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Nutzpflanzenhaus

Pflanzen können aus dem Kohlendioxid der Luft und aus Wasser mit Hilfe des Sonnenlichts Zucker produzieren. Der Vorgang heißt Photosynthese. Die so gespeicherte Energie verwenden sie zur Produktion weiterer Stoffe, darunter Eiweiße und Vitamine. Dies macht die Pflanzen zur Lebensgrundlage für alle Tiere einschließlich des Menschen.

Wir Menschen nutzen zahlreiche Pflanzenarten für vielfältige Zwecke. Am wichtigsten ist zweifellos die Ernährung. Dabei wird der Hauptbedarf der Menschheit an Kohlehydraten und Proteinen durch nur wenige Pflanzenarten gedeckt. Mit Abstand am wichtigsten sind Mais, Reis und Weizen mit derzeit jeweils rund 600 Millionen Tonnen Weltjahresproduktion.

Trotzdem ist die Vielfalt der verzehrten Pflanzen wegen der vielen Arten von Gewürzpflanzen und Vitaminlieferanten sehr groß. Zudem dienen viele Arten als Heil- und Drogenpflanzen, als Lieferanten von Fasern, Holz oder natürlichen Farbstoffen. In diesem Haus sehen Sie viele Pflanzen, die Sie verarbeitet vom Frühstückstisch, aus dem Kleiderschrank, von Arzneimitteln oder Kosmetika kennen.

 

Gewürze

Gewürze sind seit Jahrtausenden ein wichtiges Handelsgut. Neben Gold waren es vor allem neue Handelswege für Gewürze, wonach Kolumbus auf seinen Entdeckungsreisen über den Atlantik suchte und was seine Geldgeber motivierte, das riskante Unternehmen zu finanzieren. Kolumbus brachte aus diesem Grund Proben von zahlreichen Pflanzen nach Europa, denn tropische Gewürze, früher oft pauschal als ‚Pfeffer’ bezeichnet, wurden sehr gut bezahlt, woran noch heute die Bezeichnung ‚Pfeffersäcke’ für reiche Kaufleute erinnert.

Der Echte Pfeffer (Piper nigrum) stammt aus Südindien und wird dort seit Jahrtausenden an der Malabarküste angebaut. Der Name Pfeffer geht auf den Sanskrit-Namen ‚pippali’ zurück, der ursprünglich den Langen Pfeffer (Piper longum) bezeichnete, welcher ebenfalls bis heute als Gewürz im Handel ist. Aus der großen Gattung Piper (weltweit etwa 2000 Arten) werden etliche weitere Arten ebenfalls genutzt, fast stets wegen ihrer scharf und aromatisch schmeckenden Inhaltsstoffe. Dabei ist Piperin für den scharfen, die etherischen Öle sind dagegen für den aromatischen Aspekt verantwortlich. Da letztere leicht flüchtig sind, verliert gemahlener Pfeffer recht schnell sein würziges Aroma, bleibt aber scharf.

Weil Echter Pfeffer lange fast unerschwinglich teuer blieb, wurden Teile anderer Pflanzen als Ersatz verwendet, beispiels­weise die auch Paradieskörner genannten Samen des Mala­guetapfeffers (Aframomum melegueta). Diese Pflanze gehört zur tropischen Familie der Ingwergewächse (Zingiberaceae), aus der auch zahlreiche weitere Vertreter Gewürze liefern, zum Beispiel Kardamom (Elettaria cardamomum - Samenkapseln) sowie Gal­gant (Alpinia officinarum) und Ingwer (Zingiber officinale), von denen vor allem der Wurzelstock (Rhizom) verwendet wird.

Stärkepflanzen und Gemüse

Die Ernährung der Weltbevölkerung beruht zum größten Teil auf einigen wenigen Getreidearten, also Gräsern. Von diesen werden in den Tropen vor allem Reis, Mais und Hirse angebaut. In den gemäßigten Breiten kommt dazu hauptsächlich noch der Weizen.

In den Tropen gibt es aber weitere Stärkepflanzen. Der Maniok (Manihot esculenta), ein Wolfsmilchgewächs, hat sehr stärke­reiche unterirdische Knollen. Sie enthalten aber auch eine Substanz, aus der an der Luft hochgiftige Blausäure entsteht. Die Knollen müssen daher zunächst entgiftet werden. In einem recht aufwändigen Prozess werden sie geschält, zerrieben oder geraspelt und dann eingeweicht. Nach einigen Tagen presst man die Masse aus, wäscht und röstet sie und erhält so das Maniokmehl sowie als Nebenprodukt Maniokstärke, die geröstet als Tapioka bezeichnet wird. Außerdem können die Blätter der Pflanze als Gemüse verwendet werden.

Weitere tropische Stärkepflanzen sind Taro (Colocasia esculenta - Aronstabgewächse), Yamswurzel (Dioscorea bulbifera – Yams­gewächse), Süßkartoffel oder Batate (Ipomoea batatas – Winden­gewächse) und Pfeilwurz (Maranta arundinacea – Maranten­gewächse).

Zu den tropischen Gemüsepflanzen gehört die Straucherbse (Cajanus cajan). Auch die Paprika (Capsicum annuum) stammt aus warmen Gebieten, sie wurde vermutlich zuerst in Mexiko in Kultur genommen.

