Religionswissenschaft in Potsdam
Die Religionswissenschaft widmet sich der geistes- bzw. kulturwissenschaftlichen Erforschung von Religionen in ihrer systematischen und historischen Komplexität. In Potsdam wird ein Fokus auf die abrahamitischen Traditionen (Judentum, Christentum, Islam) gelegt. Diese werden weder konfessionell noch religionsdistanziert gelehrt, sondern die Innenperspektiven dieser Religionen für Außenstehende plausibel gemacht, da - anders als an evangelischen oder katholischen Fakultäten – die Mehrzahl der Hörerinnen und Hörer konfessionslos ist.
Die Themen in Lehre und Forschung erstrecken sich von der Antike bis zur Neuzeit und betreffen vielschichtige Aspekte von Religion: Religion in Bezug zu Geschichte, zu Politik, zu Philosophie, zu Literatur und Kunst. Ausgehend von religiösen Traditionen (Lehren und Lebensformen) werden sowohl historische Zusammenhänge (Geschichte des aschkenasischen und des sefardischen Judentums, Entstehung des Christentums, Kirchengeschichte und Ketzergeschichte, Geschichte des Islams, Religionsgespräche in Mittelalter und Neuzeit, historische Formen von Toleranz) als auch religionsphilosophische Fragen (Gottesbilder und -beweise, Religion und Vernunft, Vielfalt von Welten, Funktion des Bösen) und ethische Herausforderungen (ökologische Gerechtigkeit, Geschlechterdifferenz, Konsum und Askese) behandelt. Moderne Religionswissenschaft versucht, die Eigenlogik von und den kritischen Blick auf Religionen gleichzeitig zu erfassen. Dazu schlägt sie vier Wege ein: historische Kontextualisierung, phänomenologisches Vergleichen, soziologische Beobachtung und interpretierendes Verstehen. Unser Potsdamer Institut zeichnet sich dadurch aus, dass die drei Religionen Judentum, Christentum und Islam in ihren verschiedenen Strömungen und wechselseitigen Beziehungen Forschung und Lehre strukturieren. Gleichzeitig lernen Studierende, wie Religionen durch Herrschaft oder Widerstand, durch Fremdheit oder Assimilation in Gesellschaften wirken. Ihre Kenntnisse können sie später in allen Bereichen einsetzen, in denen es wichtig ist, Religion(en) in Geschichte und Gegenwart zu verstehen und religiösen Herausforderungen zu begegnen.
Des Weiteren ist Potsdam neben Bremen der einzige Standort, an welchem Religionswissenschaft die Ausbildung von konfessionsungebundenen LER-Lehrern (Lebensgestaltung – Ethik - Religionskunde) maßgeblich verantwortet.