Forschungsvorhaben
Die Forschung zur Lehrerfortbildung lässt sich grob in zwei Forschungslinien aufteilen. Eine Forschungslinie beschäftigt sich mit der Frage der Wirksamkeit von Fortbildungen. Die Arbeiten dieses Forschungsbereichs gehen der Frage nach, wie Fortbildungen gestaltet werden müssen, damit sie Lernprozesse anregen. Ein weiterer Bereich der Forschung konzentriert sich auf die Untersuchung der Nutzung von beruflichen Lerngelegenheiten sowie deren Prädiktoren. Wenig untersucht ist bislang, inwiefern der Einsatz digitaler Technologien in Lehrerfortbildungen das Nutzungsverhalten und den Kompetenzgewinn von Lehrkräften beeinflussen.
Vor diesem Hintergrund soll das geplante Graduiertenprogramm in der Lehrerbildung die folgenden Leitfragen adressieren:
- Unter welchen Bedingungen trägt der Einsatz digitaler Medien in Fortbildungen – im Zusammenspiel mit individuellen Merkmalen der Lehrkräfte und Merkmalen der Fortbildungen–zu einer effektiven Nutzung von Fortbildungsangeboten sowie zur Kompetenzentwicklung von Lehrkräften in strukturierten beruflichen Fortbildungen bei?
- Inwiefern steht der Einsatz digitaler Medien in Lehrerfortbildungen (z.B. Online-Fortbildungsangebote) in Zusammenhang zu Nutzungsverhalten und Kompetenzgewinn von Lehrkräften?
- Welche Aspekte professioneller Handlungskompetenzen in Bezug auf Unterricht in der Digitalen Welt werden durch den Einsatz digitaler Medien in der Lehrerfortbildung befördert?
Die Beantwortung der Leitfragen erfolgt in mehreren interdisziplinär betreuten Forschungsprojekten. Sie sind darauf ausgerichtet, theoretische Erkenntnisse zur Professionalisierung von Lehrkräften zu erarbeiten und gleichzeitig Wissen für die Anwendung in der Praxis zu generieren.
Didaktik der Chemie
Chemie-Lehrerfortbildungen zu Digitalen Medien nach dem SAMR-Modell
Projektleitung: Porf. Dr. Amitabh Banerji
Projektpartner|in: Prof. Dr. Rebecca Lazarides, Prof. Dr. Andreas Borowski
SAMR, TPACK, Konzeption & Entwicklung, Selbstwirksamkeitserwartung, Lehrkräfteprofessionalisierung
Nach dem SAMR-Modell (Puentedura, 2006) lassen sich digitale Medien im Lernprozess auf vier unterschiedlichen Ebenen einsetzen: Substitution, Augmentation, Modification, Redefinition. Diese vier Einsatzebenen lassen sich im Sinne des TPACK-Modells (Harris & Hofer, 2009) auch als professionelle Handlungskompetenzen in Bezug auf Unterricht auffassen (Abb. 2). Eine interessante Arbeitshypothese könnte lauten, dass eine produktive Auseinandersetzung (Digitale Lerntools selbst erstellen)mit dem digitalen Medium einen höheren Grad des Ich-Involvements erzielt als eine rein rezeptive Auseinandersetzung (Digitale Lerntools einsetzen). Demnach sollte mit steigender Tiefe der Umsetzung im Sinne des SAMR-Modells auch die Selbstwirksamkeitserwartung (Bandura, 1993) der Lehrkräfte zunehmend verbessert werden. Dies führt uns zur folgenden Forschungsfrage:
- Inwiefern beeinflusst der Einsatz digitaler Medien auf den vier unterschiedlichen „SAMR-Ebenen“ in chemiebezogenen Lehrerfortbildungen die Selbstwirksamkeitserwartung der Lehrkräfte?
