Lehrpraxis: Weblogs im Germanistikseminar
Schon länger trieb Patrick Seeger, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Deutsche Sprache der Gegenwart, der Gedanke um, in seiner Lehre die Studierenden bei der vertieften Auseinandersetzung mit Lerninhalten zu unterstützen. Zudem war er vom Nutzen der regelmäßigen Reflexion des Gelernten ähnlich wie in einem Lerntagebuch überzeugt. Mit Hilfe eines Weblogs hat er in seinem Seminar “Spracheinstellungen, Sprachideologie und Prestige von Sprache” beides miteinander verbinden können.
“Das Seminar ist sehr textlastig”, sagt Patrick Seeger. Zu jeder Sitzung gab es einen Fachtext, der dann unter Verwendung verschiedener Methoden diskutiert wurde. “Parallel wollte ich jedoch die weitergehende Auseinandersetzung und die stetige Reflexion des eigenen Lernprozesses fördern”. So wurde das Schreiben im Weblog zwischen den Sitzungen zum festen Teil der Leistungserbringung. Die etwa 20 Studierenden (Bachelor Germanistik und Lehramt Deutsch) hat Seeger in zwei Gruppen geteilt. Die Mitglieder der einen Gruppe hatten die Aufgabe, zwischen zwei Sitzungen einen vertiefenden Beitrag zu einer selbstgewählten Fragestellung innerhalb des aktuellen Themas zu schreiben. Die Mitglieder der anderen Gruppe sollten mindestens zwei Beiträge im Weblog kommentieren. In der darauffolgenden Woche wechselten die Gruppe dann zur jeweils anderen Aufgabenstellung. “Durch die Pflicht zum Kommentieren wollte ich sicherstellen, dass die Beiträge der anderen auch gelesen werden.”, sagt der Germanist. Und das Konzept hat funktioniert. Manchmal seien sogar kleine Diskussionen in den Kommentarfeldern unterhalb der Blogbeiträge entstanden. “Ich habe am Abend vor dem Seminar dann alle Beiträge und Kommentare gelesen und die ersten 15 Minuten einer Sitzung darauf verwendet, über die Beiträge im Blog zu sprechen, Dinge zu korrigieren oder nochmals zur Diskussion zu stellen”, berichtet Seeger. Der Leseaufwand sei zwar auch von den Studierenden betont worden, das Schreiben im Blog sei aber aus ihrer Sicht gut und machbar gewesen. Zur letzten Sitzung haben alle Studierenden dann nochmal ein persönliches Resümee zur Veranstaltung verfasst.
Öffentliches Schreiben stellt für Studierende kein Problem dar
Als Plattform hat Patrick Seeger edublogs.org gewählt, wo es verschiedene Konfigurationsmöglichkeiten zur Sichtbarkeit des Weblogs gibt. Einerseits sollte der Blog und Inhalte nicht durch Suchmaschinen gefunden werden, andererseits sollten sich die Studierenden auch nicht unbedingt einloggen müssen, um Beiträge und Kommentare der anderen lesen zu können. Dass die Studierenden auf einer externen Plattform öffentlich im Netz schreiben, stellte für sie kein Problem dar. Einzig das Einfinden in das Werkzeug, das Anlegen der Accounts sowie die Pseudonyme der Studierenden im Blick zu behalten, sei zu Beginn aufwändig gewesen.
Evaluation bestätigt das Veranstaltungskonzept
In der Gesamtschau ist Patrick Seeger sehr zufrieden: “Ich bin sehr zufrieden dem Einsatz des Blogs. So konnte ich nachlesen, was bei den Studierenden hängengeblieben ist, welche Themenbereiche ihnen besonders wichtig waren, oder was nicht verstanden wurde.” Die Ergebnisse der Lehrveranstaltungsevaluation, die er mit PEP und eigenen ergänzten Fragen durchgeführt hat, sprechen ebenfalls eine eindeutige Sprache. Die übergroße Mehrheit der Studierenden empfand die Arbeit im Blog als sehr hilfreich für die Diskussion von Inhalten (83 %) und die Reflexion des eigenen Lernfortschritts (88 %). Eine Einschätzung einer Studierenden rät zur Fortführung dieses Konzeptes: “Vor allem die Diskussionen innerhalb der Seminare und im Blog halfen dabei, das neu gewonnene Wissen zu festigen und eigene Einstellungen zu hinterfragen, weswegen ich diese Vorgehensweise der Seminargestaltung definitiv beibehalten würde.”
http://spracheinstellungen.edublogs.org/