FAQ
Häufig gestellte Fragen zur Universitätsschule
Was ist eine Universitätsschule und gibt es solche Schulen bereits in Deutschland?
Eine Universitätsschule ist eine Schule, die sich durch eine enge, institutionalisierte Kooperation mit einer Universität hinsichtlich Forschung, Lehrkräftebildung und/oder Transfer auszeichnet. Das prominenteste Beispiel in Deutschland ist die 1974 gegründete Laborschule Bielefeld, an die das Oberstufenkolleg Bielefeld anschließt; beide Institutionen kooperieren eng mit der Universität Bielefeld. Für die Entstehung der Schulen war John Deweys Idee einer “Laboratory School” entscheidend, die der Philosoph und Pädagoge Dewey am Anfang des 20. Jahrhunderts an der University of Chicago gründete. Weitere Universitätsschulen in Deutschland entstanden in den letzten Jahren in Köln (Inklusive Universitätsschule Köln) und in Dresden (Universitätsschule Dresden).
Wozu eine Universitätsschule Potsdam?
Die Universität Potsdam ist derzeit die einzige Hochschule im Land Brandenburg, welche lehramtsbezogene Studiengänge anbietet. Eine angegliederte Universitätsschule bietet, vergleichbar mit einem Universitätsklinikum, eine direkte Verzahnung von Schulpraxis, Lehre und Forschung und kann dadurch zur stetigen Verbesserung der schulischen Bildung, der Lehrkräfteausbildung, aber auch der Bildungs- und fachbezogenen Forschung genutzt werden. Aktuelle, drängende Aufgaben wie z. B. die Digitalisierung, Heterogenität und Inklusion können interdisziplinär bearbeitet werden. Im Austausch verschiedener Bildungsakteur*innen fließen Erkenntnisse der Schulpraxis und der Forschung zusammen, werden an gemeinsam entwickelten Konzepten evaluiert und weiterentwickelt, um neue Impulse für die landesweite Schulentwicklung zu geben.
Darüber hinaus hat die Universitätsschule das Potenzial, ein zentraler Ort für die Aus-, Fort- und Weiterbildung für Lehrkräfte und pädagogisches Personal in Brandenburg zu werden sowie weitere Aufgaben des öffentlichen Bildungswesens (z. B. Angebote für Eltern, Berufsorientierung) zu übernehmen.
Welche pädagogischen Leitlinien sind wichtig?
Die Universitätsschule ist geplant als eine Schule in öffentlicher Trägerschaft, die alle allgemeinbildenden Schulabschlüsse anbietet und sich keiner Schulform zuordnet. Sie ist eine inklusive Schule, die sich durch eine vielfältige Schüler*innenschaft und eine heterogene Schulgemeinschaft auszeichnet. Die Schule soll im gebundenen Ganztag organisiert sein und in enger Vernetzung mit ihrem Umfeld stehen. Die Schulkultur wird von multiprofessionellen Teams gestaltet, die das Wohlbefinden der gesamten Schulgemeinschaft in den Blick nehmen. Andere wichtige Leitplanken sind
- Partizipation,
- die innovative Verknüpfung analoger und digitaler Lernumgebungen,
- die Förderung von Problemlösungskompetenzen, die nachhaltige Entwicklung unterstützen.
Wo wird die Schule entstehen?
Ein konkreter Standort ist noch nicht gefunden. Die Stadt Potsdam bietet mit ihrer Vielzahl an wissenschaftlichen und schulischen Standorten eine Breite an Möglichkeiten, das Konzept der Universitätsschule umzusetzen. Die Digitalisierung ermöglicht zunehmend die standortunabhängige Zusammenarbeit. Das schulische Personal hat einen erleichterten Zugang zu Veranstaltungen und weiteren Initiativen der Universität.
Dennoch könnte die räumliche Nähe zum Universitätscampus Golm die Aufgaben und Kooperationsstrukturen der Universitätsschule erleichtern, insbesondere wenn gemeinsame Veranstaltungen und Vorhaben in der Schule realisiert werden (bspw. Hospitationen, Evaluationen) oder Präsenzveranstaltungen der Universität genutzt werden sollen.
Wie kam es zu der Idee einer Universitätsschule in Potsdam?
Bereits in den 1990er Jahren diskutierten Wissenschaftler*innen der Universität Potsdam Ideen und Möglichkeiten zum Aufbau einer Universitätsschule für das Land Brandenburg. Im Rahmen des vom BMBF geförderten Projekts Innovative Hochschule Potsdam, das den Auf- und Ausbau des Transfers von Forschungswissen unterstützen soll, wurde die Idee einer Universitätsschule erneut aufgegriffen. Das Teilprojekt Bildungscampus widmet sich dem Wissenstransfer im Bildungskontext und trägt dazu bei, Brücken zwischen Wissenschaft und Schulpraxis sowie Bildungsverwaltung und -politik zu bauen. Die Konzeptionierung einer Universitätsschule ist ein wichtiger Bestandteil dieser Arbeit.
Welche Rolle spielt der „Bildungscampus“?
Der Bildungscampus übernimmt bei der Konzeptionierung der Universitätsschule eine organisatorische und koordinierende Aufgabe: Er will die Bedeutung und die Chancen des Wissenstransfers aufzeigen, Kooperationspartner*innen identifizieren und vernetzen. Außerdem schafft er Begegnungsräume, um Gestaltungsprozesse für eine solche Schule anzustoßen und zu unterstützen. Der Bildungscampus versteht sich als Kommunikationsschnittstelle für die Menschen, die gemeinsam an der Konzeptionierung einer Universitätsschule und am Transfer im Bildungskontext arbeiten möchten.
Was ist der Stand der Konzeptionierung und was sind nächste Schritte?
Ein erster wichtiger Meilenstein war die Fertigstellung des Rahmenkonzepts im Januar 2021. Ein multiprofessionelles und interdisziplinäres Konzeptteam erarbeitete das Rahmenkonzept und übergab es an die Strukturkommission, die sich mit infrastrukturellen und institutionellen Fragestellungen einer möglichen Gründung befasst. Gespräche zwischen der Universität, der Stadt Potsdam als möglichem Schulträger, dem Schulamt Brandenburg, dem Brandenburgischen Ministerium für Bildung, Jugend und Sport und dem Brandenburgischen Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur sind fortlaufend.
Die konzeptionelle Arbeit wird ebenfalls fortgesetzt und bis Frühling 2022 wird ein erweitertes Schulkonzept entstehen. Dafür gibt es ein Schulkonzeptteam und Interessengruppen, die thematische Bausteine des Schulkonzepts erarbeiten.
Welche Beteiligungsformate gibt es?
In der zweiten Phase der Konzeptionierung wird es verschiedene Formen der Beteiligung geben:
- Das Schulkonzeptteam treibt die vertiefte Ausarbeitung des Rahmenkonzepts voran und verantwortet den Schreibprozess.
- Thematische Interessengruppen erarbeiten vertiefende Bausteine für Teilthemen der Konzeptarbeit.
- Expert*innen geben punktuell und gezielt Feedback zu Themenbereichen des Schulkonzepts.
- Öffentliche Impulsrunden und Werkstätten generieren Ergebnisse, welche in die Konzeptarbeit einfließen.