[Der Porträtierte] [Der Maler] [Bildbeschreibung] [Zitierhinweis]
Das Portrait des Isaac Daniel Itzig (1777)
von Henriette Hiller
Der Porträtierte: Isaac Daniel Itzig
(Berlin 20.12.1750-7.7.1806 Berlin)
Isaac Daniel Itzig war der älteste Sohn Daniel Itzigs. Unter Friedrich Wilhelm II. begann er erstmals eine selbständige geschäftliche Rolle zu spielen: Zunächst als Kronprinzlicher Hofbankier und nach der Thronbesteigung (1786) als Oberhofbankier. Im selben Jahr konnte er auch endlich eigenen Besitz – das Freigut Schöneberg – erwerben. Denn obwohl der Familie Itzig mit dem Generalprivileg von 1761 alle Rechte christlicher Kaufleute zugesprochen wurden, kostete ihn der Erwerb des Freigutes einige Mühen, weil die Behörden immer wieder nach einem Grund zur Ablehnung suchten.Isaac Daniel Itzig war in erster Ehe ab 1773 mit Hanne Ephraim, der Tochter des Geschäftspartners seines Vaters Veitel Ephraim, verheiratet. Nach deren Tod im Jahre 1777 ehelichte er seine Cousine mütterlicherseits, Edel Wulff. Gemeinsam mit seinem Schwager David Friedländer gründete er 1778 in Berlin eine Jüdische Freischule, die auch Kindern aus armen Familien neben der religiösen eine weltliche Bildung ermöglichen sollte. Bis zu seinem Tod im Jahre 1806 war er auch der Direktor und vor allem der Finanzier der Schule.
1789 wurde Isaac Daniel Itzig zum Hofbauinspektor ernannt. In diesem Zusammenhang existiert eine Tasse mit dem Porträt Isaac Daniel Itzigs und der Aufschrift „Königlicher Ober-Baurat“. Die dazugehörige Untertasse zeigt das Freigut Schöneberg als eine ländliche Idylle. Die konkrete Entstehungsgeschichte dieser typischerweise als Gastgeschenk überreichten Tasse ist unklar. Möglicherweise bezieht sie sich auf den 22. Dezember 1793, den Tag, an dem die mecklenburgischen Prinzessinnen Luise und Friederike auf dem Weg nach Berlin zu ihrer Doppelhochzeit mit dem Kronprinzen und seinem Bruder auf Isaac Daniel Itzigs Freigut Station machten. Das gäbe wiederum einen Hinweis auf die enge Verbundenheit Isaac Daniel Itzigs mit dem Hofe und die dadurch entstehende Mittlerstellung, die er – genau wie sein Vater – einnahm: Eine Mittlerstellung allerdings nicht unbedingt zwischen der Jüdischen Gemeinde und dem preußischen Königshofe, sondern als Schulleiter der Jüdischen Freischule zwischen den Maskilim (jüdische Aufklärer) und dem Hof. Das zeigt auch seine Beteiligung am Reformentwurf von 1790, der die Lage der Juden in Preußen verbessern sollte. Die Judenschaft wurde durch Liepmann Meyer Wulff, Isaac Daniel Itzig und David Friedländer vertreten. Allerdings waren diese jüdischen Repräsentanten nicht aktiv an der Abfassung der Reform beteiligt, sondern konnten die Vorschläge nur annehmen oder ablehnen. Sie lehnten den Reformentwurf schließlich ab, weil die Reformen in ihren Augen keine Verbesserung dargestellt hätten.Als Sohn Daniel Itzigs wurden auch Isaac Daniel Itzig 1791 die bürgerlichen Rechte verliehen. Die geschäftliche Kariere Isaac Daniel Itzig verlief weniger erfolgreich als die seines Vaters. Das lag vor allem daran, dass sich seine Rolle als Bankier unter Friedrich Wilhelm II. geändert hatte. Der König betrachtete das Eigenkapital seines Oberhofbankiers als Erweiterung der Staatskasse und lobte besonders die „Uneigennützigkeit“ Isaac Daniel Itzigs. Nach einigen nicht genügend fundierten Geschäften musste dieser seine Insolvenz erklären. Er entging zwar der Schuldhaft, verlor aber sein gesamtes Vermögen. Völlig verarmt zog er sich in die Bartholdische Meyerei, die in Besitz seines Vaters war, zurück und lebte dort bis zu seinem Tode 1806.
Literatur: Cauer, Karoline: Oberhofbankier und Hofbaurat, Institut für Bankhistorische Forschung e.V., o.O. 1974; Rachel, Hugo/ Wallich, Paul: Berliner Großkaufleute und Kapitalisten (Band 2), Berlin: Walter de Gruyter & Co1967.
Der Maler: Johann Christoph Frisch
(9.2.1738–28.2.1815)
Johann Christoph Frisch, der Sohn des Berliner Kupferstechers Ferdinand Helfreich Frisch (1707–1758), war Schüler an der Berliner Akademie der Künste und lernte vor allem bei Bernhard Rode, der neben Wand- und Deckenmalerei besonders Gemälde mit Motiven aus der Hebräischen Bibel malte und wahrscheinlich auch in der Gemäldesammlung Daniel Itzigs vertreten war.