Um diese Frage zu beantworten, sollen für alle vier SAMR-Ebenen Lernarrangements mit digitalen Tools für den Chemieunterricht entwickelt werden.Im Rahmen von Lehrerfortbildungen werden die Entwicklungen anschließend empirisch untersucht. Hierbei muss auch die Einstellung der Lehrkräfte ggü. digitalen Medien berücksichtigt werden, da diese die Selbstwirksamkeitserwartung beeinflusst (Krause, 2015). Unterstützt wird die Untersuchung durch die Bildungsforscherin Prof. Dr. Rebecca Lazarides. Die Entwicklungsbeispiele würden zwar vorranging chemische Themen fokussieren, die Ergebnisse sollen sich aber in der Hinsicht generalisieren lassen, so dass ein Zusammenhang zwischen den beiden Modellen (SAMR und TPACK) für die Lehrkräfte Aus- und Weiterbildung abgeleitet werden kann oder ein erweitertes Modell entwickelt wird.
Didaktik der Physik
Auswirkungen von synchronen und asynchronen Online-Fortbildungsveranstaltungen auf die professionelle Handlungskompetenz von Lehrkräften im Bereich Messunsicherheiten
Projektleitung: Prof. Dr. Andreas Borowski
Projektpartner|in: Prof. Dr. Rebecca Lazarides, Prof. Dr. Amitabh Banerji
Doktorand: Phillip Gerald Schoßau
Professionswissen, Synchron vs. Asynchrone Fortbildungen, Digitale Messwerterfassung, Tiefenstruktur von Fortbildungen
Der Umgang mit Messunsicherheiten (Möhrke & Runge, 2020) wird zunehmend stärker im naturwissenschaftlichen Unterricht betrachtet. Grund hierfür ist, dass durch die Beschäftigung mit diesem Themenfeld viel über die Erkenntnisgewinnung in den Naturwissenschaften und über das Wesen der Naturwissenschaften gelernt werden kann. Zudem können die hierdurch erworbenen Kompetenzen auf Alltagssituationen angewendet werden und tragen somit zur Allgemeinbildung bei. Da dieses Thema sehr viel mit Experimenten und dem Experimentieren zu tun hat, bieten sich zu diesem Themenfeld Fortbildungen in Präsenzveranstaltungen an. In Flächenländern wie z.B. Brandenburg ist es aber für Lehrkräfte schwer zu zentralen Fortbildungsveranstaltungen zu kommen. Aus diesem Grund soll in diesem Projekt eine Online-Fortbildung zum Umgang mit Messunsicherheiten unter Berücksichtigung der Lernprozessstrukturierung nach Oser & Bariswyl (2001) entwickelt werden. Entlang dessen soll folgende Forschungsfrage erörtert werden:
- Inwiefern müssen die einzelnen Schritte der Lernprozessstrukturierung unbegleitet (asynchron) bzw. begleitet (synchron) werden, damit die professionelle Handlungskompetenz der Lehrkräfte (Baumert & Kunter, 2006) am besten gefördert wird?
Zur Beantwortung dieser Frage werden drei verschiedene Arten von Online-Fortbildungsangeboten entwickelt: Synchron, asynchron, synchron/synchron. Das bedeutet, bei gleicher Tiefenstruktur wird eine Fortbildungsreihe (ca. 4 Termine bzw. Module) entwickelt, die wie eine klassische Fortbildungsveranstaltung in (online) Präsenz stattfindet. Die zweite Veranstaltungsreihe besteht ausschließlich aus Selbstlernmaterialien. Die dritte Veranstaltungsreihe besteht sowohl aus (online) Präsenz-Angeboten, als auch aus Selbstlernmaterialien zur Vor- und Nachbereitung. Bei dem Thema wird explizit auf die digitale Messwerterfassung u.a. mit Hilfe von Smartphones (z.B. App phyphox) fokussiert. Grund ist, dass diese App vermehrt im Unterricht eingesetzt wird und von Seiten der Lehrkräfte Unsicherheiten bestehen, wie mit den vermeintlich genauen Messungen umzugehen ist. In einem Prä-Post-Follow up Design werden verschiedene Aspekte der professionellen Handlungskompetenz von Lehrkräften erfasst (u.a. das Fachwissen/fachdidaktische Wissen). Zusätzlich wird bei jedem Termin / Modul die Motivation und das Nutzungsverhalten erhoben. Im Follow Up wird zusätzlich die Implementation des Inhalts in den Unterricht abgefragt.
