Vorbereitung des Auslandsaufenthaltes
Die Clarkson Website ist sehr gut gepflegt und es gibt auch einige Instagram Accounts, welche fast alle Informationen über Clarkson, die Kurse und das Leben in Potsdam, NY aufweisen. Wenn dennoch Fragen offen sein sollten, kann man auch das International Office sehr gut erreichen, da die Verantwortlichen dort schnell reagieren und sich auch gerne Zeit nehmen. Besonders nach der Zusage der Uni Potsdam hilft das International Office gerne bei der Zusammenstellung der Bewerbung. Für die Bewerbung wurden zum größten Teil Unterlagen benötigt, welche auch schon bei der Bewerbung für das Auslandssemester nötig waren. Dennoch kommen ein paar Unterlagen dazu, damit ein Formular zur VISA Beantragung durch die Clarkson University ausgestellt werden kann, zum Beispiel der Nachweis, dass du oder ein naher Verwandter über eine bestimmten Menge an Geld verfügt. Nachdem alle Unterlagen vorliegen und die Anmeldung durch Clarkson bestätigt wurde, kann das VISA beantragt werden. Das Visum kann online beantragt werden, es kann allerdings sein, dass man zu einem Gespräch ins Konsulat eingeladen wird. Darauf wird man aber durch das International Office von Clarkson gut vorbereitet und unterstützt. Grundsätzlich benötigt man für das Studium in den USA ein J1 oder F1 VISA. Alle notwendigen Impfungen werden von Clarkson kommuniziert und es wird auch eine Krankenversicherung gefordert. Die Vorlage des Nachweises für die KV ist allerdings erst nach der Anreise nötig. Hierfür gibt es auch viele Optionen, da kann man gut recherchieren, was man genau braucht. Aber einige Anbieter bieten es an, eine Krankenversicherung für individuelle Zeiträume abzuschließen.
Für die Kursauswahl bekommt man schon vorher durch das International Office einen Link zum Katalog und anschließend kann man die Kurswünsche mitteilen. Bei mir hat das sehr gut geklappt, alle Kurse, die ich belegen wollte, konnte ich auch belegen. Somit steht auch der Stundenplan schon vor der Abreise fest. Allerdings kann man die Kurse in den ersten zwei Wochen auch noch in Rücksprache mit dem Fachbereichsleitern und dem International Office ändern. Da muss man nur aufpassen, dass man nicht unter die Mindestcredit-Grenze fällt.
Studium an der Gastuniversität
Das System an der Clarkson ist dem ähnlich, wie es viele amerikanische Hochschulen haben. Es gibt Kurse, welche immer Mo/Mi/Fr unterrichtet werden und Kurse, die Di/Do stattfinden. Daher hat man dasselbe Fach in der Regel 2 oder 3 mal die Woche. Das System ist um einiges verschulter als wir es von deutschen Universitäten gewohnt sind. Es gibt in einigen Modulen Hausaufgaben, die regelmäßig eingereicht werden müssen und in fast jedem Kurs auch Gruppenprojekte und Präsentationen. Außerdem sollte hervorgehoben werden, dass Clarkson eine Hochschule ist, die einen Schwerpunkt auf STEM (oder auf deutsch MINT) gelegt hat und hauptsächlich undergraduate Kurse (Bachelorniveau) anbietet. Es gibt auch Masterprogramme, aber dort ist die Auswahl der Kurse nicht besonders groß. An der Uni Potsdam studiere ich Wirtschaftsinformatik im Master, daher habe ich sowohl MBA Kurse und auch Informatikkurse belegt, das ging ohne Probleme. Meine Erfahrung mit dem Niveau der Kurse war eher, dass es viel Arbeit ist, aber wenn man alles gewissenhaft und sorgfältig macht, es auch mit guten Noten belohnt wird. Was die Betretung an geht war ich sehr zufrieden, das International Office war jederzeit erreichbar, aber auch die anderen Services, die von der Uni angeboten wurden. Außerdem bieten fast alle Professoren zu ihren Modulen Sprechstunden an, wo Fragen zu der Vorlesung oder Hausaufgabe gestellt werden können. Diese werden auch viel durch die amerikanischen Studenten genutzt. Es gibt keine große Bibliothek, aber dafür ein Gebäude, das ERC, wo viele verschiedene Setups zur Verfügung gestellt werden für Gruppenarbeiten, aber auch individuelles Lernen. Insgesamt sind in allen akademischen Gebäuden Möglichkeiten zum Lernen, sodass es immer genug Platz für alle gibt und jeder die für sich passende Umgebung finden kann. Die akademischen Gebäude sind 24/7 während der Vorlesungszeit geöffnet. Dort gibt es auch einige Stand-PCs, an denen sich jeder Student anmelden kann. Auch die Vorlesungsräume sind fast alle die ganze Zeit geöffnet und können genutzt werden, wenn gerade keine anderen Veranstaltungen diese gebucht haben.
