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Foto: Thomas Roese

Verändert die Lehre?(!) - Erster Tag der Lehre an der Universität Potsdam

Von der UP2date Redaktion

Mit dem E-Learning-Tag und dem E-Learning Symposium fanden an der Universität Potsdam bereits mehrmals Veranstaltungen statt, die Hochschullehre unter dem Fokus auf Medieneinsatz in den Blick genommen haben. Doch ist die Innovation von Hochschullehre ein thematisch und perspektivisch sehr breites Feld und keineswegs zwingend an Medienunterstützung gebunden. Dies war sicher auch ein Beweggrund der veranstaltenden Projekte wie dem Universitätskolleg, den verschiedenen Teilprojekten des Qualitätspakts Lehre an der UP sowie dem Bereich Lehre und Medien im Zentrum für Qualitätsentwicklung, der Hochschullehre einen ganzen Tag mit Austausch und Diskussion zu widmen.

Nach einem Grußwort durch den Präsidenten Prof. Oliver Günther, in dem er den Tag der Lehre als Chance für das Community-Building hervorhob, folgten vier spannende und durchaus kontroverse Beiträge zum Thema „Studierendenzentrierte Lehre“. Prof. Dr. Ines Langemeyer vom Karlsruher Institut für Technologie legte eine theoretische Perspektive an, betonte unter der Verwendung von Gleichnissen wie der Fukushima-Katastrophe oder der Entdeckung von Krankenhauskeimen aber gleichsam die Wichtigkeit, Wissen nicht nur anzueignen, sondern in die Praxis und die Gesellschaft zu bringen und sich als Lehrende immer auch vom eigenen Standpunkt zu dezentrieren. Für Dr. Peter Kossack, Vertretungsprofessor für Erziehungs- und Sozialisationsprozesse, ist aus eigener Erfahrung nicht zuerst die Intelligenz von Hochschullehrenden wichtig, um Lernen zu ermöglichen, sondern ihr Wille, die Studierenden ihre eigene Intelligenz gebrauchen zu lassen. Hochschullehrende sollten sich nicht als universaler Sinngeber zwischen die Information bzw. das Wissen und die Lernenden stellen. Michaela Fuhrmann, Geschäftsführerin des Zentrums für Qualitätsentwicklung, verwies auf die überregional bekannte Lehrqualität an der Universität Potsdam, jedoch auch auf das Verbesserungspotenzial, wenn man Gespräche von Studierenden in den Regionalbahnen zuhöre. Die Rolle der Lehre müsse – unter Beteiligung studentischer Vertreter*innen – in den Berufungsverfahren stärker gemacht werden. Toni Ansperger, Lehramtsstudent der UP, brachte pointiert und angenehm provokant die Perspektive Lernender ein. Für ihn sei „Lernen durch eigenes Schaffen“ sehr wichtig, jedoch schwer machbar, wenn im Studium Vorlesung und Seminar im Verhältnis 2:1 liegen und letzte zudem meist nur „gefragt kontrolliertes Sprechen“ ermöglichen.

In der anschließenden Diskussion mit dem Publikum kamen verschiedene und teils prekäre Aspekte der Entwicklung von Hochschullehre zur Sprache. So bedankte sich Peter Kossack aufrichtig bei Toni Ansperger für das schlechte Gefühl, dass er ihm vermittelt hat, worauf es auch Zuspruch aus dem Publikum gab. „Wenn wir Lehre nicht ernst nehmen, brauchen wir irgendwann auch nicht mehr forschen!“ lautete ein Statement, das breite Zustimmung unter den Anwesenden fand. Die engagiert geführte Diskussion zeigte, dass ein gemeinsamer Austausch über die Gestaltung von Lehre zwischen Studierenden, Lehrenden und Hochschulleitung wichtig und notwendig ist und gewinnbringend auf einer Veranstaltung wie dem Tag der Lehre geführt werden kann.

Nach der Mittagspause, in der sich die bis dahin circa 100 interessierten Teilnehmenden auf einem Markplatz mit Posterausstellung über Praxisbeispiele innovativer Lehr-Lernformate und über Möglichkeiten medialer Unterstützung von Hochschullehre informieren konnten, folgten zwei Sessions mit parallel laufenden Workshop-Angeboten zu verschiedenen aktuellen Themen rund um die Gestaltung von Hochschullehre. Besonders nachgefragt waren die Workshops zum Thema „E-Assessment“ in der ersten Session und auch in der zweiten Session am späten Nachmittag besuchten noch mehrere Dutzend Teilnehmende die Workshops zu projektorientierten Veranstaltungsformaten und zum Peer-to-Peer Learning.

Nach Abschluss des formellen Programms wurden beim abendlichen Get-together die Gewinner*innen des diesjährigen E-Learning Awards durch unsere CIO Prof. Dr.Ing. Ulrike Lucke geehrt. Fünf Lehrende wurden ausgezeichnet, die Elemente des E-Assessment in ihre Lehrveranstaltungen integrierten. Neu in diesem Jahr war, dass Studierende ihre Dozierenden für den Award nominieren konnten. Mit Gesprächen in lockerer Atmosphäre bei einem kleinen Imbiss endete der Tag.

Einige Wermutstropfen waren dennoch zu schlucken. So waren zwei interessante Workshops kaum bzw. gar nicht besucht. Zudem hätte, so die Äußerungen verschiedener Veranstaltungsteilnehmenden, eine stärkere Beteiligung aus dem Präsidium und der Professor*innenschaft die Diskussionen nochmals befruchtet. Mit einer veränderten zeitlich-inhaltlichen Tagesstruktur, mit stärkerer Kommunikation im Vorfeld der Veranstaltung auch in die Studierendenschaft hinein sowie mit bestmöglicher Terminfindung wollen die Veranstaltenden im kommenden Jahr an einen insgesamt dennoch fruchtbaren ersten Tag der Lehre anknüpfen.

Eine Dokumentation des Tages wird in Kürze auf der Webseite des Zentrums für Qualitätsentwicklung zu finden sein.

www.uni-potsdam.de/de/zfq/ueber-das-zfq/tag-der-lehre/

Foto: Thomas Roese