Geographische Bildung
Digitale Lernkulturen im Geographieunterricht gestalten - Professionalisierung durch partizipative Konzeptentwicklung im Rahmen von Lehrkräftefortbildungen
Projektleitung: Prof. Dr. Nina Brendel
Projektpartnerin: Prof. Dr. Hanna Dumont
Doktorandin: Paulina Block
Neue Lernkultur, partizipative Forschung, fachspezifische Medienkompetenzentwicklung, Reflexivität
Digitale oder virtuelle Lernumgebungen per se machen weder Unterricht noch Fortbildungen besser – entscheidend ist das implementierte didaktische Konzept sowie eine digital literacy, die Lehrende befähigt, Lerntechnologie zur fachlichen Kompetenzförderung einzusetzen und dieLehr-/Lernkultur entsprechen (um)zugestalten (z. B. im Sinne einer Neuen Lernkultur, in der Lerntechnologie als „Anderswert“ (Rosa, 2015) statt als ‚Mehrwerts‘ gesehen wird). Im geplanten Projekt sollen daher gemeinsam mit Lehrkräften in einem zirkulären Vorgehendidaktische Konzepte zum Einsatz digitaler und virtueller Lernumgebungen im Geographieunterricht entwickelt, implementiert und evaluiert werden. Die Förderung professioneller Kompetenzen erfolgt somit nicht als top-down Vermittlungsprozess, sondern gemäß des Ansatzes partizipativer Forschung (von Unger 2014) auf Augenhöhe von Praxis- und Theorieexpert*innen. Aus dieser „echten“ Kollaboration und Partizipation (nach Mayrberger) resultiert einerseits eine praxisrelevante Forschung und Entwicklung und andererseits ein „empowerment“, eine Handlungsbefähigung der Lehrkräfte angestoßen durch Reflexivität der eigenen Praxis und Kompetenzaufbau während des Forschungs- und Entwicklungsprozesses. Ziel des Projekts ist die Förderung einer fachspezifischen Medienkompetenz bei Geographielehrkräften, die sie befähigt, Lerntechnologie zur fachlichen Kompetenzförderung einzusetzen sowie im Rahmen einer nachhaltigen Bildung die Lernkultur flexibel und kompetent an die schnelle Wandlung der Lerntechnologie anzupassen. Als fachliche Grundlage dienen am Institut entwickelte digitale und virtuelle Lernumgebungen (z.B. Reflectories oder Virtual Reality-Exkursionen, Brendel&Mohring 2020), fachlich-didaktische Modelle zur fachspezifischen Förderung professioneller Handlungskompetenzen (Stechlin-Modell) sowie eigene Studien zur Förderung von Reflexionskompetenzen und Handlungskompetenzen in der geographischen Lehrerbildung im Sinne einer BNE.
Im Rahmen des Dissertationsprojekts soll darauf aufbauend zweierlei untersucht werden:
- Einerseits soll erforscht werden, welche professionellen Handlungskompetenzen im Bereich digitale Lehr-/Lernkulturen durch die erarbeiteten Konzepte gefördert werden (z. B. fachspezifische Medienkompetenzen, ESD educator competences, Reflexivität, virtuelle Raumreflexionen).
- Andererseits soll diese partizipative, zirkuläre Konzeptentwicklung als innovative Form der Lehrkräfteweiterbildung evaluiert und Gelingensbedingungen bestimmt werden.
Der Schwerpunkt des Dissertationsprojekts liegt im Bereich Geographiedidaktik, darüber hinaus sollen Theorien und Konzepte der empirischen Bildungsforschung (z. B. kognitive Aktivierung, Heterogenität, Adaptivität) ins Vorhaben integriert werden.