Wohn- und Lebenssituation
Für alle internationalen Studenten wird ein Platz in einem Apartment auf dem Campus zur Verfügung gestellt. Bei den Apartments handelt es sich entweder um ein Townhouse oder Woodstock Apartment. Diese haben entweder single oder double Rooms. Clarkson verlangt von allen undergrades (Bachelor) Studierenden, dass sie auf dem Campus wohnen. Ich habe in einem double in einem Woodstock Apartment gewohnt, das Zimmer habe ich mir mit einer dänischen Austauschstudentin geteilt und dann hatten wir noch zwei Amerikanerinnen als Mitbewohner in dem Appartement. Zusammen haben wir uns ein großes Wohnzimmer mit Küche und ein Bad geteilt. Grundsätzlich wird von der Uni versucht, dass in einem Apartment immer eine Mischung von internationalen und amerikanischen Studenten wohnen. In den Apartments gibt es eine Basismöblierung (Bett, Schreibtisch und Schrank) und die Küchengeräte wie Herd, Backofen und Kühlschrank. Aber alles weitere muss mitgebracht werden. In meinem Fall (und bei jedem internationalen Studenten, den ich getroffen habe war es ähnlich), haben die Amerikaner in den Apartments eigentlich alles notwendige für die Küche mitgebracht und dann auch gerne geteilt, wie Geschirr, Töpfe und einiges an Elektrogeräten. Die Miete für das Apartment auf dem Campus ist recht hoch im Vergleich zu deutschen Mieten und muss als eine Zahlung noch vor dem Semester überwiesen werden. Für das gesamte Fall-Semester habe ich ca. $5.500 für die Unterkunft bezahlt. Weitere Lebenshaltungskosten, die anfallen, weil ich die Küche genutzt habe, waren die Lebensmittel. Da die Lebensmittel grundsätzlich teurer sind als Deutschland, sollte man das berücksichtigen, denn ein Wocheneinkauf hat ca. 80$ gekostet. Alternativ gibt es noch den „Mealplan“, wo man jede Mahlzeit in einer der Mensen auf dem Campus essen kann. Allerdings ist dieser auch recht teuer und viele der Studierenden beschweren sich über die Qualität. Das gesamte Leben findet auf dem Campus statt, es gibt viele Clubs, die auch sehr aktiv während dem Semester sind. Es gibt im Grunde für jede Sportart einen Club, aber auch künstlerischen oder musikalischen Clubs kann man beitreten. Der größte Club auf dem Campus ist der Outing Club, wo die Teilnehmer für jedes Wochenende Hiking, Kletter- oder Mountainbike-Trips vorstellen und jedes Mitglied teilnehmen kann. Der Outing Club hat auch einiges an Ausrüstung, was man sich für die Trips ausleihen kann. Das bietet sich an, da die Adirondack‘s ein großes Wandergebiet sind, welches in 1h Autofahrt erreicht werden kann. Ich persönlich war Teil des Rugby Women Teams und des Outing Clubs. Aber auch außerhalb der Clubs wird einiges an Freizeitangeboten gemacht, es gibt zum Beispiel zwei Fitnessstudios auf dem Campus, wo man als Student kostenlosen Zutritt hat oder zweimal die Woche das Open-Skate wo man in der Ice Hockey Arena kostenlos Schlittschuh fahren kann für 1h. Wenn man keine eigenen Schlittschuhe hat, kann man sich die für 1 Dollar ausleihen. An den Wochenenden finden ab September eigentlich immer ein/zwei Ice-Hockey Spiele statt, wo man in der Student Sektion auch mit dem Studierendenausweis kostenlosen Eintritt hat. (PS. Das Frauenteam ist sehr gut! Vielleicht werden die dieses Jahr noch National-Champions und bei den Männern sind manche