Eine Übung (fast) vollständig digitalisieren - Willkommen im Livestream
Hendrik Steinbeck
(studentischer Mitarbeiter am Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik)
Angaben zum Praxisbeispiel:
(Wahl-)Pflicht Modul für BA/BSc. digitalisieren: ÜbungGeschäftsprozessmanagement
140 Studierende mussten in 4 Übungen untergebracht werden, bei 4 x 25 Präsenzplätzen nicht möglich war. Aus diesem Grund wurde eine Entscheidung getroffen, die Übung primär online durchzuführen, um die Warteschlange aufzulösen.
Mehr Beispiele aus der Praxis? Gerne!
Fokusvideo: www.youtube.com/watch
Livestream aus Übung #2: www.youtube.com/watch
Ziele des Einsatzes digitaler Medien (in der Lehrveranstaltung)
Folgende Prinzipien sind Grundpfeiler der Übung (didaktisch und methodisch):
1. Digital first: Nutzung von Livestreams, Foren, Quiz, Videos und einer digitalen Erstellung einer Nebenleistung (Prozessmodellierungsaufgabe)
2. Wissenschaftlich fundiert: Einluss von Birkenbihl, Terhart, Edelmann & Wittmann, Schwartz
Arnold & Schüßler, Bourdieu
3. Dienste einbeziehen:OBS, Mentimeter, ClipStudio, Twitch und Quizacademy, alles vom LMS Moodle verwaltet
4. Gute Praktiker imitieren: Ich habe mich von YouTubern (oding Train, 3Blue1Brown, Veritasium, CodeBullet) und Twitter-Kontakten (Spannagel, Lohner, K. Maass) beeinflussen lassen
5. Verantwortung teilen (mit den Studis): Moodle checken als Holschuld, klare Fristen und alles ist offen und permanent für die Lernenden verfügbar
6. Skalieren! Das Programm kann für Arbeitende, Kranke und Leute mit Kindern (habe ich alles im Kurs) angeboten werden. Übergreifendes Lernen wie von Prof. Keil-Slawik skizziert.
Den Moodlekurs kann ich "copy & pasten" und im SoSe2020 einfach wieder anbieten, leichte Veränderung wie Termine abgesehen. Auch ein Brückenkurs für Masterbewerber, die nicht genug Wirtschaftsinformatik-Credits haben wäre kein Problem.
Außerdem ist die Grundmentalität: Machen, ausprobieren und ehrliches Feedback während(!) dem praktischen Einsatz einsammeln.
Besondere Herausforderungen
Schnelles Setup war notwendig: Durch meine Erfahrungen und die existierende technische Ausstattung und deren Nutzung konnte ich zügig "lehrbereit" werden und aus der analogen Tafelkreide digitales Tinte machen. Am Anfang, bei der "Ersttransformation" mehr Aufwand als Präsenz, dann weniger.
Feedbackschleife in den live Videos via Textchat, ansonsten durch ansynchrone Foren; synchroner Dialog wäre noch interessant gewesen (Voice Chat quasi), wäre aber noch eine Plattform gewesen.
Handling von Software und die Aufbereitung der Materialien, die noch stark auf eine Präsenzübung zielen (Kleinere Lernpakete für online wichtiger)
Die Präsentation ist Pflicht, daher wurde dies mit einem Science Slam (Wissenschaftskommunikation) ersetzt um einen modernen, aber intensiven Austausch zu gewährleisten. Macht inklusive Klausur 3 Präsenztermine.
Umsetzung des mediengestützten Szenarios
Anstatt 90 Minuten Präsenz anzubieten, habe ich diese anders geschnitten und aufgeteilt:
1) Grundlagen als Videos (zum immer und immer wieder lernen), dazu Kommentarfunktion
2) Übungsaufgaben via PDF und Aufgabe in Moodle via Due Date --> NUR digitale Einreichungen (Zitat "Schreibt mir keine E-Mails. Forum oder Moodlenachricht bitte").
3) Dienstags Livestream vom wichtigsten und Interaktion durch Livequiz und direkte Fragen, Beantwortung der Studierenden dann (anonym) im Chat
4a) Wenn 50% oder mehr die freiwilligen Übungsblätter hochgeladen haben, habe ich eine "Review-Runde" in die Übung eingebaut, sodass man "Ruhm und Ehre" gewinnen konnte, allerdings wer wollte anonym.
4b) Bei <50% gab es individuelles, nicht öffentliches Feedback - ebenfalls digital
5) Einbindung fremder Materialien ("Ich muss nicht alles selbst erfinden") --> #KuratiertesWissen z.B. des BPMN-Posters als Lernstütze
6) Um für alle eine Nebenleistung (PNL) zu haben, muss diese mitwachsen: Die Hälfte erstellt eine Aufgabe (zu einem Industrieprofil) samt Konzeption und Argumentation, die andere Hälfte löst diese und argumentiert. Das bedeutet, dass ich alle digital "versorgt" habe und auch den n-ten Lernenden mit hätte aufnehmen können. Gleichzeitig lerne ich über die Lösungskompetenz "Erstellen" und "Lösen" anhand vergleichbarer Aufgaben.
-Erstellung mittels Webcam (HD Auflösung) und USB- bzw. Lavalier-Mikrofon.
-Schreiben und Markieren: Eingabegerät eines Wacom-Zeichen-Schreibboards
-Verteilung durch Open-Broadcast-Software (OBS) und Distribution via Twitch.tv (synchron) und Hochladen YouTube (asynchron)
- Alles durch die Internetleitung jagen (in meinem Fall ca. >70Mbit)
Erfahrungen
Lernende gaben positives Feedback ("Emojis und Live-Chat, das is' Übung 2019")
- Kleinere Dinge (Mikrofon zu leise) während den Session geändert, größere (Auflösung zu schlecht) vor der nächsten Session. Fehler werden verziehen und machen menschlich.
- Feedbackschleifen ausbauen
- Flexibel bleiben --> Den sich wechselnde Anforderungen mit flexiblen Werkzeugen begegnen :-)
- Spaß an der Lehre!! - auch durch oder trotz Video"scheibe"
- Hardware aufrüsten, öfter den GreenScreen benutzen
- Material auf digitale Distribution umstellen & xAPI / Tincan --> #Lernfortschrittsmessung
- Vorabumfrage zu techn. Mitteln der Studis (Browser, Zugänge, Smartphone Größe)
- Generischer und spezieller Ablauf bzw. die Trennung dieser Teile macht es auf andere Fakultäten und Gruppen translatierbar
Vielen Dank! Das gilt auch meinen offenen und aufgeschlossenen Studierenden!