3. Oktober | Ausgrabungs- und Laborarbeit
Am zweiten Tag fuhren wir nach dem gemeinsamen Frühstück in der Segelschule wieder zur Ausgrabungsstelle. Jeder wusste über die jeweiligen Arbeitsschritte besser Bescheid und die verschiedenen Gruppen konnten sich an die Arbeit machen. Einige mussten noch die Oberfläche zu Ende reinigen, während andere Gruppen schon beginnen konnten, die erste Schicht abzutragen.
In einer der Gruppen machten wir die Fläche und die abgeschnittene Oberfläche der Mauer eines großen Raums weiter sauber. Wir hatten noch nicht angefangen die Erdschichten abzutragen. Die Spitzhacken oder „picos“ auf Spanisch, wie die spanischen Studierenden es uns beibrachten, durften noch nicht benutzt werden. Die Gruppe bestand aus spanischen, italienischen und deutschen Studierenden. An diesem Tag hatten sich die Studierenden schon gut gemischt, es gab keine Gruppe, die nur aus Kommilitoninnen und Kommilitonen der eigenen Uni bestand. Die Kontakte wurden dementsprechend immer zahlreicher. Aber so gab es auch Missverständnisse: Die deutschen Studierenden hatten beispielweise die Anweisung bekommen, die Mauer weiter zu bürsten, während die anderen die Erde im Innenraum leicht kratzten und abtransportierten. Später stellte sich heraus, dass die anderen Studierenden gedacht hatten, die Potsdamer möchten nicht mitmachen.
In einer anderen Gruppe arbeiteten wir an einem kleineren Raum, dadurch hatten wir die Reinigung der Oberfläche schon am vorherigen Tag beendet und konnten gleich mit der ersten Schicht beginnen. Unsere Gruppe bestand aus 3 Potsdamer Studierenden und 2 französischen Studentinnen. Die Verständigung klappte sehr schnell und gut – alle hatten sich sofort auf Englisch geeinigt. Der Boden war überraschend hart und es ging nur sehr langsam voran. Am Ende hatten wir nur diese eine Schicht mit 5 Personen an einem Vormittag geschafft. Die Schicht war vielleicht 2cm tief. Ein ernüchterndes Ergebnis! Immerhin: erste kleine Keramikstücke wurden sichtbar. Da sie sich alle in einer Linie zur rechten Wand befanden und in einem Nachbarraum eine Feuerstelle war, begannen wir zu spekulieren, welche Bestimmung dieser Ort hatte und ob hier an der Wand Keramikbehälter zur Lagerung standen.
Auch die anderen Gruppen fanden an der Oberfläche Keramikstückchen oder zum Teil Bröckchen von gemeißelten Steinen. Zur Mittagszeit waren viele von den Mücken und der Hitze erledigt. Viele waren ernüchtert, wie mühsam und wenig ertragreich Ausgrabungsarbeiten sind. Nach dem Mittagessen in der „Escola de la Mar“ hellte sich die Stimmung aber wieder auf.
Am Nachmittag fuhren wir wieder ins Archäologische Museum. Erst hörten wir einen Vortrag über die Analyse der Knochen und Zähne von Skelettfunden. Die Anthropologinnen und Anthropologen konnten anhand einer Analyse von bestimmten Stickstoffmolekülen rekonstituierten, wie die verstorbene Person sich im Laufe ihres Lebens ernährt hatte und wie alt sie war, als sie starb. So wurden zum Beispiel Mangelzeiten festgestellt oder zum Teil auch die Umgebung, in der die Person gelebt hat.
Danach arbeiteten wir weiter an den Urnen in der Werkstatt des Museums. Einige entdeckten kleine Knochenreste. Sie waren so brüchig, dass wir sie nicht ordentlich freilegen konnten, da sie normalerweise mit einer chemischen Mischung verstärkt werden, um sie freizulegen. Von den 70 gefundenen Urnen wurden die interessantesten, deren Inhalt durch eine Art Röntgen festgestellt wurde, schon von professionellen Restauratorinnen und Restauratoren verarbeitet. Unsere Urnen hatten sie uns aber zum Üben gegeben, denn bei uns war es weniger wichtig, dass wir alles richtigmachten, sondern eher, dass wir einen Einblick in die Restauration archäologischen Guts bekamen. Während unserer Tätigkeit bekamen wir sogar hohen Besuch: Der Bürgermeister von Burriana und die Kulturdezernenten schauten uns über die Schultern und interessierten sich sehr für unsere Arbeit, das Austauschprogramm und die archäologische Schule.
Ein Highlight des Tages war wieder der kleine Umweg zum Strand und den Sonnenuntergang im Meer schwimmend zu erleben. Noch immer war es warm und die Wassertemperatur angenehm. Für uns Potsdamer Studierenden nicht selbstverständlich Anfang Oktober. Das Abendessen fand wieder in der „Escola de la Mar“ statt. Einige gingen noch kurz etwas trinken, dann legten sich alle schlafen.
Elisa Cazorla und Desire Nahon