Analysen
GERMANIA auf YouTube: Eine neue Form der Autobiographie?
Milena Ziefle
Autobiographien als gesonderte Form des lebensgeschichtlichen Erzählens liegen seit einigen Jahren wieder im gesellschaftlichen Trend. Neben Büchern scheint diese Erzählform in den letzten Jahren aber auch die Online-Welt erobert zu haben: Auf der Internet-Plattform YouTube z. B. sind Erzählungen über das eigene Leben längst allgegenwärtig. Inwieweit auch die Videoreihe GERMANIA, die mit der Goldenen Kamera und dem Grimme-Preis ausgezeichnet wurde, autobiographische Züge trägt und ob sich bei dem Format gar von einer neuen Form der Autobiographie sprechen lässt, soll in der vorliegenden Arbeit untersucht werden.
Die neue Blüte des kleinen Grüns. Analyse des aktuellen Schrebergartenbooms in deutschen Großstädten
Anne Priezel
Kleingärten galten jahrzehntelang mit Gartenzwergen, exakt getrimmten Rasenflächen und strikten Vereinsregeln als Inbegriff der deutschen Spießigkeit. Doch seit einigen Jahren wandelt sich dieses Bild und das Kleingartenwesen erfreut sich vor allem bei jungen Großstädtern einer immer größer werdenden Beliebtheit. Wie lässt sich dieser Boom und der damit einhergehende Wandel erklären und welche Motivation beziehungsweise Nutzen der Großstädter steckt hinter der Pacht einer Parzelle?
Essen und Identität: Nahrungsmittel als Ausdruck nationaler Identität und Stereotypisierung am Beispiel der Zuschreibung „Deutsche Kartoffel“
Lana Kvitelashvili
Es soll im Folgenden allerdings nicht darum gehen, zu beantworten ob die ‚deutsche Kartoffel‘ eine rassistische Bezeichnung ist, sondern um die Frage, wie und unter welchen Umständen derartige Zuschreibungen und Verallgemeinerungen zustande kommen und sich als solche etablieren.
„Zeig mir, was Du isst…!“ - Funktionen von #foodporn und Semiotik der Speisefotografie
Marie Schröer
Das Phänomen und Schlagwort #foodporn ist zwar omnipräsent; die geisteswissenschaftliche Auseinandersetzung mit Motiven und Motivationen der Posts und Postenden lässt noch auf sich warten. Dieser Beitrag soll ein paar Ansatzpunkte für tiefergehende Analysen liefern.
Club-Mate – Vom Traditions- zum Trendgetränk
Alexandra Wüst
„Club-Mate – Man gewöhnt sich daran!“ Der erste Schluck – stilecht aus der Flasche – schmeckt nicht, wie auch 20 von 30 in einer Feldstudie befragte Personen bestätigen. Doch warum trinkt zeitweise gefühlt jeder Dritte Club-Mate? Was macht dieses Getränk so „in“? Während es beispielsweise in Jena noch an jeder Ecke zu sehen ist, scheint es in Städten wie Potsdam, Berlin oder Halle schon langsam zu verschwinden – warum? Was war vor der Club-Mate? Wer hat sie wo erfunden? Kommt sie aus Südamerika oder doch aus Berlin? Was oder wer hat dieses Getränk so „trendy“ gemacht?
Die Dekonstruktion von Stereotypen in Comics anhand des Beispiels „Sturmtruppen“ von Bonvi
Anastasia Giardinelli
In der Comic Art, der sogenannten „neunten Kunst“ (Lacassin 1971), sind Stereotype ein gängiges Erzählverfahren. In dieser Analyse wird es die schon oftmals problematisierte Definition von Comic nicht näher betrachtet, es sei aber kurz darauf hingewiesen, dass der Comic ein hybrides Genre zwischen Literatur und bildender Kunst ist. Nach Groensteen (2014) ist der Comic ein Hybrid, weil er zwei unterschiedliche Sprachen bzw. zwei codes miteinander verbindet und verflicht: die Sprache des Wortes und die Sprache des Bildes.
