Dauerausstellung
Koloniale Kontinuitäten – Postkolonialer Rundgang durch den Botanischen Garten Potsdam
Der Botanische Garten der Universität Potsdam wurde im Jahr 1950 gegründet, also nach dem Ende des deutschen Kolonialismus. Die Herkunft seines Gründungsbestandes tropischer Pflanzen ist nicht dokumentiert. Ein Teil davon stammt noch aus den gärtnerischen Betrieben von Sanssouci, deren kaiserliche Gewächshäuser die Basis seiner Gründung waren. Zahlreiche weitere Pflanzen wurden von anderen Botanischen Gärten übernommen oder zugekauft. Nur in wenigen Fällen ist die Herkunft bekannt. Eigene Sammelreisen in tropische Länder wurden bis vor wenigen Jahren nicht durchgeführt.
Der Rundgang gibt Einblicke in die koloniale Verstrickung der Botanischen Gärten und der Botanik. Verschiedene Stationen in den Schaugewächshäusern informieren über Sammlungspraktiken in der Botanik, wirtschaftliche Ausbeutung natürlicher Ressourcen und eurozentrische Narrative und ordnen es in den kolonialen Kontext ein.
Die biologische Vielfalt als entscheidende Lebensgrundlage ist weltweit bedroht. Es geht daher heute um Erhaltung statt Aneignung, um Kooperation statt Herrschaft und um Wege, auf diesem Planeten gemeinsam und nachhaltig zu leben. Für dieses Miteinander ist noch viel zu tun. Ganz am Anfang muss die transparente und verantwortungsbewusste Aufarbeitung der Kolonialgeschichte stehen.
Der Rundgang „Koloniale Kontinuitäten“ ist das Ergebnis der Masterarbeit „Botanische Gärten postkolonial – Konzept zur Aufarbeitung kolonialer Vergangenheit am Beispiel des Botanischen Gartens Potsdam“ von Alexandra Straka und soll einen Beitrag zur kritischen Auseinandersetzung leisten. Die Ausstellung wurde von Runa Hoffmann, interdisziplinär forschende Biologin und Diversity-Trainerin, und Demba Sanoh, Historiker mit dem Themenschwerpunkt Rassismus und Kolonialismus sowie Diversity-Trainer, mit einem Fokus auf postkoloniale Kritik gelesen.
Links und Literatur zum Thema:
- „Postcolonial Potsdam“ ist eine Arbeitsgruppe, die sich mit Spuren der deutschen und preußischen Kolonialgeschichte und dem postkolonialen Schweigen im heutigen Potsdam beschäftigt. In ihrem Audio-Guide sprechen sie auch über den Botanischen Garten. Hören Sie rein unter: map.postcolonialpotsdam.org/places/
- Bundeszentrale für politische Bildung (2012): Kolonialismus. Unter Mitarbeit von Sebastian Conrad, Jürgen Zimmerer, Andreas Eckert, Aram Ziai, Nikita Dhawan, Martineau Sébastien et al. Bonn (Aus Politik und Zeitgeschichte, 44-45/2021). Online verfügbar unter www.bpb.de/shop/zeitschriften/apuz/146987/kolonialismus/
- Osterhammel, Jürgen; Jansen, Jan C. (2012): Kolonialismus. Geschichte, Formen, Folgen. 7., vollst. überarb. und aktualisierte Aufl., Orig.-Ausg. München: Beck.
- Schiebinger, Londa; Swan, Claudia (Hg.) (2007): Colonial botany. Science, commerce, and politics in the early modern world. University of Pennsylvania Press. First paperback edition. Philadelphia: University of Pennsylvania Press.
- Schneckenburger, Stefan (2010): Botanische Gärten in der Zeit des Kolonialismus. Auf der Jagd nach dem “Grünen Gold”. In: Biologie in unserer Zeit40 (6), S. 411–419. DOI: 10.1002/biuz.201010435.
- Positionspapier des Verbands der Botanischen Gärten: www.verband-botanischer-gaerten.de/userfiles/documents/Nachrichten_des_Verbandes/Kolonialismus_und_Botanische_Gaerten_-_Positionspapier_VBG_2023.pdf