Damaris Zurell - Wissenschaft/Lehre
Steckbrief
- Diplom Geoökologie in Potsdam, Abschlussjahr: 2007
- Professorin für Ökologie und Makroökologie an der Universität Potsdam seit 2020
Das Interview wurde im Juni 2020 geführt.
Wo arbeitest du und was ist deine Aufgabe?
Ich bin neuberufene Professorin für Ökologie und Makroökologie an der Universität Potsdam mit dem tenure track Verfahren. D.h. es muss noch eine Evaluierung erfolgen, bevor ich entfristet werde. Meine Aufgaben teilen sich auf in Wissenschaft, Lehre und Administration. Damit habe ich das Glück, meine inhaltlichen Schwerpunkte (gemeinsam mit meinem Team) selbst zu bestimmen.
Wir versuchen zu verstehen und vorherzusagen, welche Prozesse die Verbreitung von Tieren und Pflanzen bestimmen und wie sie auf verschiedene Bedrohungen des globalen Wandels reagieren. Quantitative Datenanalysen und ökologische Modelle sind ein zentraler Pfeiler unserer Arbeit.
Was hat dich da an dem Job gereizt?
Vor oder während des Studiums war nie ein explizites Ziel, in der Wissenschaft zu bleiben. Mein Wissensdurst und der Reiz der Selbstbestimmtheit haben mich wohl in diese Richtung gelenkt. Ich lerne viele verschiedene Menschen auf der ganzen Welt kennen und kann meine eigenen Ideen umsetzen. Das ist wahnsinnig spannend.
Welches sind die wichtigsten Fähigkeiten, die man für diese Arbeit mitbringen sollte?
Die Wissenschaft verlangt viele verschiedene Fähigkeiten. In einer Leitungsposition sollte man strukturiert sein, aufgeschlossen und empathisch gegenüber anderen Menschen und gute Managementfähigkeiten haben. Sowie eine gewisse Leidenschaft für bestimmte Themenfelder haben und daraus eine Agenda für sich und sein Team entwickeln können. Bis dahin ist es aber oft ein steiniger Weg mit vielen befristeten Verträgen. Unterwegs braucht man also auch eine gewisse Portion Sturheit und den Glauben an ein (ungewisses) Ziel.
Kontakt
Damaris Zurell, Professorin für Ökologie und Makroökologie an der Universität Potsdam
Für Fragen zur Arbeit oder einen Praktikumsplatz: https://damariszurell.github.io/
Wie sieht eine typische Arbeitswoche bei dir aus?
Jede Woche kann anders aussehen je nach Jahreszeit, Vorlesungszeit und laufenden Kooperationen, und alle Tage sind unterschiedlich. Generell startet meine Woche aber immer mit einem Team-Meeting, in dem wir gemeinsam unsere Wochenziele besprechen. Dazu kommen dann individuelle Treffen zu bestimmten Projekten, in denen wir Vorgehen planen und Ergebnisse diskutieren. Ein paar Stunden pro Woche sind immer für das Schreiben reserviert, z.B. Fachartikel und Projektanträge, sowie für Begutachtungen, z.B. Gutachten für Fachzeitschriften, Förderorganisationen und studentische Arbeiten. Je nach Bedarf kommen dann Vorträge, Seminare, Vorlesungen, Fachkonferenzen, Expertenworkshops, und Feldarbeiten dazu. Die Administration im Hintergrund kostet auch viel Zeit, ist aber weniger spannend zum Erzählen.
Was gefällt dir an deinem Beruf und was fordert dich am meisten heraus?
Am besten gefällt mir die Selbstbestimmtheit, die Internationalität und die Dynamik. Es ist aber auch sehr herausfordernd, alle Aufgaben immer fristgerecht zu erledigen und so zu strukturieren, dass das Privatleben nicht leidet.
Wie viel von dem erlernten Wissen aus deinem Studium brauchst du in deinem Job?
Natürlich habe ich mich auf bestimmte Themenfelder spezialisiert. Dennoch würde ich fast behaupten, dass mir sämtliches erlerntes Wissen im Job hilft.
Wie denkst du rückblickend über dein Geoökologiestudium an der Uni Potsdam?
Ich habe das Studium sehr genossen. Wir hatten ein tolles Sozialgefüge innerhalb der Studierendenschaft. Im Diplom hatten wir viele Freiheiten in der Kursbelegung, wir hatten viele spannende Exkursionsangebote und viele interessante Dozent*innen. Mir persönlich hat die Breite des Studiums und das damalige Kursangebote sehr gefallen (zugegeben, nicht alles waren meine Lieblingsfächer). Diese Breite kann eine Stärke und eine Schwäche sein. Nicht umsonst hält sich die Studierendenmeinung, wir Geoökolog*innen können alles, aber nichts richtig. Ich persönlich empfinde die Breite als Stärke.
Hast du Tipps für unsere Studierenden für einen erfolgreichen Berufseinstieg?
Sucht euch die Kurse und Praktika im Studium nicht danach aus, was am einfachsten erscheint, sondern fordert euch und eure Fähigkeiten immer aufs Neue heraus, um daran zu wachsen und eure wirklichen Interessen zu erkennen. Wartet nicht auf Jobinserate sondern bewerbt euch auch initiativ; drückt dabei immer ganz klar aus, warum euch genau diese Arbeit reizen würde.