schon in die NHL gedraftet.) Bei den Spielen der Männer sehr viel los und bei allen Hockey Spielen spielt auch die Pep Band, die für Stimmung sorgt. Grundsätzlich kann man Potsdam, NY nur mit dem Auto erreichen oder verlassen. Der nächste amerikanische Flughafen ist Syracuse und von dort gibt es auch ab und zu einen Bus zum Campus (der soll aber nicht besonders zuverlässig sein). Aber fast alle amerikanischen Studenten verfügen über ein Auto. Und in Potsdam gibt es einen kostenlosen Bus, der vom Campus zum Walmart und in die Stadt (Potsdam) fährt. Daher benötigt man eigentlich kein eigenes Auto. Wenn man Reisen machen möchte (Kanada ist nur 1h entfernt), kann man sich auch ein Auto bei der Vermietstation in Potsdam mieten. Allerdings ist diese etwas außerhalb gelegen und wenn man keinen hat, der einen fahren kann, muss man auch ca. 1h laufen bis zur Station. Aber eigentlich findet man immer jemanden, der einen da kurz hinfahren kann. Während meiner Zeit in Potsdam habe ich Wochenendtrips in die kanadischen Großstädte – Toronto, Montreal, Ottawa – gemacht. Und in den Herbstferien einen Roadtrip nach Washington DC. Für die Thanksgiving Break bin ich zu Freunden nach Florida geflogen. Einige Austauschstudenten sind aber auch bei ihren amerikanischen Mitbewohnern eingeladen worden und haben ein echtes amerikanisches Thanksgiving gefeiert. Nach dem Ende des Prüfungszeit bin ich nach Boston und NYC gefahren, bevor es wieder nach Deutschland ging. Das Wetter war die gesamte Zeit wärmer als erwartet, noch bis Ende September waren sommerliche Temperaturen. Meine Hoffnung nach Schnee wurde nur knapp am Ende erfüllt, da es erst gegen Ende Dezember geschneit hat und der Schnee dann auch leider nach ein paar Tagen wieder geschmolzen war. Mir wurde aber von mehreren Freunden versichert, dass dies sehr untypisch sei und normalerweise den gesamten Dezember zumindest etwas Schnee liegt. In den Bergen liegt aber schon früher Schnee als auf dem Campus. Das Bezahlen auf dem Campus und im Supermarkt hat sehr gut mit meiner deutschen Bankkarte funktioniert. Ich persönlich kann die DKB empfehlen, die haben günstige Konditionen für das Bezahlen im Ausland. Grundsätzlich ist immer zu empfehlen zwei Karten dabei zu haben, falls doch mal ein Problem auftritt. Es nicht notwendig ein Konto bei einer amerikanischen Bank anzulegen. Wenn man ein Auto mieten möchte, braucht man eine „echte“ Kreditkarte und keine Credit Debit Karte oder ähnliches. Für alle anderen Sachen hat meine VISA Debit hervorragend funktioniert.
Studienfach: Wirtschaftsinformatik und Digitale Transformation (M.Sc.)
Aufenthaltsdauer: 08/2023 - 12/2023
Gastuniversität: Clarkson University
Gastland: USA
Rückblick
Das Auslandssemester hat mir viele neue Perspektiven eröffnet und ich habe viele neue Freunde gefunden. Auch die Möglichkeit in einem der MBA Kurse („Ethcial Decision Making“) mit anderen Studierenden über ethische Fälle zu diskutieren hat mir geholfen, gerade die amerikanische, aber auch generell andere Sichtweisen besser zu verstehen und nachzuvollziehen. Schlussendlich war das gesamte Semester sowohl akademisch als auch persönlich eine sehr gute Erfahrung und ich würde jedem empfehlen, den das Fernweh packt, die Möglichkeit eines Auslandssemesters zu ergreifen, wenn sie sich bietet.