Nach Studienreisen in Frankreich und Italien, die von seinem Förderer, dem Marquis d'Argens, finanziert wurden, kehrte Frisch 1768 nach Berlin zurück. Dort trat er als Hofmaler in die Dienste Friedrichs II. und stattete die Schlösser und Gärten des Königs mit Wand- und Deckenbildern aus. 1770 wurde Frisch zum Ehrenmitglied der Akademie der Künste ernannt und stieg 1805 zum Direktor auf. Frisch blieb dem Stil seines Lehrers treu, entwickelte ihn aber besonders durch die Einführung neuer Maltechniken weiter, die er auch theoretisch begründete.Am bekanntesten sind Frischs heroische Darstellungen Friedrichs II. und später auch Friedrich Wilhelms II. Und leistete damit neben Rode und Chodowiecki einen wesentlichen Beitrag zur friederizianischen Ikonographie.
Literatur: Günter Meißner (Hrsg.): Allgemeines Künstlerlexikon, Bd.45, Saur Verlag, München-Leipzig 2000; Ulrich Thieme (Hrsg.): Allgemeines Lexion der bildenden Künstler, Bd.12, Verlag von E.A. Seemann, Leipzig 1913.
Bildbeschreibung und -interpretation
Das Portrait von Isaac Daniel Itzig aus dem Jahr 1777 ist ein ovales Brustbildnis mit dunklem Hintergrund. Er trägt eine grau gepuderte Perücke mit einer schwarzen Samtschleife und einen weißen Spitzenkragen. Die bunte Kleidung – eine rote Weste unter einem dunkelgrünen Wams mit Fellbesatz und goldener Borte - gibt ihm ein fast dandyhaftes Aussehen. Der königliche Hofmaler Frisch porträtierte hier eher einen Adligen als einen kaum selbständigen Kaufmannssohn. Interessant ist in diesem Zusammenhang die Einschätzung von Isaac Daniel Itzig, er sei „in ihm die typischen Eigenschaften einer zweiten Generation am schärfsten zum Ausdruck kommen.“ (Rachel/Wallig, S. 370). Mit den „typischen Eigenschaften“ ist genau das gemeint, was das Bild vermittelt: Isaac Daniel Itzig ist ein junger Mann aus besten Verhältnissen, und sich seines Reichtums und seiner privilegierten, herausragenden Stellung innerhalb der Jüdischen Gemeinde und auch am preußischen Hofe bewusst ist.
Gleichzeitig entstand das Porträt nur ein Jahr nach der Gründung der Jüdischen Freischule in Berlin, deren Direktor und Finanzier er war. Es ist also möglich, dass das Porträt in der Freischule hing, wobei in diesem Falle ein Äquivalent des Mitbegründers David Friedländer existieren müsste. Wahrscheinlicher ist also, dass das Bild im Hause Isaac Daniel Itzigs an repräsentativer Stelle hing. Erstaunlich ist , dass Isaac Daniel sich vor seinen Eltern malen ließ. Allerdings ist auch nicht klar, ob noch frühere Portraits Miriams und Daniels existieren. Zumindest gibt es zwei Eheporträts von anonymem Künstler, die auf 1780 datiert werden.Die markanten Gesichtszüge und der makellose Teint sind von Frisch stark idealisiert.
Das fällt besonders in der Gegenüberstellung mit dem 10 Jahre später entstandenen Porträt Isaac Daniel Itzigs von Joseph Friedrich August Darbes auf, auf dem er nicht nur viel älter, sondern auch behäbiger und weit weniger elegant wirkt. Da Darbes für seine naturgetreue Abbildung der Porträtierten bekannt war, ist wahrscheinlich, dass seine Version Isaac Daniel Itzigs der Realität näher kommt als die Frischs. Doch nicht nur die unterschiedlichen Maler sind ein wesentlicher Faktor für die Unterschiede zwischen den beiden Porträts.
Auch die Zusammenhänge, in denen sie entstanden, sind wichtig. Darbes malte ihn in Zusammenhang mit den elterlichen Eheporträts, das heißt das Bild war lediglich ein Teil einer Reihe. Für diesen größeren Zusammenhang ist es wichtiger, eine einheitliche Form zu finden und das einzelne Porträt zurückhaltender zu gestalten. Ein für sich stehendes Porträt wie das Frischs erfordert diese Zurückhaltung nicht. Dass nur der älteste Sohn und nicht auch der Rest der Kinder Daniels und Miriams zusammen mit den Eltern gemalt wurden, mag damit zusammenhängen, dass Isaac Daniel Itzig den Vertrieb der Bilder von Darbes übernommen hatte und somit eine besondere Stellung inne hatte.
Literatur: Hugo Rachel und Paul Wallich: Berliner Großkaufleute und Kapitalisten (Band 2), Walter de Gruyter & Co, Berlin 1967.
Zitierhinweis:
Henriette Hiller: Das Portrait des Isaac Daniel Itzig. Bildbeschreibung und -interpretation (Version II, 2017), in: haskala.net. Das online-Lexikon zur jüdischen Aufklärung / hg. von Christoph Schulte, URL<>, letzter Zugriff [Datum, Uhrzeit].