Didaktik der Geschichte
Einsatz digitaler Medien in Fortbildungen von Geschichtslehrkräften
Projektleitung: Prof. Dr. Monika Fenn
Projektpartner: Prof. Dr. Dirk Richter, Prof. Dr. Ulrich Kortenkamp
Doktorandin: Nadja Mix
Professionsforschung – Digitalisierung – historisches Denken und Lehren – Lehrkräftefort- und -weiterbildung – moderater Konstruktivismus
Während Gelingensbedingungen von Lehrkräftefort- und -weiterbildungen schon relativ gut untersucht sind (Lipowski 2014), fehlen Forschungen dazu, wie sich der Einsatz digitaler Techniken positiv auf die Entwicklung von professioneller Kompetenz u.a. von Geschichtslehrkräften auswirkt. Weiter legt eine explorative Studie nahe, dass (Geschichts-)Lehrkräfte digitale Tools nur mäßig nutzen, besonders beim Einsatz in Lernumgebungen (Eickelmann u.a. 2017). Gleichzeitig gelingt es Lehrkräften häufig nicht, Lernende zum historischen Denken (z.B. über den Konstruktcharakter von Geschichte) anzuregen (z.B. Schönemann u.a. 2010). Problembasierte, digitale Lernumgebungen scheinen – didaktisch sinnvoll eingesetzt – das Potential aufzuweisen, um Denkprozesse zu fördern (Tulodziecki/Grafe 2013). Daher sollen die Lehrkräfte in einer Fortbildung angeregt werden, selbst entsprechende digitale Lernumgebungen zu entwickeln, die sie im eigenen Unterricht dann erproben.
Insofern geht es in einem empirischen Interventionsprojekt einerseits um den Einsatz digitaler Tools zur Fortbildung von Geschichtslehrkräften, aber auch um das Anregen der eigenen Produktion von digitalen Tools bei diesen. Im Rahmen einer an erforschten Gelingensbedingungen orientierten Intervention sollen die Lehrkräfte z.B. über Best-Practice-Beispiele von denkanregenden, digitalen Lernarrangements zur eigenen Produktion und Reflexion in kleinen Teams motiviert und angeleitet werden. Dies soll die Motivation, Selbstwirksamkeitserwartung und das Fähigkeitsselbstkonzept der Lehrkräfte steigern, Überzeugungen zum Einsatz digitaler Medien ändern, die Handlungskompetenz zur Produktion und den fachdidaktischen Einsatz lernwirksamer digitaler Lernszenarien fördern.
- Können Aspekte professioneller (Handlungs-)Kompetenz von Geschichtslehrkräften über den Einsatz digitaler Medien in Lehrerfortbildungen gefördert werden?
- Lässt sich die Handlungskompetenz zur Konzeption digitaler, problemorientierter Lernumgebungen, die SuS zum historischen Denken anregen, fördern? Steigen die Selbstwirksamkeitserwartung und das Fähigkeitsselbstkonzept der Lehrkräfte? Verändern sich Überzeugungen der Lehrkräfte?
Pädagogische Psychologie
Lehrkräfteprofessionalisierung für adaptives Unterrichten durch digitales Schüler-Feedback
Projektleitung: Prof. Dr. Hanna Dumont
Projektpartnerin: Prof. Dr. Nina Brendel
Doktorand: Florian Amon
Adaptiver Unterricht, Individuelle Förderung, Unterrichtsentwicklung, Reflexivität, Partizipative Forschung
Ziel des adaptiven Unterrichts ist, das Unterrichtsangebot kontinuierlich an die individuellen Lernvoraussetzungen der einzelnen Schülerinnen und Schüler anzupassen (Corno, 2008). Dies kann sowohl durch Makroadaptationen wie beispielweise Maßnahmen der Binnendifferenzierung als auch durch Mikroadaptionen im Rahmen von Lehrer-Schüler-Interaktionen im laufenden Unterricht erfolgen. Entscheidend ist dabei, den Bereich zwischen Unterforderung und Überforderung, d.h. die Zone der proximalen Entwicklung, für die einzelnen Lernenden zu finden (Dumont, 2019). Für Lehrpersonen ist dies eine überaus anspruchsvolle und komplexe Aufgabe und erfordert eine hohe diagnostische Kompetenz.
