Tagespraktikum Musik
Ulrike Höfer
(akademische Mitarbeiterin an der Professur Elementare Musikpädagogik)
Angaben zum Praxisbeispiel:
Das fachdidaktische Tagespraktikum Musik umfasst max. vier Lehramtsstudierende mit dem Fach Grundschulpädagogik - Musik, die über das gesamte Semester 1x wöchentlich in einer Grundschule hospitieren und schließlich auch selbst unterrichten. Dabei begleiten sie eine Grundschulklasse für eine Unterrichtsstunde von 45 Minuten im Fach Musik und haben anschließend 45 Minuten Zeit mit der Seminarleitung und der Musiklehrkraft der Klasse diese Stunde zu reflektieren und Ziele für die nächste Stunde zu setzen. Die Studierenden führen im Semester jeweils drei eigene Unterrichtsstunden durch, die sie mit der Seminarleitung in einer Sprechstunde absprechen. Das Tagespraktikum muss schriftlich reflektiert sowie eine Beobachtungsaufgabe schriftlich erörtert werden.
Ziele des Einsatzes digitaler Medien (in der Lehrveranstaltung)
Ziel des Konzeptes ist es, das Tagespraktikum durch den Einsatz digitaler Medien für die Studierenden nachhaltiger zu gestalten, den Austausch untereinander zu erleichtern bzw. zu fördern und eine bessere Betreuung des Praktikums zu gewährleisten. Darüber hinaus soll der unbenotete Leistungsnachweis nicht am Ende des Semesters erfolgen, sondern begleitend zum Tagespraktikum. Dies schafft zum einen Ressourcen für die Studierenden, zum anderen können so die festgelegten Kompetenzen des Tagespraktikums der Universität Potsdam besser erreicht und reflektiert werden. Hier werden neben der Entwicklung von Basisfähigkeiten in der Planung und Durchführung von Unterricht auch die Selbst- und Fremdevaluation als Standards formuliert (Konzept zu Standards und Kompetenzen in den schulpraktischen Studien (bildungswissenschaftliche und fachdidaktische Praktika) im Rahmen der Neustrukturierung der BA- und MA- Phase des Lehramtsstudiums an der Universität Potsdam, ZfL, 2013).
Besondere Herausforderungen
Zwischen den Studierenden konnte im bisherigen Tagespraktikum kaum ein kommunikativer Austausch stattfinden. Aufgrund der knappen Zeit für die Reflexion der selbst gehaltenen Unterrichtsstunden sind in der Regel nur die Musiklehrkraft und die Seminarleitung zu Wort gekommen. Die konkrete Stundenplanung lag durch die Sprechstunde nur der Seminarleitung vor, sodass die anderen Studierenden erst kurz vor der Stunde Einsicht in den aktuellen Stundenverlaufsplan nehmen konnten. Dies verhinderte ebenfalls die Beteiligung an der Reflexion und eine sinnvolle Unterrichtshospitation. Die Beobachtungsaufgabe erledigte jeder Studierende für sich, ohne dass die anderen in ihren Unterrichtsstunden von den Erkenntnissen profitieren konnten.
Im abschließenden Praktikumsbericht kam es von Seiten der Studierenden nur selten zu einer dokumentierten Reflexion mit Handlungsalternativen und Zielstellungen, die in den folgenden Unterrichtsstunden berücksichtigt wurden. Vielmehr handelte es sich um eine abschließende Reflexion des gesamten Praktikums, ohne dass einzelne Lernprozesse oder Erkenntnisse über die Stunden hinweg festgehalten, bzw. umgesetzt wurden. Ein nachhaltiger Wissenserwerb sowie eine engmaschige Betreuung konnte bisher nicht zufriedenstellend erfolgen.
Umsetzung des mediengestützten Szenarios
Die hier vorgestellte Lehrveranstaltung gliedert sich in eine Präsenzveranstaltungvor Beginn der Praxisphase, in der alle Grundlagen der Lehrveranstaltung sowie das mediengestützte Szenario vorgestellt und erprobt werden. Anschließend findet 1x wöchentlich eine Präsenzveranstaltung in der Schule, in Form von durchzuführenden Unterrichtsstunden und einer Reflexion statt.
