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View from the entrance area of the fort ‘Groß Friedrichsburg’ of the former Brandenburg-Prussian colony.
Foto: Obruni
View from the entrance area of the fort ‘Groß Friedrichsburg’ of the former Brandenburg-Prussian colony. The partially restored facility has been a UNESCO World Heritage Site in Pokeso or Princes Town/Ghana since 1979.

Vorkolonialer Handel von versklavten Menschen

Die deutsche Kolonialgeschichte reicht weit zurück: Zwar übernahm das Deutsche Reich erst 1884 die Herrschaft über außereuropäische Gebiete, bereits im Jahr 1683 besaß Brandenburg-Preußen allerdings die sogenannte Kolonie „Groß Friedrichsburg“ am Golf von Guinea im heutigen Ghana, West-Afrika.1,2 Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg gründete ein Jahr zuvor die „Brandenburgisch Africanische Compagnie“ (BAC) und legte so den Grundstein für die deutsche Beteiligung am transatlantischen Handel mit versklavten Menschen.2

Dafür pachtete der Kurfürst 1685 sogar einen eigenen Sklavenmarkt in der Karibik auf der Insel St. Thomas, die von Dänemark kolonisiert wurde. Schiffe der Handelskompagnie tauschten zunächst in Afrika Waren aus Europa gegen versklavte afrikanische Menschen, die anschließend zu Hunderten unter Deck zusammengepfercht über den Atlantik nach St. Thomas verschifft wurden.2,3 Dort wurden die versklavten Menschen verkauft und die Schiffe mit in Europa begehrten Zucker, Kakao oder Baumwolle beladen. Mit diesem Dreieckshandel zwischen Afrika, Amerika und Europa machte die Handelskompanie zwischen 300 und 400 Prozent Gewinn und legte so auch einen Grundstein zur reichen Ausgestaltung der Schlösser in Potsdam.Geschätzte 30.000 Kinder, Frauen und Männer wurden insgesamt von der westafrikanischen Küste verschleppt und so in die Versklavung gezwungen.1,2 Langfristig war das Kurfürstentum aber zu klein für seine großen Träume und Brandenburg scheiterte letztendlich mit der Kolonie. 1711 löste Preußenkönig Friedrich I. die Handelskompagnie auf. Die Ruinen der brandenburgischen Kolonialfestung im heutigen Pokeso oder Princes Town/Ghana sind inzwischen Unesco-Weltkulturerbe.1

Friedrich Wilhelm (16.2.1620 – 9.5.1688) war ab 1640 Kurfürst von Brandenburg, wo er ein stehendes Heer etablierte. Den Beinamen „Großer Kurfürst“ erhielt er nach dem Sieg über die Schweden in der Schlacht bei Fehrbellin im Juni 1675. Seine Politik der religiösen Toleranz brachte um 1685 etwa 20.000 Hugenotten ins Land, ein wichtiger Beitrag zum wirtschaftlichen und kulturellen Aufschwung.4 Seine unrühmliche Rolle im Versklavungshandel ist weit weniger bekannt.

Referenzen

[1] Haase, Jana: Toleranz und Sklavenhandel. Kolonialgeschichte ist in der HBPG-Dauerausstellung kein Thema: Migrantenvertreter kritisieren das. In: Potsdamer Neueste Nachrichten 2011. Online verfügbar unter www.tagesspiegel.de/potsdam/landeshauptstadt/toleranz-und-sklavenhandel-7532632.html, zuletzt geprüft am 09.02.2023.

[2] Carpus e. V. (Hg.) (2017): Kolonialrassismus und Widerstand. Globales (Geschichts-)Lernen in Berlin, Dresden, Leipzig und Potsdam. 1. Auflage. Online verfügbar unter leipzig-postkolonial.de/wp-content/uploads/2021/04/Kolonialrassismus-und-Widerstand-Broschuere-2017-1.pdf, zuletzt geprüft am 08.02.2023.

[3] Bundeszentrale für politische Bildung (2016): Sklaverei und Sklavenhandel. Unter Mitarbeit von Sebastian Jobs. Online verfügbar unter www.bpb.de/themen/kolonialismus-imperialismus/postkolonialismus-und-globalgeschichte/219137/sklaverei-und-sklavenhandel/, zuletzt geprüft am 09.02.2023.

[4] Friedrich Wilhelm (Brandenburg). wikipedia. https://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_Wilhelm_(Brandenburg), zuletzt geprüft am 27.03.2023.

View from the entrance area of the fort ‘Groß Friedrichsburg’ of the former Brandenburg-Prussian colony.
Foto: Obruni
View from the entrance area of the fort ‘Groß Friedrichsburg’ of the former Brandenburg-Prussian colony. The partially restored facility has been a UNESCO World Heritage Site in Pokeso or Princes Town/Ghana since 1979.