Faserpflanzen

Pflanzen liefern dem Menschen eine ungeheure Vielfalt an Rohstoffen für die unterschiedlichsten Zwecke. Schon seit dem Beginn des Ackerbaus werden Faserpflanzen kultiviert, und viele weitere Arten wurden und werden als Wildpflanzen genutzt.

Von den kultivierten Faserpflanzen hat heute die Baumwolle weltweit die größte Bedeutung. Kultivierte Baumwollsträucher gehören zu vier Arten der Gattung Gossypium von denen zwei aus der Alten und zwei aus der Neuen Welt stammen. Die wichtigste davon ist Gossypium hirsutum (Amerikanische oder Hochland-Baumwolle). Für die Nutzung wichtiger als die Zuge­hörigkeit zu dieser oder einer der altweltlichen Arten (G. herbaceumG. arboreum) ist aber die sogenannte Stapellänge, also die Länge der einzelnen Fasern. Diese reicht von etwa 20 bis 40 mm. Bei den Fasern handelt es sich um Haare, die in den Fruchtkapseln der Pflanze als Samenanhängsel gebildet werden. Baumwolle wird in großem Maßstab unter hohem Einsatz von Düngern und Pestiziden produziert. In den USA und China, den beiden größten Anbauländern, werden inzwischen auf dem größten Teil der Fläche genmanipulierte Sorten gepflanzt.

Die weißen, glänzenden Bastfasern der Ramie (Boehmeria nivea) gelten als die wertvollsten Pflanzenfasern überhaupt. Sie sind reißfest und sehr wetterbeständig und werden daher für Segel­tuch und Seile, Fischer- und Moskitonetze, Feuerwehr­schläuche, Fallschirme und Turnschuhe, aber auch für Näh- und Stickgarne, Spitzen, Tisch-, Hand- und Taschentücher verwen­det, ferner für Spezialpapiere wie Zigarettenpapier und Banknoten und für Glühstrümpfe für Gaslampen. Sprosse und Blätter können darüber hinaus ans Vieh verfüttert werden.

Obst

Viele Bewohner unserer gemäßigten Breiten denken beim Thema ‚Tropen’ an die große Vielfalt der süßen Früchte, die von dort stammen. Arten mit robusten, gut transportfähigen Früchten wie Banane und Ananas sind schon lange im internationalen Handel, während andere Arten wie Papayas und Guaven viel empfindlicher sind und daher bei uns vor allem als verarbeitete Produkte wie Säfte, Marmeladen oder dergleichen oder für teures Geld im Spezialitätengeschäft erhältlich sind.

Die Ananas (Ananas comosus) ist botanisch gesehen nicht eine einzelne Frucht, sondern ein ganzer Fruchtstand. Die vielen einzelnen Blüten, aus denen er verwachsen ist, stehen seitlich an einer zentralen Sprossachse (dem etwas holzigen Gewebe im Zentrum der Ananas), welche oberhalb des Blütenstandes wie­der normale Laubblätter bildet (den Blattschopf der Ananas). Die Ananas stammt aus dem tropischen Amerika, über die ur­sprünglichen Wildvorkommen und die (möglicherweise mehre­ren) Orte der Domestikation besteht jedoch keine Klarheit. Manche Ananassorten werden auch speziell wegen der Fasern kultiviert, die aus den Blättern gewonnen werden können.

Die Tamarinde (Tamarindus indica) stammt ursprünglich aus Afrika, wird wegen ihrer Hülsenfrüchte aber vor allem in Indien angebaut (daher der lateinische Name). Die Früchte enthalten ein süß-säuerliches Fruchtmark, das sowohl frisch gegessen als auch zu Getränken, Bonbons und Sirup verarbeitet werden kann. Es ist Bestandteil der Worcestersauce und besitzt eine leicht abführende Wirkung. Auch junge Blätter, Blüten und unreife Früchte sind essbar. Reife Samen werden geröstet und gekocht gegessen oder als Kaffeeersatz verwendet.

Genussmittel

Unter Genussmitteln versteht man Pflanzenprodukte, bei deren Verzehr der Genussaspekt erheblich wichtiger ist als ihr Nährwert, welcher meist vernachlässigbar gering ist. Die Genussmittel Kaffee, Tee und Kakao gehören zu den wichtigsten pflanzlichen Handelsgütern der Welt.

Kaffee besteht aus gerösteten Steinkernen unterschiedlicher Arten der Gattung Coffea. Berg-Kaffee (C. arabica), Robusta-Kaffee (C. canephora) und Liberia-Kaffee (C. liberica) stammen alle aus Afrika. Die Entwicklung des Kaffees als anregendes Getränk vollzog sich in Arabien während des Mittelalters. Im 17. Jahrhundert breitete sich die Kaffeekultur dann über die ganze Welt aus.

Der Teestrauch (Camellia sinensis) stammt aus dem Hochland Südostasiens. In China und Indien entwickelten sich unterschiedliche Typen, von denen heute meist Kreuzungen kultiviert werden. China und Indien sind auch bis heute größten Erzeuger, wobei China den Hauptanteil der Ernte selbst verbraucht. Daneben wird Tee auch in Sri Lanka, Kenia, in der Türkei und in vielen anderen Ländern produziert.