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One of the two so-called ‘Askari reliefs’ in the Hamburg Germany-Tanzania History Garden, also called ‘Tanzania Park’, shows black Askari (Kiswahili for ‘soldier’) and a white officer.
Foto: Dirtsc, wikimedia commons.
Eines der beiden sogenannten "Askari-Reliefs" im Hamburger Geschichtsgarten Deutschland-Tansania, auch "Tansania-Park" genannt, zeigt Schwarze Askari (Kiswahili für "Soldat") und einen weißen Offizier. Foto: Dirtsc, wikimedia commons.

Haben Sie schon mal vom Maji-Maji-Krieg gehört?

Im Jahr 2021 wurde der durch das Deutsche Reich verübte Genozid an den Ovaherero und Nama endlich durch die Bundesregierung anerkannt. Viel weniger bekannt ist der fast zeitgleich laufende Maji-Maji-Krieg in der Kolonie „Deutsch-Ostafrika“. Nach Schätzungen des tansanischen Wissenschaftlers Gilbert Gwassa forderte er bis zu 300.000 - fast ausschließlich afrikanische – Todesopfer.1,2

Maji bedeutet in Kiswahili„Wasser“, bezeichnet in diesem Kontext aber ein „magisches“ Gemisch aus Mais, Körnern der Sorghumhirse und Wasser. Es sollte die Kämpfer unverwundbar machen und ihnen so aus der Unterdrückung durch die Kolonisatoren helfen.1

Auslöser waren unter anderem hohe Abgaben und Zwangsarbeit. Die Botschaft der Maji-Magie des Heilers Kinjikitile Ngwale vereinte verschiedene afrikanische Gesellschaften zu einer breiten Widerstandsbewegung gegen die kolonialen Unterdrücker.1,3 Der Maji-Maji-Krieg begann am 20. Juli 1905 mit der symbolischen Zerstörung eines Baumwollfeldes durch Widerstandskämpfer*innen. Er endete 1907 nach vielen brutalen Kämpfen und einer verheerenden Hungerskatastrophe infolge der völligen Zerstörung zahlreicher Dörfer, Felder und Vorräte durch die kolonialen Truppen, die ganz überwiegend aus afrikanischen Söldnern bestanden.2

Die erbarmungslose Zerstörung von Vorräten, Feldern, Brunnen und ganzen Siedlungen wird seit den 1960er Jahren auch als „Strategie der verbrannten Erde“ bezeichnet.1,4

Während des Krieges selbst, aber auch bis vor etwa 20 Jahren wurde der Maji-Maji-Krieg als Aufstand bezeichnet. Der Begriff “Aufstand” selbst ist von kolonialen Denkmustern geprägt und geht mit der Annahme einher, als Europäer einem höheren Grad an Zivilisation anzugehören.5 Die afrikanischen Menschen waren aus dieser Sicht keine gleichwertigen Gegner und der Konflikt demzufolge nur ein Aufstand und kein Krieg. In der Wissenschaft wird das Geschehen heute einstimmig als Krieg bezeichnet, was nicht nur zur Anerkennung der deutschen Verbrechen beiträgt, sondern auch der historischen Realität entspricht.5

Referenzen

[1] Becker, Felicitas; Beez, Jigal (Hg.) (2005): Der Maji-Maji-Krieg in Deutsch-Ostafrika. 1905 - 1907. 1. Auflage. Berlin: Links (/Schlaglichter der Kolonialgeschichte], 3).

[2] Bundeszentrale für politische Bildung (2023): Vor 115 Jahren: Der Maji-Maji-Aufstand (Hintergrund aktuell). Online verfügbar unter www.bpb.de/kurz-knapp/hintergrund-aktuell/209829/vor-115-jahren-der-maji-maji-aufstand/, zuletzt aktualisiert am 10.02.2023.

[3] Werner, Frank (Hg.) (2019): Die Deutschen und ihre Kolonien. Das wilhelminische Weltreich 1884 bis 1918 2019,4. Hamburg: Zeitverlag Gerd Bucerius GmbH & Co. KG.

[4] Wiedemann, Charlotte (2022): Den Schmerz der Anderen begreifen. Holocaust und Weltgedächtnis. Berlin: Propyläen.

[5] Haug, Frederik (2018): Verbrannte Erde. Die Haltung der Bundesregierung hinsichtlich des kolonialen Gewalthandelns des Deutschen Kaiserreichs in Deutsch-Ostafrika. Potsdam: Universitätsverlag Potsdam (WeltTrends Thesis, Band 21 (2018)). Online verfügbar unter publishup.uni-potsdam.de/opus4-ubp/frontdoor/deliver/index/docId/41123/file/wtthesis21.pdf, zuletzt geprüft am 10.02.2023.

[6] Natermann, Diana M. (2016): Der Maji-Maji-Krieg. Ein historischer Einschnitt der deutsch-tansanischen Kolonialgeschichte. Ausstellung "Heikles Erbe - koloniale Spuren bis in die Gegenwart". Landesmuseum Hannover, 15.11.2016. Online verfügbar unter www.academia.edu/30052625/Der_Maji_Maji_Krieg_Ein_historischer_Einschnitt_der_deutsch_tansanischen_Kolonialgeschichte, zuletzt geprüft am 10.02.2023.

One of the two so-called ‘Askari reliefs’ in the Hamburg Germany-Tanzania History Garden, also called ‘Tanzania Park’, shows black Askari (Kiswahili for ‘soldier’) and a white officer.
Foto: Dirtsc, wikimedia commons.
Eines der beiden sogenannten "Askari-Reliefs" im Hamburger Geschichtsgarten Deutschland-Tansania, auch "Tansania-Park" genannt, zeigt Schwarze Askari (Kiswahili für "Soldat") und einen weißen Offizier. Foto: Dirtsc, wikimedia commons.