Analyse der DNA-Daten konnte Johanna Krüger zeigen, dass sich dort viele für Salzseen typische DNA Spuren fanden, etwa die salzliebender Algen und Mikroorganismen. Ihre Daten weisen zudem darauf hin, dass die Methodik möglicherweise erlaubt, Klimaschwankungen indirekt über die nachgewiesenen Arten zu detektieren. Obwohl ihr Projekt als Pilotprojekt zur Etablierung der Methodik gedacht war, stellte es bereits eine erhebliche Erweiterung des gesamten Chew Bahir Projekts dar und war so erfolgreich, dass es die Basis für einen erfolgreichen Projektantrag wie auch eine erste Publikation, die sich in Arbeit befindet, bildete. Ihre Masterarbeit hat demnach Bedeutung für so unterschiedliche Forschungsgebiete wie der Geologie, Klimaforschung, Ökologie und Biodiversitätsforschung.
Neben dem Studium auch sozial und gesellschaftlich engagiert
Johanna Krüger ist eine Nachwuchswissenschaftlerin, die nicht nur aufgrund ihrer wissenschaftlichen Leistungen geehrt wird, sondern gewürdigt wird auch eine junge Frau, die sich vor, während und auch nach dem Studium sozial und gesellschaftlich engagiert.
Neben ihrem Studium war Johanna Krüger stets in einem oder mehreren sozialen Projekten involviert. Gleich zu Beginn ihres Studiums widmete sie die Semesterferien im Sommer 2013 der Mitarbeit in einer Einrichtung für HIV-positive Menschen im südindischen Bagalore, ein Projekt, in dem sie seit 2011 engagiert war. Darüber hinaus unterstützt sie eine geflüchtete Familie in Potsdam, beteiligte sich an Projekten, wie etwa dem “Buddy Programm” der Universität Potsdam, in dessen Rahmen sie einen internationalen Studenten dabei begleitete, sich an der Universität zurecht und in einem neuen Land Anschluss zu finden. Sie war weiterhin von 2013 bis 2017 Mitglied des Potsdamer Posaunenchores, mit dem sie musikalisch verschiedene Pflegeeinrichtungen Potsdams besuchte.
Der Absolventenpreisträgerin 2020, Johanna Krüger, wurde die Ehre zuteil, den Dank der Absolvent*innen auf der Absolventenfeier 2020 zu sprechen.