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Benedict Jeitteles

auch: Baruch ben Jona Jeitteles sowie weitere Namensformen Jeiteles

(22. April 1762 Prag – 18. Dezember 1813 Prag), Rabbiner, Schriftsteller, Arzt

Biographie

von Andreas Kennecke

Ältester Sohn von Jonas Jeitteles, Vater von Ignaz Jeitteles.

Die Familien Jeitteles und Landau prägten gegen Ende des 18. Jahrhunderts das geistige Leben der Judenschaft in Prag. So verwundert es nicht, daß Baruch ein Schüler des Oberrabbiners von Prag, Eziechiel Landaus war.

Baruch Jeitteles gehörte der Gruppe junger Prager Juden an, die sich gegen den Willen ihrer Väter für eine Reform beziehungsweise Erneuerung des Judentums engagierten, wie auch Ezechiel Landaus eigener Sohn Samuel. Schon früh soll Baruch nach Berlin, der damaligen Hochburg der jüdischen Aufklärung gegangen sein, was ihm lange Zeit als Makel anhaftete. Zurück in Prag lieferte er Artikel für die Zeitschrift Hame’assef in Berlin. Vor allem seine hier veröffentlichten Lobgedichte auf Mendelssohn und Hartwig Wessely sind von besonderer Bedeutung. Während er Mendelssohn 1790 noch als bewundernswertes Beispiel für die jüdischen Aufklärer beschreibt und dessen Schüler lobt, würdigt er 1797 den vorsichtigeren Reformer Wessely, der sich bereits von den radikalen Reformern distanziert hatte und sich an diesem siebten Band des Hame’assef gerade wegen seiner Radikalität nicht mehr beteiligte.

Diese Entwicklung hin zu einer eher konservativen Aufklärung hatte schon Jahre zuvor ihren Anfang genommen. In seinem Nachruf auf Ezechiel Landau von 1793, Tal der Tränen, begeht er einen für die radikalen Reformer folgenschweren Fehler: Er würdigt Landau als (traditionellen) Gerechten, als Zaddik. Nicht der Unterstützer der Prager Schule und anderer die Aufklärung befördernder Taten wird von Baruch gepriesen, sondern der Oberrabbiner, der Gelehrte, eben der Zaddik. Nachdem der Nachruf auch an Hame’assef zur Veröffentlichung gesandt worden war, erschien dort eine vernichtende Rezension. Jeitteles fühlt sich von seinen ehemaligen Mitstreitern hintergangen und verraten, so wie diese den Abfall Baruch Jeitteles’ von der jüdischen Aufklärung Haskala mit Unverständnis registrieren.

Ein Jahr später rächte sich Baruch Jeitteles bei den Herausgebern des Hame’assef mit einer neuen Streitschrift, dem Lauerer. Nach des Verfassers Worten hat er kein anderes Ziel als den Männern des Hame’assef aufzulauern. Auch wenn es in der Streitschrift, die unter den Pseudonym Pinchas Hanania Argosi de Silva veröffentlicht wurde um eine innere Auseinandersetzung in der jüdischen Gemeinde zu Prag ging, stand die Schmach der Rezension auf seinen Landau-Nachruf doch immer im Hintergrund.

Baruch Jeitteles ist ein typischer Vertreter der jüdischen Aufklärung in Prag, die anders als in den deutschen Staaten durch ein gemeinsames Handeln von reformerischen und konservativen Eliten geprägt war.

Zitierhinweis:

Andreas Kennecke: Benedict Jeitteles. Biographie (Version II, 2017), in: haskala.net. Das online-Lexikon zur jüdischen Aufklärung / hg. von Christoph Schulte, URL<>, letzter Zugriff [Datum, Uhrzeit].