6. Oktober | Valencia
Am Freitag begann unser Tag mit einer wichtigen Frage: Wo würden wir den Tag über unser Gepäck unterbringen können? Da wir am Abend direkt weiter nach Madrid reisen würden und uns unsere Unterkunft nur bis 9 Uhr zur Verfügung stand, mussten wir nach einer Alternative suchen, wenn wir unsere Koffer nicht durch ganz Valencia schleppen wollten. Unsere ersten Anlaufstationen waren zwar nicht von Erfolg gekrönt, jedoch konnten wir um 9 Uhr unsere Koffer in einem der lokalen Gepäckaufbewahrungsgeschäfte unterbringen. Nachdem wir unsere Taschen also ‚tetrismäßig‘ verstaut hatten, versammelten wir uns am Platz der Jungfrau. Wir ließen uns in die Geschichte der Stadt einweisen und begutachteten die in den Boden eingelassene Steintafel, die an die Gründung der römischen Kolonie Valentia im Jahr 138 v. Chr. erinnert.
Zu 10 Uhr begaben wir uns zum Flussbett des jetzt ausgetrockneten Stadtflusses, welcher, auf Wunsch der Bewohner, nicht in eine wie von der Regierung gewünschte Autobahn, sondern in einen Park umgewandelt worden war. Hier erfuhren wir mehr über die muslimische Zeit der Stadt. Auf dem Weg zurück zur Kathedrale durchquerten wir auch das historische Stadttor. Um 10:30 Uhr betraten wir schließlich die Kathedrale von Valencia, welche sich damit rühmt, den heiligen Kelch des letzten Abendmahles zu besitzen. Der Kelch soll ein syrisches Produktionsstück aus dem 1. Jh. v. Chr. sein und bereits früh als der heilige Kelch verehrt worden sein. Nach einer kurzen Runde durch die Kathedrale betraten wir das Museum und die Krypta. In der Krypta konnten wir die Überreste einer römischen Straße aus dem 2. Jh. n. Chr. bestaunen, sowie auch einige menschliche Überreste. Das Museum selbst war ein Sammelsurium christlicher Gemälde und Artefakte, welche in ihrem Prunk nicht enttäuschten. Anschließend wagten wir den Aufstieg auf den Kathedralsturm. Nachdem wir die zweihundertunddrei Stufen erklommen hatten, konnten wir einen wunderschönen Ausblick über die ganze Stadt genießen. Pünktlich um 12 begaben wir uns wieder herab, gerade rechtzeitig um der auf dem Turm hängenden Glocke und dessen ohrenbetäubenden Glockenspiel zu entkommen. Wir hörten die Glockenschläge noch, während wir die Stufen wieder hinabstiegen.
Nach einer einstündigen Mittagspause fanden wir uns beim archäologischen Museum La Almoina ein. Dort besichtigten wir beeindruckende Ausgrabungen mehrerer römischer Gebäude und Straßen. Die Überreste waren zwar gut inszeniert, jedoch fehlte auf den Erklärtafeln oftmals etwas historische Tiefe und Detailgrad. Bei einigen Gebäuderesten mussten wir leider an den Interpretationen des Museums zweifeln. Dennoch waren das Museum und besonders die Thermenüberreste den Besuch wert. Als Nächstes stand die Besichtigung der archäologischen Krypta des Gefängnisses von St. Vinzenz von Valencia auf unserer Liste. Da diese jedoch ihre Pforten erst um 15 Uhr öffnete und wir bereits 14:30 Uhr dort waren, beschlossen wir kurzerhand, das benachbarte Kunstmuseum zu besuchen. Auch wenn das Museum selbst nicht zum Profil unserer Forschungsexpedition passte, ließen wir uns durch die einladende Kühle der Innenräume und die anschaulichen Ölmalereien überzeugen.
Matthias van Veldhuizen und Liam Schulz