Pictorial and Multimodal Metaphor
Charles Forceville
Metaphor has been a much-debated trope ever since Aristotle and Cicero. Its study got a big boost with the publication of Andrew Ortony’s Metaphor and Thought (1979) and George Lakoff and Johnson’s Metaphors We Live By (1980). Lakoff and Johnson claim that we do not only use metaphor in language, but that we actually think metaphorically.
Rap in Italien: Rassismuserfahrungen und Strategien einer alternativen Identitätsbildung in italienischen Rapsongs
Ariana Neves, Universität Potsdam, Modularbeit
Die Entstehung des italienischen Rap steht in enger Verbindung mit der jungen linken Szene Italiens. Diese war es, die Ende der 1980er Jahre den Rap für sich entdeckte, um auf politische und gesellschaftliche Missstände in ihrem Land aufmerksam zu machen. Dabei prägten sie eine Form des Rap, die mehr war, als die reine Imitation des US-amerikanischen Vorbilds. So entstand eine Szene, die in italienischer Sprache rappte und in ihren Texten landesspezifische Themen verarbeitete.
Wirklichkeitsmodell und Kulturprogramm
Siegfried J. Schmidt
Die folgenden Überlegungen zu einem prozessorientierten Kulturkonzept gehen zunächst aus von der Grundoperation aller kognitiven und kommunikativen Systeme: von Beobachten qua Unterscheiden und Benennen. Wahrnehmen und Erkennen operieren mit Unterscheidungen, die sowohl evolutionär als auch sozialisatorisch basiert sind, und die mit Hilfe von Sprachen als differentiellen Systemen von Benennungen kommunikativ verfestigt werden; denn um gemeinsames Handeln zu ermöglichen, muss das Unterscheidungsmanagement für alle Gesellschaftsmitglieder systematisiert und verstetigt werden.
Rap und Revolution im Senegal – Vorbild einer sich demokratisierenden Demokratie?
Eva Kimminich
Die als „senegalesischer Frühling“ bezeichneten Unruhen, die sich 2011 mit der Gründung der Y‘en marre-Bewegung zuspitzten, und 2012 zum Rücktritt Abdoulaye Wades führten, sind ein Sonderfall unter den arabo-afrikanischen Aufbruchsbewegungen. Zum einen erhoben sich die Senegalesen nicht gegen eine Diktatur oder kämpften für die Einführung einer demokratischen Regierung, sondern mahnten den Erhalt einer vorhandenen demokratischen Verfassung und die tatsächliche Umsetzung der damit verbundenen Rechte der Bevölkerung ein.
Beatboxing: Betrachtung einer sich emanzipierenden Kunst und Ausdrucksform
Katharina Lück, Universität Potsdam, Modularbeit
Beobachtungen zur Sprech- und Kompositionstechnik Der in den 1980er-Jahren in der South-Bronx, einem sozialen Brennpunkt, entstandene HipHop wird als jugendliche Protestbewegung oft unmittelbar mit Aggressivität und Kriminalität in Verbindung gebracht. Tatsächlich funktioniert er häufig eher als eine Art Ventil.
Die kulturelle Dimension der Energiewende
Christian Schäfer, Universität Potsdam
Das Jahr 2011 wird in absehbarer Zukunft aller Voraussicht nach als Wendepunkt der Energiegeschichte gelten, genauso wie heute die Ölkrise in den 1970er-Jahren als ein solcher Wendepunkt gilt. So wie das arabische Ölembargo im Jahr 1973 den verhältnismäßig günstigen Ölpreisen ein Ende setzte, bedingte die Atomkatastrophe von Fukushima im März 2011 einen Paradigmenwechsel in der Sicht von Atomkraft als einer sicheren Energiequelle.