E-Learning Tag 2015 - Ein Rückblick
Am 19.11.2015 fand der E-Learning-Tag unter dem Motto: "Lehren. Lernen. Gestalten." statt. In den Vortragssessions bekamen die Teilnehmer*innen Einblicke in aktuelle Entwicklungen, Technologien und Projekte an der Uni Potsdam, ein Marktplatz lud zu Information und Austausch ein und im abschließenden World Café wurden Möglichkeiten und Herausforderungen zukünftiger Mediennutzung in Studium und Lehre an der UP diskutiert.
Rückblickend klingen verschiedene Statements nach.
"Digital natives habe ich bei mir nicht ... bestimmt gibt es die, aber sie sind nicht in meinen Veranstaltungen."
So bzw. so ähnlich konnte man es auf dem diesjährigen E-Learning-Tag mehrmals vernehmen. Die Medienkompetenz der Studierenden wird oftmals "gnadenlos überschätzt".
Ein thematischer Schwerpunkt am Vormittag war der Einsatz mobiler Geräte. Drei der sechs Vorträge handelten von Praxiserfahrungen beim Einsatz von Tablets. Susanne Gnädig und Christopher Musick (Didaktik der englischen Sprache und englischsprachiger Kulturen) stellten den von ihnen erfahrenen Mehrwert und auch die Probleme beim Einsatz von Tablets im Fremdsprachenunterricht vor. Ihre Erfahrungen beziehen sich auf den Einsatz eines Tablet-Klassensatzes. Im Rückblick auf ihre Versuche, die Tablets zur Unterstützung der Entwicklung von Sprechkompetenz zu nutzen, waren ihre Erfahrungen ambivalent. Sie plädieren eher für die Nutzung privater mobiler Geräte durch die Studierenden (BYOD - bring your own device), da die mit dem Einsatz des Klassensatzes verbundenen Wartungsarbeiten sehr hoch sind. Weiterhin wünschen Sie sich ein Medienkompetenz-Curriculum für Hochschulen, wie es dieses auch seit dem letzten Jahr für Schulen gibt. Den Studierenden fehlt es an grundlegenden Skills, wie sie die Geräte außerhalb ihres privaten Gebrauchs benutzen können. Auch Nadine Zülow (Didaktik der romanischen Sprachen) sprach über die Notwendigkeiten bei der Vorbereitung von iPads für den Einsatz in der Lehre. Der Tenor hinsichtlich zukünftiger Einsatzszenarien geht auch für sie in Richtung BYOD-Lösungen.
"Sinn machen ganz einfache und reduzierte Anwendungen."
Ein Beispiel hierfür stellte Ludwig Zimmermann von der Sportdidaktik vor. Er nutzt Tablets um Videoaufnahmen von den Studierenden zu machen, die dann wiederum zur selbstkritischen Betrachtung und für Feedbackgespräche genutzt werden können.
Er verwendet hierzu eine 'bedienfreie' Videodelay-Software, wie man sie auch bei Sportübertragungen nutzt. Eine Szene wird gefilmt und nach zuvor bestimmter Verzögerung abgespielt. So werden seine Sportstudierenden beim Durchführen von Übungen aufgenommen und erhalten ein unmittelbares Feedback während des Betrachtens der eigenen Videoaufzeichung. Wunderbar geeignet um die Technik zu verbessern und den Blick für die eigene Leistung zu schulen, aber auch um zu üben Rückmeldungen für andere zu formulieren.
"Was wir brauchen sind Personen, die uns bei der technischen Umsetzung unterstützen."
Eine mehrmals auftauchende Aussage war der Wunsch nach Personen, die bei technischen Aspekten helfen und ganz flexibel angefordert werden können. Je nach Bedarf einfach jemanden an seiner Seite haben und sich nicht auch noch um die technische Umsetzung kümmern müssen, das wünschten sich mehrere der E-Learning-Akteure.
Frau Dr. Marianne Auerbach und ihre Kollegin Olga Holland (Zessko - Sprachbereich Russisch) machten deutlich, dass es an großem Engagement der Lehrenden bedarf, elektronische Einstufungstests für die Studierenden bereitstellen zu können und das ihnen am meisten geholfen wäre, wenn sie Unterstützung bei der technichen Umsetzung ihrer Moodle-Kurse erhalten würden. Dafür sprach sich auch PD Dr. Frank Kügler (Department für Linguistik) aus. Er gab einen Einblick, welche Erfahrungen er mit Moodle als Tool, Online-Tests zur Stoffnachbereitung und für E-Klausuren sowie deren automatische Auswertung bei großen Studierendengruppen gemacht hat. Auch er betont, dass ihm personelle Unterstützung bei der Erstellung der Tests, am meisten helfen würde.
Die Wünsche und Vorstellungen, die am Nachmittag im WorldCafé für die Zukunft der Lehre geäußert wurden, gingen in eine ähnliche Richtung.
