Aller Anfang ist schwer … und unheimlich spannend
Online-Meeting zwischen Potsdam und Uppsala
Von Katja Heeschen und der UP2date-Redaktion
„Wer nicht wagt, der nicht gewinnt“, dachte sich Katja Heeschen. Die promovierte Wissenschaftlerin vom Department Geochemie des Geoforschungszentrums Potsdam (GFZ) unterrichtet an den Universitäten Potsdam sowie Uppsala/Schweden und hatte sich bereits häufiger überlegt, wie die Studierenden beider Veranstaltungen zusammenkommen könnten. In der eTEACHiNG-Weiterbildung der Universität Potsdam lernte sie u.a. das Webconferencing System Adobe Connect kennen, das diese Möglichkeit bot. Gemeinsam mit Andreas Solders vom Department of Physics and Astronomy der Universität Uppsala/Schweden, sowie dem Bereich Lehre und Medien des Zentrums für Qualitätsentwicklung in Lehre und Studium (ZfQ) konzipierte sie ein Online-Seminar für Studierende beider Hochschulen. Teilnehmende waren Masterstudierende der Geowissenschaften in Potsdam unter der Leitung von Professor Michael Kühn (GFZ) und Bachelorstudierende des Programmes „Energiesysteme“ in Uppsala.
Zum Thema „Gesellschaftliche Akzeptanz von CO2 Sequestrierung und Atomendlagerung“ waren vier Kernpunkte geplant: Nach einer Aufwärmphase, in der etwaige technische Probleme bei einzelnen Teilnehmenden behoben werden und eine Online-Umfrage erfolgen sollten, waren zwei Expertenvorträge - je einer an jedem Standort - angedacht. Danach sollten gemischte Studierendengruppen ausgewählte Fragen diskutieren und ihre Ergebnisse ins Plenum tragen. Es braucht eine Menge Mut und Zuversicht, ein solch überaus anspruchsvolles Szenario mediengestützt in die Tat umzusetzen, wenn wenige Praxis-Erfahrungen mit dem zentralen digitalen Werkzeug vorliegen. Denn was in Präsenz vergleichsweise einfach zu realisieren wäre, erfordert im virtuellen Raum eine differenzierte Planung, eine gute Moderation und Leitung und nicht zuletzt eine funktionierende technische Infrastruktur, also auch reale Räumlichkeiten und die entsprechende Hardware. Letztere wurde vom Bereich Lehre und Medien zur Verfügung gestellt und auch die Vorbereitung und Durchführung wurde von Mitarbeiter*innen begleitet.
„Ich habe für die Konzeption und Planung viel Zeit benötigt“, sagt Katja Heeschen, „Neben den üblichen Punkten, wie Terminplanung, Themen- und Literaturauswahl, brauchten die Moderation, die zeitliche Organisation und die Einweisung der Studierenden eine besonders detaillierte Planung. Hinzu kommt die exakte Planung der Verantwortlichkeiten im virtuellen Raum, wobei nichts dem Zufall überlassen werden kann. Auch ist die Anfangsphase wichtiger als in einem realen Raum. Ob sich dieser Aufwand auszahlt und das zweistündige Online-Meeting erfolgreich und ohne technisch-organisatorische Probleme verläuft, ließ sich trotz bester Vorbereitung nicht prognostizieren, zumal Katja Heeschen als Gastgeberin weit weg in Uppsala saß. Als nach einigen kleineren technischen Hindernissen die ca. 30 TeilnehmerInnen über Laptops oder Tablets und Headsets miteinander verbunden waren und auch die Videoleitung für die Gastredner stand, wurden die Umfragen zum Thema beantwortet. Danach konnten die Studierenden den ersten Expertenvortrag von Mattias Lantz aus Uppsala hören und auch der Wechsel zum Vortrag von Prof. Kühn erfolgte ohne größere Schwierigkeiten. Die erste - wenn auch einfachere Herausforderung - war gemeistert. Die Studierenden hatten sichtlich Freude an diesem ungewohnten, spannenden Format. Etwas schwieriger gestaltete sich die anschließende Zuweisung der Teilnehmenden in die vom Online-Raum des Hauptmeetings getrennten Online-Gruppenräume. In vielen Fällen kam es zur Unterbrechung des Zugangs zum virtuellen Raum. Grund dafür könnte das erhöhte Datenaufkommen gewesen sein, das durch die Vielzahl nun eingeschalteter Webcams aufkam. Die Folge war eine teils „verstopfte“ Leitung und Probleme bei der Tonübertragung. Durch die manuelle Zuweisung von Studierenden in die Online-Gruppenräume kam es zu einiger Verzögerung. Davon ließ sich jedoch keine/r der Beteiligten entmutigen bzw. zum Aufgeben bewegen. Zurück im Plenum gab es noch eine kurze Abschlussdiskussion, z.T. auch über den Chat und über weitere Abstimmungen, geleitet von Andreas Solders. „Allen war der Experimentalcharakter der Veranstaltung klar“ sagt Katja Heeschen. „Gemeinsam wollten wir die potenziellen Möglichkeiten eines Webconferencing-Systems nutzen und Erfahrungen für die Zukunft sammeln.“ In der abschließenden Evaluation wurde das Seminar überwiegend positiv bewertet. Michael Kühn berichtete zudem von einer sehr angeregten Diskussion in der nachfolgenden Stunde mit seinen Studierenden zu den Themen des Seminars.
Daher steht für Katja Heeschen auch fest: „Der Aufwand hat sich trotz einiger technischer Probleme im Meeting-Verlauf in mehrfacher Hinsicht gelohnt.“ Ein solches Format zu konzipieren und mit den Ergebnissen abzugleichen, liefere wertvolle Erkenntnisse für zukünftige Vorhaben. Eine detaillierte Planung, genaue Zuweisung der Verantwortungen, ein Backup-Plan und genügend Zeit für den Aufbau und das Testen der Technik am Tag der Veranstaltung ist das A und O. „Beim ersten Mal denkt man einfach nicht an alles und stellt erst in der Durchführung fest, dass zum Beispiel für die Gruppendiskussionen je ein Rechner pro Gruppe in Potsdam und Uppsala vollkommen ausreichend gewesen wäre“ betont die Gastgeberin „das hätte den Datenverkehr gesenkt und auch die Anzahl der zu organisierenden Teilnehmenden .“ Als Gewinn für sich wertet Katja Heeschen u.a. auch den sichereren Umgang mit Adobe Connect, da sie mit verschiedenen Oberflächenaufteilungen und Funktionen - sogenannten Layouts - für den Online-Raum gearbeitet hat. Besonders wichtig ist ihr aber, dass die Studierenden und die anderen Lehrenden das Format begrüßten und den Wert, mit anderen Studierenden und Experten international in Austausch treten zu können, als hoch einschätzten. Sie war zudem erfreut über den Einsatz, den die Studierenden für das Seminar gezeigt haben, die damit den Erfolg möglich gemacht haben. Das gleiche gilt für den Einsatz der MitarbeiterInnen vom ZfQ.
Auf die Frage der Redaktion, was sie ganz persönlich Lehrenden beim Einsatz digitaler Medien empfehlen würde, sagt Katja Heeschen: „Ein gut definiertes Ziel, eine gute Planung und Vorbereitung nicht zuletzt auch mit den Studierenden - und einen guten zeitlichen Puffer. Gelohnt hat sich der Aufwand in jedem Fall, da ich das Format im kleineren Rahmen auch in Folge mit sehr viel Zuspruch durch die Studierenden angewendet habe.“