Die Pietà-Ikonik in der Gegenwartskunst. Modifikation und Innovation einer Bildformel
Christine Keruth
Die Dissertation wirft Schlaglichter auf die Bildrezeption der Pietà ab dem 21. Jahrhundert und ist ein religionswissenschaftlicher Beitrag zur Erforschung der Reinszenierung eines ursprünglich christlichen Bildmotivs.
Die tradierte Pietà veranschaulicht die letzte zärtliche Berührung des gerade verstorbenen Jesus‘ durch Maria. Sie ist überwiegend im christlich-abendländisch geprägten Lebensraum aber auch im transkulturellen Bildgedächtnis verankert. Das Bildmotiv wird in der Gegenwartskunst verstärkt als innovative Trauerformel in politischen oder sozialen Kontexten verwendet, um existenzielle Lebenserfahrungen oder gesellschaftskritische, sowie politische Anklagen zu formulieren. Es erlebt einen Relaunch in der Medienberichterstattung, der Kunst, in Filmen oder der Alltagskultur. Die Semantik dieses spezifischen Bildmotivs rührt offenbar an und kann bei Betrachtenden eine emotionale Gestimmtheit evozieren. Vor diesem Hintergrund ist die Frage nach einer religionsübergreifenden Wirkmächtigkeit ikonischer Präsenz eines religiösen Bildmotivs in der Kunst und den Bildmedien von aktueller Relevanz. Über ein Set international renomierter, zeitgenössischer Künstler:innen wurden eventuelle Veränderungen und ein damit verbundener gesellschaftlicher Bedeutungswandelanalysiert.
Im Vordergrund steht die Frage nach einer Modifikation bzw. Neuinterpretation dieser Ikonik. Das Aufzeigen eines möglichen dynamischen Entwicklungsprozesses des Bildmotivs soll klären, welche veränderten Funktionen dem Pietà-Motiv in der Gegenwartskunst zugeschrieben werden.