Future Learning Camp 2019: Mit der Virtual Reality-Brille und 360 Grad-Kamera über den Campus Golm
Von Sara Waldmann
Wie werden wir in Zukunft lernen? Was brauchen wir, um Angebote für eine nachhaltige, zukunftsfähige Bildung zu schaffen? Wie werden virtuelle und reale Räume in der Lehre miteinander verschmelzen und welchen Einfluss wird das auf unser Denken nehmen?
Um diesen und ähnlichen Fragen nachzugehen, richtete die Universität Potsdam am 29.03.2019 auf dem Campus Golm das Future Learning Camp aus, organisiert von Prof. Dr. Nina Brendel, Dr. Katharina Mohring und Dr. Lena Florian. Nach der Begrüßung durch Dr. Thomas Drescher, Staatssekretär im Ministerium für Bildung, Jugend und Sport des Landes Brandenburg, stellten sich in einem 360°-Perspektivgespräch die geladenen ExpertInnen vor und nahmen erste Fragen und Kommentare aus dem Plenum entgegen. Schon hier zeigten sich neben dem Enthusiasmus für das Neue auch Reibungspunkte zwischen einer idealen digitalen Welt und dem realen Lehralltag mit seinen infrastrukturellen Hürden. Drescher machte den LehrerInnen unter den Teilnehmenden Mut und verwies auf den Digitalpakt Schule, jedoch musste er eingestehen, dass frühestens 2025 alle Schulen ans Glasfasernetz angebunden sein würden.
Virtual Reality, Offshore-Exkursionen und GoGlobal
In zwei Durchgängen wurden in insgesamt fünf Impuls-Workshops konkrete Lern-Lehr-Projekte vorgestellt, die einen tieferen Einblick in die verschiedensten Einsatzmöglichkeiten von Virtual und Augmented Reality gaben. Ausgehend von einer studentischen Exkursion im Bereich Geografie sollten die TeilnehmerInnen des Workshops “Virtual Reality in der Hochschullehre” mit VR-Kameras den Campus unter dem Aspekt “Ort des Zusammenkommens” auf geeignete 360°-Aufnahmepunkte erkunden. So konnten sie erste Erfahrungen mit den Möglichkeiten und Herausforderungen sammeln, die die Gestaltung von VR-Lerninhalten mit sich bringt. In der Auswertungsrunde hielten sie fest, dass es einer völlig anderen Lenkweise des Blickes der Lernenden benötigt. Anders als bei Fotografien lässt sich bei 360°-Aufnahmen die Informationsflut der Umgebung nicht durch die Wahl passender Bildausschnitte eindämmen.
Der Workshop von Google Expeditions nahm die TeilnehmerInnen mit auf eine Offshore-Exkursion, die sie durch ihre eigene VR-Brille erleben konnten. Diese gehörte zu den Tagungsmaterialien und bestand im Wesentlichen aus einem Pappgehäuse mit speziellen Gläsern und einem Fach für das eigene Smartphone, welches über eine App das VR-Material abspielte.
Giovanni Fonseca stellte in seinem Workshop das virtuelle Schulaustauschprogramm GoGlobal! vor. Über ein Online-Handbuch werden Lehrenden eine Fülle von Materialien und Anregungen angeboten und hilfreiche Erfahrungswerte beigesteuert: Ein Austausch in Echtzeit ist oft aufgrund der Zeitverschiebung nicht möglich, nicht jede Partnerschule hat dauerhaft Zugang zum Internet und ein Projekt über den jeweiligen Schulgarten kann sich schon mal über 6 Monate hinziehen - wenn es in Deutschland anfängt zu blühen, werden in Indien vielleicht gerade die Beete abgeerntet.. Als nächstes geplant sei ein digitaler Lehrendenaustausch, so Fonseca.
Je ein weiterer Workshop wurde außerdem angeboten vom Naturschutzfonds Brandenburg (VR Wilde Welten.de - wir bringen Natur ins Klassenzimmer) und von Peter Mahns zum Thema Realität erweitern - Raumvorstellungen schulen.
LearnLabs und Vernetzung
MIt den neuen Erkenntnissen gingen die Teilnehmenden anschließend in sogenannte LernLabs, wo sie in Kleingruppen Fragen aus dem Plenum diskutierten. Hier wurden so unterschiedliche Aspekte wie die Einbindung von VR-Inhalten in den Rahmenlehrplan, die Entwicklung passender didaktischer Konzepte als auch die drohende Abhängigkeit von Großkonzernen bei der Bereitstellung technisch moderner Lerninhalte näher beleuchtet.
Die Tagung diente aber auch der Vernetzung von Menschen und Ideen. Es trafen sich ExpertInnen und Interessierte aus den Bereichen Virtualität, Lehrerbildung, Schulpraxis, Hochschuldidaktik, globales Lernen sowie Digitalisierung. An der “Vernetzungswand” klebten bald schon viele Kontaktzettel, Porträtfotos aus der bereitgestellten Instant-Kamera inklusive. Auf dem Markt der Möglichkeiten stellten während der Pausen verschiedene Anbieter virtueller Lernumgebungen und VR-Projekte Ihre Dienste und Projekte vor.