Mendelssohns Erbe(n)
Über jüdische Aufbrüche in die Moderne
Vortragsreihe des Moses Mendelssohn Zentrums für europäisch-jüdische Studien
Oktober 2022 bis März 2023, Beginn jeweils 18 Uhr im Einstein Forum
Moses Mendelssohn gilt als der unbestrittene „Begründer des modernen Judentums“. Als Wegbereiter der Haskala – der jüdischen Aufklärung – steht der 1729 in Dessau geborene Philosoph nicht nur für eine Verschränkung von aufgeklärtem Selbstverständnis und jüdischem Bekenntnis. Er begründete eine neue, der jüdischen Tradition entspringende Trennung von Staat und Religion. Und auch die Forderung nach staatsbürgerlicher Gleichheit bei gleichzeitiger Bewahrung der jüdischen Zugehörigkeit machte ihn zur wesentlichen Gründungsfigur des deutschen Judentums.
Einerseits werden in den acht Vorträgen herausragende jüdische Persönlichkeiten des langen 19. Jahrhunderts portraitiert. Mehr aber wird nach der Grundkonstellation eines deutsch-jüdischen Weges in die Moderne gefragt, der die deutsch-jüdische Geschichtserfahrung zum Prisma einer Introspektion deutscher Geschichte macht. Themen sind die Verwandlung innerjüdischen Selbstverständnisses, das Ringen um staatsbürgerliche Gleichberechtigung und Religionsfreiheit sowie damit verbundene liberale Staatsentwürfe als Garant der Emanzipation. Weiblich-jüdische Geschichtserfahrungen stehen genauso im Fokus wie nicht zuletzt auch die Krise des mit der Emanzipation verbundenen Zukunfts- und Erwartungshorizonts zu Beginn des 20. Jahrhunderts.
Die Vorträge bleiben nicht auf das 19. Jahrhundert beschränkt und fragen: Was kann uns der Blick auf die Moderne und die Reflexionen über die Voraussetzungen, Erwartungen und Hemmnisse des jüdischen Eintritts in eine nicht-jüdische Mehrheitsgesellschaft für die Gegenwart im Zeitalter der Globalisierung sagen? Vielleicht, so ließe sich vermuten, können Moses Mendelssohn und dessen Erbe(n) Ratgeber für manche der Herausforderungen des 21. Jahrhunderts sein.
Ort: Einstein Forum, Am Neuen Markt 7, 14467 Potsdam, direkt neben dem MMZ
Zeit: Oktober 2022 bis März 2023, Beginn jeweils 18 Uhr
Organisation: Lutz Fiedler und Werner Treß
Die Teilnahme ist vor Ort und online möglich
Um Anmeldung wird gebeten an: moses [ät] mmz.uni-potsdam.de
- Flyer zum Download (PDF 1,62MB)
Programm und Termine der Vortragsreihe
Mittwoch, 19.10.2022
Christoph Schulte (Potsdam)
Moses Mendelssohn und Gotthold Ephraim Lessing über den Fortschritt
Mittwoch, 16.11.2022
Iwan-Michelangelo D'Aprile (Potsdam)
Wider die Germanomanie. Saul Aschers politische Publizistik
Mittwoch, 14.12.2022
Werner Treß (Potsdam)
„Wissenschaft“ oder „Vorurteil“. Leopold Zunz, Eduard Gans und Immanuel Wolf und die Gründung des Vereins für Cultur und Wissenschaft der Juden
Mittwoch, 18.01.2023
Barbara Hahn (Berlin)
„Perlen aus einer Sturmbewegten Menschenseele“. Rahel Levin Varnhagens Gedankenwelten
(Achtung: Dieser Vortrag findet im Konferenzraum des Hauses der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte (HBPG), Am Neuen Markt 9, 14467 Potsdam statt)
Mittwoch, 08.02.2023
Yael Kupferberg (Berlin)
"Witz" und "Wunde". Heinrich Heine und die jüdische Existenz
Mittwoch, 22.02.2023
Lutz Fiedler (Potsdam)
Ein deutscher Jude in der Paulskirche – Gabriel Riesser über Emanzipation und Pluralismus
Mittwoch, 08.03.2023
Inka Sauter (Frankfurt/M.)
Offenbarungsphilosophie und Geschichte – Von Hermann Cohen zu Franz Rosenzweig
Mittwoch, 22.03.2023
Britta Konz (Dortmund)
Bertha Pappenheim – Jüdische Tradition und weibliche Emanzipation