Digitale Technologien stellen für die Umsetzung eines adaptiven Unterrichts ein großes Potential dar. Neben der Möglichkeit, Lerntechnologien zur fachlichen Kompetenzförderung einzusetzen, können Lehrpersonen mittels digitaler Technologien dabei unterstützt werden, die individuellen Bedürfnisse ihrer Schülerinnen und Schüler zu ermitteln. Basierend auf der Annahme, dass die Schülerinnen und Schüler am besten ihren individuellen Grad der kognitiven Aktivierung durch eine Unterrichtseinheit einschätzen können, soll im geplanten Projekt eine App entwickelt werden, durch die Schülerinnen und Schüler im laufenden Unterricht zu selbst oder von der Lehrperson gewählten Zeitpunkten Feedback zu ihrem Schwierigkeitserleben geben können. Die Entwicklung der App sowie ein Konzept zur Nutzung der App im Schulalltag sollen gemeinsam und auf Augenhöhe mit Lehrpersonen erfolgen.
Ziel des Projekts ist die Professionalisierung von Lehrpersonen für adaptives Unterrichten in der dritten Phase der Lehrerbildung. Dabei wird davon ausgegangen, dass die Förderung der dafür nötigen professionellen Kompetenzen nur durch unterrichtsnahe Fortbildungsmaßnahmen und die Reflektion der eigenen Unterrichtspraxis erfolgen kann (Gebauer, 2019). Entsprechend steht das Ausprobieren das Ausprobieren der App durch die Lehrkräfte in der eigenen Unterrichtspraxis und eine längerfristige Zusammenarbeit mit Lehrpersonen im Fokus des geplanten Projekts.
Vor diesem Hintergrund sollen im Dissertationsprojekt folgende Fragestellungen bearbeitet werden:
- Wie kann digitales Schülerfeedback zum laufenden Unterrichtsgeschehen für die Professionalisierung von Lehrpersonen verwendet werden?
- Verbessern sich durch den Einsatz von digitalem Schülerfeedback die diagnostischen Kompetenzen von Lehrpersonen?
- Wird der Unterricht von Lehrpersonen durch den Einsatz von digitalem Schülerfeedback adaptiver?
Der Schwerpunkt des Dissertationsprojekts liegt im Bereich der Pädagogischen Psychologie und der Erziehungswissenschaft, die Umsetzung des Projekts erfolgt am Beispiel und in Zusammenarbeit mit der Geographiedidaktik.
Schulpädagogik
Kompetenzeinschätzungen von Lehrkräften in Fortbildungen mit digitalen Medien
Projektleitung: Prof. Dr. Rebecca Lazarides
Projektpartner: Prof. Dr. Andreas Borowski, Prof. Dr. Amitabh Banerji
Doktorandin: Isabell Runge
Fortbildung, Selbstwirksamkeitserwartungen, digitale Kompetenzeinschätzungen, digitale Technologien, digitalgestützte Lehr-Lern-Prozesse
Kompetenzselbsteinschätzungen von Lehramtsstudierenden und Lehrkräften im Bereich digitaler Medien werden gelten in verschiedenen theoretischen und konzeptionellen Modellen wie dem skill-will-tool model of technology integration (Knezek & Christensen, 2016) als bedeutsam für kompetentes Unterrichtshandeln mit digitalen Medien. Allerdings ist nur wenig darüber bekannt, wie solche Kompetenzselbsteinschätzungen im Rahmen von Professionalisierungsprozessen von Lehrkräften systematisch gefördert werden können. Das Promotionsprojekt hat daher zum Ziel, zu untersuchen, welche theoriebasierten Merkmale von Lehrkräftefortbildungen die digitalen Kompetenzeinschätzungen von Lehrkräften begünstigen. Dabei beziehen sich die im Projekt untersuchten Fortbildungsmerkmale auf theoretische Annahmen zu den Quellen von Lehrerselbstwirksamkeit (Bandura, 1997) und untersuchen die Kompetenzeinschätzungen von Lehrkräften basierend auf dem europäischen Kompetenzrahmen für Lehrende (European Union, 2017). Das Promotionsprojekt untersucht in experimentellen Kontrollgruppendesigns folgende Fragen:
- Inwiefern begünstigen Fortbildungsmerkmale (wie die eigene Gestaltung von Lehr-Lernszenarien mit digitalen Medien, systematisches Peer-Feedback zu selbsterstellten digitalgestützten Lehr-Lernszenarien sowie die eigene Nutzung von digitalen Medien in Fortbildungen für Selbstlernprozesse) die Entwicklung digitaler Kompetenzselbsteinschätzungen von Lehrkräften?
