Mit den Studierenden unmittelbarer an Handlungskompetenzen arbeiten
Damit Studierende lernen, mit verschiedensten Anforderungen situationsadäquat, verantwortlich und erfolgreich umzugehen, setzt die Universität Potsdam studierenden- und kompetenzorientierte Lehre ein. Fachliches Wissen steht dabei ebenso im Mittelpunkt wie der Erwerb methodischer, sozialer und persönlicher Fertigkeiten und Fähigkeiten. Lehre, Lernziele und Prüfungen werden weiter aufeinander abgestimmt (Leitbild Lehre, 2020).
Nachfolgend sollen Ihnen Impulse angeboten werden, wie Sie mit den Studierenden daran arbeiten können, Wissen über die Inhalte des eigenen Faches hinaus zu erwerben, die für das Studium, (die Vorbereitung auf) das Berufsleben, die persönliche Weiterentwicklung sowie Studienerfolgsfaktoren von zentraler Bedeutung sind.
Bewertungskriterien einer Hausarbeit nachvollziehbar(er) machen
Problemaufriss
Das Schreiben von Haus- und Abschlussarbeiten stellt in einer Vielzahl der Studiengänge eine Prüfungsleistung dar, mit der sich die Studierenden wiederholt konfrontiert sehen. Die Frage, worauf es konkret beim Schreiben wissenschaftlicher Arbeiten ankommt, wird jedoch nur selten ausführlich thematisiert. Zumal fach- oder studiengangsspezifische Aspekte wie ein bestimmter Zitierstil (APA, deutsche Zitierweise, Harvard, MLA, Chicago...), ein gewünschter Aufbau oder weitere Aspekte (siehe beispielsweise hier) in grundlegenden Einführungsveranstaltungen zum wissenschaftlichen Arbeiten nicht oder nur vereinzelt berücksichtigt werden können. Dadurch, dass die Anforderungen in den meisten Seminaren ebenfalls nur selten thematisiert werden, sehen sich viele Studierende auf sich allein gestellt, herauszufinden, worauf es beim Schreiben wissenschaftlicher Arbeiten wirklich ankommt.
Idee für Ihr Seminar: gemeinsames Bewerten und Besprechen einer Hausarbeit
Um die Anforderungen an eine Hausarbeit transparent zu machen und zugleich fachunabhängige Standards zu thematisieren, bieten sich unterschiedliche Zugänge und Materialien an. Für eine Einzelsitzung empfiehlt es sich beispielsweise, mittels eines peer-review-Verfahrens eine vorab gelesene Hausarbeit aus Ihrem Fach seitens der Studierenden mithilfe eines Bewertungsrasters bewerten zu lassen.
Beim peer-review-Verfahren rückt neben der Auseinandersetzung mit den Bewertungskritierien und -maßstäben auch die Förderung überfachlicher Kompetenzen wie Lese- oder Sozialkompetenz (beim kritischen Lesen vor der Sitzung sowie der Diskussion über die Qualität des Textes sowie die Einigung auf eine Note als mögliches Gruppenergebnis in der Sitzung) in den Vordergrund. Die Bewertung der Hausarbeit durch die Studierenden sollte im Anschluss an die Diskussion durch Ihre begründete Bewertung ergänzt werden, sodass die Studierenden die eigene Einschätzung mit Ihrer Einschätzung vergleichen können und sich die Möglichkeit ergibt, auf dieser Grundlage noch einmal in den Austausch zu gehen.
Weiterführende Materialien
- Das Positionspapier "Schreibkompetenz im Studium" gibt Einblicke in den Ist-Zustand hinsichtlich der zumeist zu kurz kommenden Lese- und Schreibkompetenzförderung im Studium und die damit verbundenen Konsequenzen sowie eine Vielzahl didaktischer Ideen, um die Schreibkompetenz gezielt zu fördern. Das Positionspapier finden Sie hier!
- Eine Ausführliche Darlegung des Vorgehens beim Einsatz der Methode Peer-Review sowie die der Methode inhärenten Potenziale finden Sie hier!
- weitere Ausführungen, die die Potenziale von peer-review-Verfahren für Lehrende und Studierende aufgreifen, ein Video zu dem Thema sowie ein Beispielszenario finden Sie hier!
- Die Universität Potsdam hat in einem Moodle-Kurs eine sehr umfangreiche Auswahl erstellt, die lerntheoretische und lese- und schreibdidaktische Inhalte verfügbar macht, ausgewählte Bücher für das Selbststudium vorstellt oder auch auf bestehende Beratungsangebote und Schreibgruppen hinweist. Den Link zum Kurs finden Sie hier!
- Wie Ergebnisse aussehen können, die Studierende erarbeiten, wenn Sie zu den Bewertungskriterien einer Hausarbeit befragt werden, sehen Sie hier!
- Sollten Sie Ihre Studierenden bereits auf das Schreiben einer Bachelor- oder Masterarbeit vorbereiten, bietet es sich an, auch hier die bestehenden Bewertungskriterien zugänglich zu machen. Ein Beispiel für einen ausführlichen Bewertungsbogen zu diesem Thema finden Sie hier!
