Geschichte des Jüdischen Friedhofs in Brójce
Mit dem Vertrag vom 04. Dezember 1738 wurde der Jüdischen Gemeinde in Brätz ein Stück Land zur Friedhofsanlage verkauft: einen Kilometer nördlich vom Ortsrand entfernt an der Landstraße nach Altenhof [heute Stary Dwór] und Lagowitz. Das jüdische Privileg wurde vom Landrat von Bomst [heute Babimost], dem Bürgermeister von Brätz Christian Friedrich, dem Stadtrichter Gottfried Penther, dem Ältesten der Kürschnerzunft Martin Mybs, dem Schuhmacher Michael Bethin, dem jüdischen Tuchmacher Elias Adam und dem Schlachter Samuel Gellert unterzeichnet. Die Juden zahlten dem Landrat an jedem Martinstag einen festen Mietbetrag für ihre Begräbnisstätte.
Mit der Auflösung der Jüdischen Gemeinde Brätz am Ende des 19. Jh. bestand die Überlegung, der Stadt Tirschtiegel [heute Trciel] die leerstehende Synagoge von Brätz zu übertragen und dafür die Mauer des jüdischen Friedhofs in Brätz zu restaurieren. Da jedoch keine finanzielle Einigung stattfand, scheiterte das Geschäft.
Auf dem jüdischen Friedhof in Brójce, wie der Ort seit Mitte 1945 heißt, wurden keine Holocaust Opfer bestattet. Auf dem benachbarten städtischen Friedhof gibt es aber ein Massengrab von Menschen, die im „Arbeitserziehungslager“ des NS-Regimes ihr Leben verloren. Ein hier errichtetes Denkmal, dass durch eine Informationstafel erweitert wurde, wird aktuell durch eine lokale Schüler-Initiative gepflegt. Ein weiterer Erinnerungsort der im Lager Inhaftierten und Umgekommenen ist ein 100 Meter vor den Überresten des Geländes des Arbeitslagers aufgestellter Gedenkstein. In den Jahren 2008/2009 ist dieser innerhalb von Bauarbeiten an der Autobahn erneuert worden. Beide Denkmäler entstanden als nationale Erinnerungsorte, die das polnische Leiden in den NS-Lagern mit dem historischen Recht auf die „Wiedergewonnenen Gebiete“, die im Rahmen der politischen Nachkriegsordnung 1945 Teil der Republik Polen wurden, verknüpfte.
Am Zugang des jüdischen Friedhofes in Brójce errichtete die Stiftung zur Erhaltung des jüdischen Erbes in Polen 2014 einen polnisch-, hebräisch- und deutschsprachigen Gedenkstein. Rabbiner Marcin Natan Dudek-Lewin war Partner und Initiator des Projekts. Er ergänzt eine zwei Jahre zuvor aufgestellte dreisprachige Informationstafel des gemeinnützigen Vereins Aktion Sühnezeichen Friedensdienste e.V., der Rabbinerkommission für Friedhöfe, der Forstaufsichtsbehörde in Trzciel sowie des Bürgermeisters von Trzciel. Im Jahr 2001 sowie im Jahr 2011 hatten deutsch-polnische Sommerlager in Trciel stattgefunden. 2011 präsentierte sich der jüdische Friedhof nach Erzählungen eines Teilnehmers als reines Waldstück und sollte innerhalb dieses Sommerlagers durch Aufräumungsarbeiten wieder kenntlich gemacht werden.
Isabelle Schlüter