Im vorliegenden Konzept stellt der Praktikumsbericht keine additive Leistung dar, sondern soll mit Hilfe verschiedenster Tools in Moodle in das Praktikum eingebunden werden. Dadurch können sich die Studierenden ihren eigenen Lernprozess zunutze machen und auch die Lehrperson kann diesen besser begleiten. Der Praktikumsbericht wird zu einer offeneren schriftlichen Prüfungsleistung, die parallel im Semester in Form von Online-Aufgaben und Reflexionen individuell und kooperativ absolviert wird. Die Inhalte der Prüfungsleistung bleiben dabei weitestgehend gleich, allerdings wird ein Schwerpunkt auf die gegenseitige Reflexion u.a. auch im Tandem und das gemeinsame Erarbeiten von Inhalten gelegt. Dadurch üben die Studierenden konstruktives Feedback zu geben und auch anzunehmen, was ein wichtige Kompetenz für den späteren Beruf darstellt. Durch Phasen des „blendet learnings“ entstehen zeitliche Ressourcen, die für die Reflexion des Lernprozesses genutzt werden können.
Aufgrund der Übersichtlichkeit und guten Handhabbarkeit wurde sich für die Plattform „Moodle“ entschieden, in der alle Lehr- und Lernaktivitäten stattfinden, die im Folgenden kurz beschrieben werden und Teil des unbenoteten Leistungsnachweises sind:
1) Moodle – Wiki: Zusammenstellung von wichtigen Begriffen der Unterrichtsplanung sowie Methoden, als Nachschlagewerk für die Studierenden.
2) Moodle- Aufgaben: Hier werden für die erste Rückmeldung der Seminarleitung die Unterrichtsentwürfe, Beobachtungsaufgaben und Beobachtungsbögen hochgeladen.
2) Moodle-Forum für die Unterrichtsentwürfe: In diesem Forum werden Unterrichtsentwürfe drei Tage vor der Unterrichtsstunde hochgeladen und von den Studierenden kommentiert und ggf. überarbeitet.
3) Moodle – Forum für das konstruktive Feedback:Hier laden die Tandempartner Ihre Reflexionen der letzten Stunde hoch. Auch andere Studierende können zur Unterrichtsstunde Stellung nehmen. Zuletzt setzt sich der/die beobachtete Student*in drei Ziele für die nächste Stunde, welche in der Unterrichtsplanung und -durchführung besondere Berücksichtigung finden.
4) Moodle – Forum für die Beobachtungsaufgabe: Hier stellen die Teilnehmer*innen Ihre Beobachtungsaufgabe sowie Ihre Beobachtungen in Form eines diagnostischen Prozesses dar.
5) Moodle – Journal: Hier reflektieren die Studierenden zu vorgegebenen Leitfragen Ihren eigenen Lernprozess, dokumentieren offen gebliebene Fragen oder können Erfahrungen aus der Hospitation festhalten.
Erfahrungen
Das vorliegende Konzept wurde über zwei Semester hinweg entwickelt und Stück für Stück erprobt. Dabei wurde auf Grundlage der Evaluationen der Studierenden, der Musiklehrkraft und eigener Feststellungen das Konzept immer weiter verändert. In diesem Semester (WS 2019/2020) kann das Szenario zum ersten Mal im endgültigen Format durchgeführt werden. Insgesamt trifft das Konzept auf große Zustimmung von Seiten der Studierenden. Unter der Woche findet ein großer kommunikativer Austausch statt. Unterrichtsentwürfe werden vorab hochgeladen, diskutiert und wertgeschätzt. Im Team reflektieren die Studierenden Ihre Unterrichtsstunden und bekommen so neben der Musiklehrkraft und der Seminarleitung auch Rückmeldungen von Kommilitonen. Sie haben dadurch erstmals die Möglichkeit in sehr hohem Maße am Praktikum zu partizipieren. Die Beobachtungsaufgabe ist ebenfalls für alle ersichtlich, sodass bspw. Schülerbeobachtungen und Hypothesen von anderen in der eigenen Unterrichtsplanung Berücksichtigung finden können. Die positiven Ergebnisse spiegeln sich nicht nur in der gegenseitigen Kommunikation wieder, sondern auch in der Planung und Durchführung der Unterrichtsstunden.