Die Wasserressourcen des Blauen Nils vorhersagen
Auftakt-Workshop zum Forschungsprojekt „SPS-Blue Nile“ in Addis Abeba, Äthiopien
In der Woche vom 13. -17. November 2023 erfolgte in Addis Abeba, Äthiopien ein intensiver wissenschaftlicher Austausch zum Projekt „Entwicklung und Praxistransfer eines Seamless Prediction Systems (SPS) zur Unterstützung für das grenzüberschreitende Wassermanagement des Blauen Nil“. Seitens der Universität Potsdam nahmen daran Prof. Axel Bronstert und Dr. Morteza Zargar teil. In diesem Projekt ist die Professur für Hydrologie und Klimatologie der Universität Potsdam federführend zuständig für Fragen der Wasserverfügbarkeit, Bodenerosion und Sedimenttransport.
Der Nil und seine Zuläufe sind die wichtigste Wasserquelle für 400 Millionen Menschen in elf Anrainerstaaten. Der größte Zufluss, auf den etwa 60 Prozent des gesamten Abflusses und 75 Prozent der Sedimente entfallen, ist der Blaue Nil in Äthiopien und im Sudan. Existentielle Fragen für die Bevölkerung in dieser Region sind z.B.:
- Wieviel Wasser bringt der Blaue Nil künftig in diese Regionen?
- Wie lassen sich dort bewässerte Landwirtschaft und Wasserreservoire, insbesondere der neue „Grand Ethiopian Renaissance-Dam“, besser steuern?
- Wieviel Sediment wird heute und in Zukunft durch die Regenfälle mobilisiert, im Flusssystem transportiert und in den Seen und Stauseen abgelagert?
Deutsche, sudanesische und äthiopische Beteiligte entwickeln in dem vom BMBF finanzierten Verbundprojekt „SPS-Blue Nile“ ein meteorologisch-hydrologisches Vorhersagesystem für das grenzüberschreitende Wassermanagement des Blauen Nil. Ziel ist ein „nahtloser“ Ansatz mit ineinander übergehenden Vorhersagehorizonten von Tagen bis zu mehreren Monaten. Damit soll eine umfassende, grenzüberschreitende Bewertung und Ableitung von Handlungsempfehlungen für die miteinander zusammenhängenden Sektoren Wasser, Nahrungsmittel und Energie ermöglicht werden.
Durch die immense Bedeutung des Blauen Nils ist es äußerst wichtig, dass der neue „Grand Ethiopian Renaissance-Dam“ (GERD) als Afrikas größter Staudamm und größtes Wasserkraftwerk in Abstimmung mit den flussabwärts gelegenen Ländern Sudan und Ägypten betrieben wird. Insbesondere bei lang anhaltenden Dürren ist eine konzertierte, grenzüberschreitende und nachhaltige Wasserbewirtschaftung erforderlich, um die Stromerzeugung, Wasserversorgung und Bewässerung flussabwärts zu sichern. Spannungen im Zusammenhang mit dem Staudamm werden teilweise durch Probleme bei der gemeinsamen Datengrundlage verstärkt.
Im Projekt erfolgt eine enge Einbindung der lokalen Partner aus Äthiopien und dem Sudan. Regelmäßige Work-shops und Trainingskurse online und in der Zielregion sowie gemeinsame Doktoranden zielen darauf ab, dass SPS System gemeinsam zu entwickeln. Die Forschenden teilen ihre Methoden und Informationen und führen gemeinsame Forschungsaktivitäten durch. Die enge Anbindung auch in die Politik und Wasserwirtschaft durch Beteiligte in beiden Ländern sollen den Transfer der Arbeiten in die Praxis ermöglichen und damit einen nachhaltigen Einsatz der entwickelten Methoden auch über die Projektlaufzeit hinaus.