Virtuelle Mid Term Sitzung – Gruppenarbeit in Adobe Connect
Interview mit Dr. Stefanie Fischer
Stefanie Fischer, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Jüdisches Denken, hat im zurückliegenden Wintersemester den Einstieg in die digital unterstützte Lehre mit einer Online-Sitzung via Adobe Connect gewagt. Über ihre Erfahrungen bei der Durchführung, ihren Aufwand und die Rückmeldungen der Studierenden haben wir mit der Historikerin gesprochen.
UP2date: Frau Dr. Fischer, Sie haben erstmals Ihre Lehre in einen Virtual Classroom verlegt. Was war der Grund dafür?
Fischer: Eigentlich hatte ich schon sehr lange vor, mich endlich mal mit dem Thema „Medien in der Lehre“ zu beschäftigen. Ich wusste, dass es verschiedene Methoden digitaler Lehre gibt und auch Moodle für die Lehre viel bietet, hatte bis dato aber nie die Zeit, mich damit tiefer zu befassen. Im zurückliegenden Wintersemester im Seminar „Juden im Bereich des Wirtschaftens. Ein globalgeschichtlicher Überblick im 19. und 20. Jahrhundert“ hatte ich eine Mid-Term-Sitzung zur Reflexion und Anwendung des bis dahin behandelten und angeeigneten Wissens geplant. Dieser Termin kollidierte jedoch mit einer Konferenz in Washington. Ich fragte mich, ob sich dies auch ohne physische Präsenz im Seminarraum durchführen lässt. Letztlich habe ich mit Marlen Schumann vom ZfQ eine knappe Stunde zusammengesessen und habe erzählt, was ich vorhabe. Gemeinsam haben wir dann eine Lösung gefunden.
UP2date: Was hatten Sie vor und wie sah die Lösung aus?
Fischer: Die Grundidee war, vor dem Hintergrund der 7 bis 8 zentralen Texte, die die Studierenden im Semester bereits gelesen hatten, ausgewählte Fragestellungen bzw. Themen zu bearbeiten und Thesen zu formulieren. Und dies alles, ohne gemeinsam in einem Raum zu sein. Die Wahl des Werkzeugs für Online-Sitzungen fiel dann schnell auf Adobe Connect.
UP2date: Und wie sah der Tag der virtuellen Sitzung aus? Was haben die Studierenden dann konkret gemacht und was war Ihre Rolle?
Fischer: Die Themen hatte ich den Studierenden bereits mehrere Tage vorab geschickt, ebenso ein Videotutorial zu Adobe Connect auf Youtube. Mit dieser Vorbereitung konnten alle, die sich das angeschaut hatten, das Programm auch problemlos nutzen.
„Studierende sollen sich und ihre Arbeit ernst genommen fühlen.“
Pünktlich zu Seminarbeginn haben sich alle Studierenden eingeloggt, die meisten von daheim, einige saßen aber auch an der Uni im Seminarraum. Ich hatte die Gruppenraumfunktion genutzt. Dort haben die Studierenden dann untereinander aufgeteilt, wer welche Themen und Fragestellungen unter welcher Perspektive bearbeitet. Nach einer knapp 45-minütigen Einzelarbeitsphase sind alle in die jeweiligen Gruppenarbeitsräume zurückgekehrt und haben die individuellen Ergebnisse zu einem Gemeinsamen Ergebnis zusammengeführt.
Ich war die ganze Zeit anwesend und ansprechbar für inhaltlich-methodische Probleme und bin auch während der Gruppenphase in die einzelnen Räume gegangen und hab geschaut, ob noch zusätzliche Hinweise oder Anregungen nötig sind. Hätte es technische Probleme gegeben, wäre Frau Schumann zur Stelle gewesen. Aber es hat alles super funktioniert.
Die Gruppenergebnisse wurden dann allen zur Verfügung gestellt und die beste Gruppe hat ein kleines Geschenk bekommen. Alle Studierenden haben zudem ihr Einzelergebnis in den Moodle-Kursraum über die Aktivität „Aufgabe“ hochgeladen, was dann auch von mir bewertet und mit einem individuellen Feedback versehen wurde. Diese Formen von Rückmeldungen waren mir einfach wichtig um zu zeigen, dass es bei dieser Gesamtaktivität nicht nur um ein Experimentieren und Rumklicken im virtuellen Raum ging, sondern die Aufgabe eine Verbindlichkeit hat und die Resultate gesehen werden. Studierende sollen sich und ihre Arbeit respektiert und ernst genommen fühlen.
„In der heutigen Arbeitswelt ist verstärkt der professionelle Umgang und die Nutzung solcher Methoden und Werkzeuge gefordert.“
Wir haben in der Folgesitzung nochmal eine gemeinsame Feedback-Runde gemacht. Insbesondere der zeitliche Aufwand, sich mit einem neuen Tool zu befassen und es für virtuelle Kommunikation und Kooperation zu nutzen, war für die Studierenden ein wesentlicher Unterschied zur Präsenz. Dies ist natürlich richtig, aber in der heutigen Arbeitswelt ist ja verstärkt der professionelle Umgang und die Nutzung solcher Methoden und Werkzeuge gefordert. Sehr schön sichtbar ist das an den Chats geworden, in denen teilweise eine eher informelle und an den privaten Bereich erinnernde Art zu kommunizieren genutzt wurde. Dies ist im späteren Arbeitsbereich weniger passend. Das war dann nochmal eine wichtige neue Perspektive für die Studierenden.
Mein persönliches Fazit lautet: Würde ich jederzeit wieder machen. Ich würde aufgrund der vielen nützlichen Funktionen jetzt auch viel stärker Moodle nutzen. Leider endet meine Zeit an der Universität Potsdam und es wird wohl davon abhängen, welche Systeme mir zukünftig an anderen Universitäten zur Verfügung stehen.
UP2date: Unsere Abschlussfrage: Welchen Tipp würden Sie Kolleg*innen geben, die damit beginnen wollen, Lehre medial zu unterstützen?
Fischer: Ausprobieren und offen sein und auch mal den inneren Schweinehund überwinden. Man muss natürlich erst einmal Zeit investieren. Hätte ich es auf die althergebrachte Weise umgesetzt, hätte es weniger Vorbereitung gebraucht. Nun kenne ich aber eine gute Möglichkeit für die Gruppenarbeit im virtuellen Klassenraum und kann es jederzeit wieder nutzen.
UP2date: Frau Dr. Fischer, vielen Dank und alles Gute!