"Wie stellen wir uns die Zukunft mediengestützter Lehre an der UP vor?" diese Frage diskutierten Teilnehmer*innen und Veranstalter*innen am Nachmittag im Worldcafé. Welche Entwicklungen werden für uns wichtig sein und welche Schwerpunkte wollen wir setzen? Entlang der vier Handlungsfelder: Lehrhandeln/Didaktik, Technologie, Organisationsstrukturen und Anreize wurden diese Fragen in Kleingruppen bearbeitet.
Der Fokus zukünftigen Lehrhandelns wird insgesamt nach wie vor auf den Studierenden liegen. Sie sind der Ausgangspunkt für alle didaktischen und gestalterischen Überlegungen, so beschrieben es die Lehrenden an einem der Worldcafé-Tische.
Scheitern sollte erlaubt sein, d.h. als Lehrende*r sollte man Freiraum für ein "Ideenlabor" haben und bspw. ein Lehrsemester (Forschungsfreisemester) nehmen können. Es wurde der Wunsch nach einer angemessenen Kommunikationskultur unter den Lehrenden geäußert. Sich unter Kolleg*innen ganz natürlich über die Lehre austauschen und die damit verbundene Transparenz müsse als Selbstverständlichkeit angesehen werden. Klar schien für alle zu sein, dass die Technik Veränderungen in unserem (Lehr)Verhalten bedingt. Jede/r Einzelne wird sich mit den Entwicklungen auseinandersetzen (müssen). Doch es bedarf zukünftig zusätzlich einer serviceorientierten Haltung hinsichtlich der Entwicklung von Medienkompetenz und der Unterstützung bei der Mediennutzung. Die Lehrenden sprachen sich für E-Tutor*innen als geeignetes Unterstützungskonzept für künftige Projekte aus.
Im Bereich Technologie gab es verschiedene Blickrichtungen, zum einen werden einfache und sichere Lösungen gewünscht, die zudem unabhängig von kommerziellen Angeboten sind. Zum anderen wird aber auch eine Offenheit der Systeme erwartet, sodass der Blick sich zugleich in Richtung Open-Source-Lösungen richtet. Stichworte hierbei waren Moodlezugänge für Externe, um die Kooperation mit anderen Hochschulen zu vereinfachen. Es wird Kompatibilität von Formaten und Anwendungen erwartet. Auch im WorldCafé-Gespräch ging die Tendenz in Richtung BYOD.
Ganz klare Vorstellungen gab es zu den Anreizen. In Zukunft sollten Lehrende Planungssicherheit für ihre Lehraktivitäten haben, die Lehrqualität könnte als Erhalt des StatusQuo berücksichtigt werden oder sollte zumindest in irgendeiner Form Berücksichtigung finden bspw. in Form einer leistungsabhängigen Deputatsregelung. Anerkennungsformen für Initiativen wie ein Badgesystem oder eine mit dem Landeslehrpreis vergleichbare Honorierung wurden vorgeschlagen. Ebenso müsse die Anrechenbarkeit mediengestützter Veranstaltungen auf das Lehrdeputat geregelt sein. Aber auch die Serviceorientierung in den Hochschulstrukturen wurde als Anreiz für die zukünftige mediengestützte Lehre formuliert. Unterstützung, egal ob zentral oder dezentral, ist und bleibt ein wichtiger Anreiz für mediengestützte Lehraktivitäten.
Vermutet wurde, dass der Trend hin zu einer Öffnung der Hochschulgrenzen geht. Es werden Kurse an anderen Unis absolviert und der stetig größer werdende Materialienpool (OER) wird besser strutkuriert, Inhalte werden besser auffindbar und entsprechend auch stärker genutzt. Ein deutschlandweites System an alle Hochschulen wurde zwar als sinnvoll bewertet, jedoch steht einer besseren Vergleichbarkeit der eingeschränkte Wettbewerb gegenüber.
Grundsätzlich wünschten sich die Teilnehmenden mehr Entlastung (Unterstützung von zentraler Seite) und mehr Anerkennung, was die Lehre und im speziellen auch die Online-Lehre betrifft. Die Anrechnung auf das Lehrdeputat soll geklärt werden. Die Idee E-Tutor*innen einzusetzen wurde für gut befunden, aber auch geäußert, dass die Tutor*innen eventuell nur denen zugute kommen, die ohnehin schon aktiv sind.
Parallel konnten sich die Teilnehmer*innen des E-Learning-Tages aber auch interessiertes "Laufpublikum" auf dem Marktplatz im Foyer des Hauses 6 über Serviceangebote und Unterstützungsleistungen verschiedener mit dem E-Learning befasster Einrichtungen der UP informieren. An den Ständen der Zentrale Einrichtung für Informationsverarbeitung und Kommunikation (ZEIK), des Audiovisuellen Zentrums (AVZ), des Projektes E-Learning in Studienbereichen (eLiS), der Universitätsbibliothek sowie der AG eLEARNiNG fanden sich neugierige und engagierte Lehrende wie auch Studierende zum angeregten Austausch ein.