Bewertungskriterien für eine mündliche Prüfung nachvollziehbar(er) machen
Problemaufriss
Die mündliche Prüfung ist eine voraussetzungsreiche Prüfungsleistung, die es nicht nur aufgrund unvorhersehbarer (emotionaler) Einflussfaktoren und individueller Verläufe flexibel und zugleich vergleichbar zu planen, kompetenzorientiert durchzuführen und unter Zuhilfenahme eines geeigneten Bewertungssystems nachvollziehbar und fair zu bewerten gilt.
Idee für Ihr Seminar: Prüfung simulieren und gemeinsam bewerten
Den Studierenden Einblicke in die Bewertungspraxis zu geben, erfolgt zumeist inhalts-, jedoch nicht kompetenzbezogen und verbleibt in der Regel auf der theoretischen Ebene. Den Studierenden anhand einer simulierten Prüfung den Ablauf zu präsentieren, mit den Studierenden Bewertungskriterien anhand des gezeigten Beispiels erarbeiten und das zum Einsatz kommende Bewertungssystem sowie den zum Tragen kommenden Bewertungsmaßstab offen zu legen, hilft den Studierenden bei der Vorbereitung auf die Prüfung.
Weiterführende Materialien
- Das Netzwerk Studienqualität Brandenburg (sqb) hat einen ausführlichen Selbstlernkurs für Lehrende der brandenburgischen Hochschulen entwickelt, in dem die Planung und Durchführung mündlicher Prüfungen mitsamt der damit einhergehenden Herausforderungen fokussiert wird. Die Aspekte "Bewertung" und "Transparenz" werden in einer je eigenen Lektion ausführlich thematisiert. Zur Einschreibung in den Selbstlernkurs gelangen Sie hier!
- Eine Ausführliche Auseinandersetzung mit einer kompetenzorientierten Gestaltung mündlicher Prüfungen, der gerechten Beurteilung sowie Aspekten, die eine Urteilsverzerrung hervorrufen können, finden Sie hier!
Selbst- und Sozialkompetenzförderung durch ein erhöhtes Verständnis von Diversität
Problemaufriss
Die Etablierung einer diversitätsorientierten und diskriminierungssensiblen
Hochschulkultur, eine attraktive und wertschätzende Lehr- und Lernumgebung für alle Hochschulangehörigen ungeachtet von Diversitätsdimensionen sowie die Herstellung von Chancengleichheit stellen nur einige Ziele der Diversitätsstrategie der Universität Potsdam dar. Um grundsätzlich oder explizit bezugnehmend auf die eigene Lerngruppe über individuelle Voraussetzungen und Herausforderungen sowie Möglichkeiten für ein wertschätzendes und diskriminierungssensibles Miteinander zu schaffen, bietet es sich an, über das Thema Diversität(sdimensionen) zu sprechen.
Idee für Ihr Seminar: kritisch-reflexiv über Diversität ins Gespräch kommen
Eine Möglichkeit, um mit Studierenden ins Gespräch über Diversität zu kommen und die Sozialkompetenzentwicklung zu fokussieren, ist die Gruppendiskussion (z. B. Fishbowl). Es bietet sich an, Studierenden - wenn entsprechend reflektiert vorbereitet - Rollen zuzuweisen (oder - sofern Studierende diese persönlichen Einblicke geben möchten - ihre eigene Lebensrealität zu thematisieren), um im Rahmen einer Gruppendiskussion über die Bedarfe, Probleme, Voraussetzungen im universitären und außeruniversitären Alltag zu sprechen und anschließend einen Maßnahmenkatalog für ein zukünftig wertschätzende(re)s Miteinander zu entwickeln.
Je nach Vorwissen und zeitlichen Ressourcen kann es zudem hilfreich sein, Studierende vorab für das Thema Diversität zu sensibilisieren. Hierfür bietet es sich an, sie mit unterschiedlichen Diversitätsdimensionen und Sprachempfehlungen zu konfrontieren und einen Austausch darüber zu ermöglichen. Beispielsweise könnten im Rahmen einer Poster-Session, eines Zirkeltrainings oder eines Gallery-Walks zentrale Begrifflichkeiten thematisiert-, alltägliche Herausforderungen sichtbar gemacht- und gemeinsame Handlungsempfehlungen für einen diskriminierungsärmeren universitären Alltag entwickelt werden.
Weiterführende Materialien
- methodische Hinweise und Einsatzszenarien von Poster-Sessions und Gallery-Walks finden Sie hier!
- unterschiedliche Formen des Zirkeltrainings sowie damit verbundene Potenziale finden Sie hier!
- eine Vielzahl didaktischer Ideen zur Gestaltung einer diversitätsbewussten Lehre finden Sie auf der Webseite der Universität Potsdam zum Thema "Diskriminierungsfreie Hochschule".
- die Handreichung der Universität Potsdam für einen geschlechterinklusiven Sprachgebrauch finden Sie hier!