Um die Forschungsfragen zu untersuchen, sollen im Promotionsprojekt bereits existierende Fortbildungen in Bezug auf theoriebasierte Kriterien kategorisiert und die teilnehmenden Lehrkräfte zu ihren digitalen Kompetenzeinschätzungen befragt werden. Zudem wird eine Fortbildung zum Thema „Digitale Medien im Unterricht zur Förderung von Schülermotivation“ entwickelt und im Hinblick auf ihre Effekte auf digitale Kompetenzselbsteinschätzungen von Lehrkräften sowie in Bezug auf die Implementierung digitaler Medien im Unterricht evaluiert.
Erziehungswissenschaftliche Bildungsforschung
Entwicklung und Evaluation einer Lehrkräftefortbildung zur Anwendung digitaler Medien und Tools in der Schule
Projektleitung: Prof. Dr. Dirk Richter
Projektpartner|in: Prof. Dr. Monika Fenn, Prof. Dr. Ulrich Kortenkamp
Doktorandin: Nina Mulaimovic
Digitale Kompetenzen von Lehrkräften, Digitale Tools, Online-Lehre
Die stetig zunehmende Digitalisierung in der Gesellschaft trägt dazu bei, dass auch im Unterricht und in der Schule in stärkerem Maße digitale Medien zum Einsatz kommen. Darüber hinaus finanziert die Bundesregierung durch den Digitalpakt Schule eine verbesserte Ausstattung von Schulen mit digialer Infrastruktur. Um diese technischen Neuerungen auch adäquat im Unterricht zur Anwendung zu bringen, benötigen Lehrkräfte umfassendes Wissen darüber, welche digitalen Tools verfügbar sind und wie diese in Lehr- und Lernprozesse aber auch in die schulische Arbeit außerhalb des Unterrichts (z.B. bei der Zusammenarbeit mit Kolleginnen und Kollegen) integriert werden können. Zu diesem Zweck soll im Rahmen des ausgeschriebenen Projektes eine Fortbildung für Lehrkräfte aller Fächer entwickelt werden, in der die Teilnehmerinnen und Teilnehmer verschiedene digitale Tools kennenlernen und deren Anwendung im Unterricht und in der außerunterrichtlichen beruflichen Praxis erproben.
Das Promotionsprojekt zielt darauf ab, verschiedene Varianten einer Fortbildung zu entwickeln und im Rahmen einer experimentellen Studie zu prüfen, inwiefern die Teilnahme an der Fortbildung zu einer veränderten Nutzung digitaler Tools im Unterricht bzw. in der außerunterrichtlichen Praxis beiträgt. Die theoretische Grundlage der Arbeit bildet das Will-Skill-Tool-Modell von Knezek und Christensen (2008). Dieses besagt, dass die Einstellung von Lehrkräften gegenüber digitalen Tools, aber auch deren Fähigkeiten und deren Zugang zu digitalen Tools entscheidend für die Integration im Unterricht sind. Vor dem Hintergrund dieses Modells soll geprüft werden, inwiefern die explizite Manipulation von Kenntnissen zu digitalen Tools die tatsächliche Anwendung bedingen.
- Inwiefern trägt der Erwerb deklarativen und prozeduralen Wissen zur Nutzung von digitalen Tools zu deren Anwendung in der Schule und im Unterricht bei?
- Welche Aspekte der Fortbildung sind für den erfolgreichen Erwerb des Wissens und den nachhaltigen Transfer in die berufliche Praxis bedeutsam?