Theoretischer Hintergrund:
Das Schreiben von Haus- und Abschlussarbeiten stellt in einer Vielzahl der Studiengänge eine Prüfungsleistung dar, mit der sich die Studierenden wiederholt konfrontiert sehen. Die Frage, worauf es konkret beim Schreiben wissenschaftlicher Arbeiten ankommt, wird jedoch nur selten ausführlich thematisiert. Zumal fach- oder studiengangsspezifische Aspekte wie ein bestimmter Zitierstil (APA, deutsche Zitierweise, Harvard, MLA, Chicago...), ein gewünschter Aufbau oder weitere Aspekte (siehe beispielsweise hier) in grundlegenden Einführungsveranstaltungen zum wissenschaftlichen Arbeiten nicht oder nur vereinzelt berücksichtigt werden können. Dadurch, dass die Anforderungen in den meisten Seminaren ebenfalls nur selten thematisiert werden, sehen sich viele Studierende auf sich allein gestellt, herauszufinden, worauf es beim Schreiben wissenschaftlicher Arbeiten wirklich ankommt.
Idee zur didaktischen Umsetzung einer Sitzung zur Lese- und Sozialkompetenzförderung:
Um die Anforderungen an eine Hausarbeit transparent zu machen und zugleich fachunabhängige Standards zu thematisieren, bieten sich unterschiedliche Zugänge und Materialien an. Für eine Einzelsitzung empfiehlt es sich beispielsweise, mittels eines peer-review-Verfahrens eine vorab gelesene Hausarbeit aus Ihrem Fach seitens der Studierenden mithilfe eines Bewertungsrasters bewerten zu lassen.
Beim peer-review-Verfahren rückt neben der Auseinandersetzung mit den Bewertungskritierien und -maßstäben auch die Förderung überfachlicher Kompetenzen wie Lese- oder Sozialkompetenz (beim kritischen Lesen vor der Sitzung sowie der Diskussion über die Qualität des Textes sowie die Einigung auf eine Note als mögliches Gruppenergebnis in der Sitzung) in den Vordergrund. Die Bewertung der Hausarbeit durch die Studierenden sollte im Anschluss an die Diskussion durch Ihre begründete Bewertung ergänzt werden, sodass die Studierenden die eigene Einschätzung mit Ihrer Einschätzung vergleichen können und sich die Möglichkeit ergibt, auf dieser Grundlage noch einmal in den Austausch zu gehen.
Selbstlernkurse, ausgewählte Literatur und weiterführende Materialien:
- Das Positionspapier "Schreibkompetenz im Studium" gibt Einblicke in den Ist-Zustand hinsichtlich der zumeist zu kurz kommenden Lese- und Schreibkompetenzförderung im Studium und die damit verbundenen Konsequenzen sowie eine Vielzahl didaktischer Ideen, um die Schreibkompetenz gezielt zu fördern. Das Positionspapier finden Sie hier!
- Eine Ausführliche Darlegung des Vorgehens beim Einsatz der Methode Peer-Review sowie die der Methode inhärenten Potenziale finden Sie hier!
- weitere Ausführungen, die die Potenziale von peer-review-Verfahren für Lehrende und Studierende aufgreifen, ein Video zu dem Thema sowie ein Beispielszenario finden Sie hier!
- Die Universität Potsdam hat in einem Moodle-Kurs eine sehr umfangreiche Auswahl erstellt, die lerntheoretische und lese- und schreibdidaktische Inhalte verfügbar macht, ausgewählte Bücher für das Selbststudium vorstellt oder auch auf bestehende Beratungsangebote und Schreibgruppen hinweist. Den Link zum Kurs finden Sie hier!
- Wie Ergebnisse aussehen können, die Studierende erarbeiten, wenn Sie zu den Bewertungskriterien einer Hausarbeit befragt werden, sehen Sie hier!
- Sollten Sie Ihre Studierenden bereits auf das Schreiben einer Bachelor- oder Masterarbeit vorbereiten, bietet es sich an, auch hier die bestehenden Bewertungskriterien zugänglich zu machen. Ein Beispiel für einen ausführlichen Bewertungsbogen zu diesem Thema finden Sie hier!