Selbst- und Sozialkompetenzförderung durch Sensibilisierung für einen diversitätssensiblen Sprachgebrauch
Problemaufriss
Die (Weiter-)Entwicklung eines ethischen Bewusstseins und persönlicher Werte fördert Fähigkeiten, die sowohl im universitären als auch im alltäglichen Leben eine wichtige Rolle für die persönliche Entwicklung und das soziale Miteinander spielen. Sprache nimmt dabei eine Schlüsselrolle ein, da unser alltäglicher Sprachgebrauch – oft unbewusst – von Formulierungen geprägt ist, die bestimmte Menschen oder Gruppen diskriminieren.
Idee für Ihr Seminar: Input und Austausch zu diversitätsgerechter Sprache
Das Koordinationsbüro für Chancengleichheit (KfC) bietet im Rahmen eines Kurzinputs eine Einführung in das Thema diversitätsgerechte Sprache an. Der Input richtet einerseits den Fokus auf das Warum eines inklusiven und diskriminierungssensiblen Sprachgebrauchs sowie alltäglich auftretende Probleme und lädt andererseits dazu ein, im Anschluss in den Austausch über das Thema zu kommen.
Weiterführende Quellen
- die Handreichung der Universität Potsdam für einen geschlechterinklusiven Sprachgebrauch finden Sie hier!
- das Antidiskriminierungsbüro Köln hat eine Handreichung zu rassismuskritischem Sprachgebrauch herausgegeben. Diese finde Sie hier!
- Beispiele sowie Hinweise für einen diskriminierungsarmen Sprachgebrauch in Bezug auf unterschiedliche Diversitätsdimensionen hat die Koordinierungsstelle zur Förderung der Chancengleichheit an sächsischen
Universitäten und Hochschulen zusammengestellt. Die Handreichung finden Sie hier!
Gesundheitsförderung, Lehre und Studium mithilfe von Workbook-Arbeit verbinden
Problemaufriss
Studierende stehen während ihres Studiums vor vielfältigen Herausforderungen, die ihre physische und psychische Gesundheit beeinflussen können. Zeitdruck, Prüfungsstress, Bewegungsmangel, ungesunde Ernährung und eine unausgeglichene Work-Life-Balance führen häufig zu Erschöpfung, Konzentrationsproblemen oder sogar ernsthaften gesundheitlichen Beschwerden. Zudem fehlt es vielen Studierenden an Wissen über präventive Maßnahmen zur Förderung ihrer Gesundheit im Studium und am Campus. Das Thema bleibt oft vor Lehrenden verborgen, doch können Sie als Multiplikator*innen Studierende gut unterstützen. Eine gezielte Sensibilisierung und Vermittlung von Strategien zur Stressbewältigung, gesunden Lebensführung und mentalen Stabilität kann essenziell sein, ein offenes Gespräch kann ein niedrigschwelliges Angebot sein.
Idee für Ihr Seminar: Gesundheitsförderung mit Lehre verbinden
Dieses Format öffnet den Raum für eine Auseinandersetzung mit dem Thema Mentale Gesundheit im Studium. Gemeinsam kommen Sie als Lehrende mit Ihren Studierenden in den Austausch, wie die Gesundheit im Studienalltag erhalten und gefördert werden kann. Mit Unterstützung des Studentisches Gesundheitsmanagements kann die Veranstaltung interaktiv gestaltet werden. Praxisorientierte Übungen sowie Reflexionsphasen mit Hilfe eines Workbooks unterstützen dabei neue Routinen zu schaffen. Folgende Inhalte sind vorgesehen:
- Austausch auf Augenhöhe:Mentale Gesundheit im Studium
- Einführung in die Gesundheitsförderung im Studium: Bedeutung eines gesunden Lebensstils für Studienerfolg und Wohlbefinden.
- Stressbewältigung und Resilienztraining: Methoden zur Stressreduktion, Achtsamkeitsübungen und Strategien zur Stärkung der psychischen Widerstandskraft.
- Ergonomie und Bewegung im Studienalltag: Die „Gesunde Pause“ für einfache Bewegungsübungen für zwischendurch und in den Lehrveranstaltungen.
- Zeit- und Selbstmanagement: Strategien zur besseren Organisation des Studiums und Vermeidung von Überlastung.
- Reflexion und Transfer in den Alltag
Weiterführende Materialien
https://www.uni-potsdam.de/de/feelgoodcampus/mind-the-gep/gep-gesunde-pause
https://www.uni-potsdam.de/de/feelgoodcampus/feelgoodnavigator
Sie haben Gesprächsbedarf oder brauchen Unterstützung bei der Entwicklung und/oder Umsetzung Ihrer Ideen?
Gerne unterstützen wir Sie von der Ideenfindung bis zur praktischen Umsetzung sowie grundsätzlich rund um die Gestaltung und Entwicklung von Hochschullehre. Schreiben Sie uns hierzu gerne eine E-Mail an lehre.medien@uni-potsdam.de.
Ansprechpersonen: Dr. Benjamin Klages, Marlen Schumann und Dr. Peter Kiep