Geschichte des Jüdischen Friedhofs in Sulęcin
Die Einrichtung eines eigenen Friedhofs zu Beginn des 19. Jh. durch die Zielenziger Juden war Ausdruck ihrer zuvor erfolgten Konstituierung als Jüdische Gemeinde. Wie allgemein üblich, befand sich der Begräbnisplatz außerhalb der Stadt, auf einem kleinen Hügel nahe der Ausfallstraße nach Osten in Richtung Schermeisel (heute Trzemeszno Lubuskie).
Ob die heute noch in Rudimenten erhaltene Feldsteinmauer die ursprüngliche Umfriedung bildet, kann nur vermutet werden. In jedem Fall wurde das erhöhte rundbogige Eingangstor durch rote Ziegelsteine stabilisiert. Oben abschließende Biberschwänze und Ziegelsteine dienten dem Schutz vor eindringendem Regenwasser.
In der südwestlichen Ecke ihres Friedhofes errichteten die Juden ein kleines Gebäude mit rechteckigem Grundriss. Es diente wahrscheinlich der rituellen Vorbereitung der bevorstehenden Beerdigungen, bot möglicherweise aber auch Platz für kleine Beerdigungsfeiern. Hierzu sind jedoch weitere Forschungen notwendig.
Ob und in welchem Umfang der Friedhof der Jüdischen Gemeinde von Zielenzig während der NS-Zeit durch Deutsche verwüstet wurde, muss ebenfalls noch weiter erforscht werden.
Seit 1945 gehört die in Sulęcin umbenannte Stadt zu Polen. Ihr jüdischer Friedhof verwaiste, da es niemanden mehr gab, der ihn hätte pflegen können. Seine geografische Abgeschiedenheit, der permanente Mangel an Baumaterial sowie die staatliche Politik trugen maßgeblich dazu bei, dass der Friedhof nicht nur immer mehr verwahrloste und zuwuchs, sondern sukzessive auch seiner Grabsteine beraubt wurde. Auch wenn 2003 im Rahmen einer lokalen Initiative Wildwuchs beseitigt und Grabsteine restauriert wurden, blieb der Friedhof ungeschützt und weiterhin sich selbst überlassen.
Vor allem sind die für das 19. Jh. typischen Grabsteine aus hartem Granit sowie Grabsteine aus wertvollem und seltenem Marmor komplett verschwunden. Von ihnen übrig geblieben sind zumeist ihre Sockel aus Sandstein sowie Reste einiger Grabeinfassungen. Grabmale aus Sandstein wurden zerstört und sind zum Teil nur fragmentarisch erhalten. Allein zwischen der Dokumentation des Friedhofs im Jahr 1998 durch das Amt für Denkmalpflege in Gorzów Wielkopolski und der aktuellen Dokumentation gingen sechs Grabmale aus Sandstein durch Diebstahl unwiederbringlich verloren, weitere Grabsteine wurden beschädigt. Des Weiteren ist die Friedhofsmauer an mehreren Stellen stark beschädigt.
Anke Geißler-Grünberg