Vorbereitung des Auslandsaufenthaltes
Ich habe mein Auslandssemester im Wintersemester 2018/19 in Sevilla, Spanien verbracht. Der Bewerbungsprozess kam mir zwar langwierig vor, wurde aber gut von der Universität Potsdam unterstützt. Es wurden, meines Empfindens nach, keine besonderen Bewerbungsunterlagen verlangt, die kompliziert zu beschaffen wären. Das Übliche: Leistungsübersicht, Sprachnachweis, Passfoto.
Auch die Kontaktaufnahme mit der Gastuniversität ist bei mir problemlos abgelaufen. Alle Erasmus-Studierenden haben eine E-Mail bekommen, in denen KoordinatorInnen und deren Kontaktdaten für die jeweiligen Länder zugeteilt wurden. Meiner Erfahrung nach, habe ich auch immer schnell Antworten bekommen, die meine Probleme lösen konnten.
Die Wahl der Kurse
Ich bin nach Sevilla geflogen, ohne eine langfristige Unterkunft zu haben oder einen festen Stundenplan zu haben. Auch mich hat das anfangs beunruhigt und mich unsicher fühlen lassen, vor allem, wenn man mit anderen KommilitonInnen spricht, die vielleicht einfach mehr Glück hatten oder wo die Gastuniversität eine feste Kurswahl voraussetzt. In Sevilla ist das nicht so.
Sobald die Universität Potsdam die Unterlagen an die Universität Sevilla weitergeleitet hatte, habe ich eine E-Mail der Uni Sevilla bekommen, in der ich mich für das Online Portal registrieren konnte, wie PULS vom Prinzip. Ich glaube, ich habe da ab und zu reingeschaut und irgendwann auch eine Mail erhalten, dass man vorläufig Kurse wählen kann, die man dann in das Learning Agreement Before The Mobility eintragen konnte. Ich erinnere mich, dass ich das etwas unübersichtlich fand, da einfach alle Kurse in einer Liste eingetragen waren, ohne ETCS, ohne Zeiten oder Räume. Aber auch nicht schlimm, weil, wie die meisten sagen, es ändert sich sowieso nochmal. Falls man mit der Anmerkung aber keine Ruhe finden sollte, kann man die facultad de filología (in meinem Fall) googlen und kommt auf die Seite. Mit ein bisschen rumklicken findet man auch die Rubrik horarios und sein Studienfach, was bei mir dann nicht nur filología hispánica, sondern auch lengua y literatura alemana (für Übersetzungskurse) oder filología clásica war. Aus den Dateien kann man auch die Zeiten und Räume entnehmen, falls man sich gleich einen Stundenplan basteln möchte...aber wieder: vielleicht erstmal auf sich zukommen lassen!
Wohnungssuche
Die ersten Tage habe ich in einem Hostel verbracht, viele meiner KommilitonInnen auch in AirBnbs, was eventuell gut sein kann, um etwas mehr Ruhe zu haben. Ab dem Zeitpunkt habe ich mich mit der Zimmersuche beschäftigt (pisocompartido.com oder easypiso.com bspw.) und auch noch relativ viele Anzeigen gefunden. Ich bin am 08.09. nach Sevilla geflogen und das Semester hat am 25.09. begonnen. Man kann natürlich auch früher nach Zimmern online schauen und sich die eventuell reservieren lassen, aber ohne irgendwelche Kautionen zu überweisen! Es ist schon besser, sich das Zimmer persönlich anzuschauen und danach zu entscheiden. Ich kenne wirklich niemanden, der kein Zimmer gefunden hat. Ich habe für mein Miete 275€/Monat bezahlt, was eine angenehme Abwechslung zu Berlin ist. Miete in Sevilla über 350€ erscheint mir sehr teuer und wirklich auf Erasmus Studierende ausgerichtet. Ich würde behaupten, man kann gut ein Zimmer zwischen 200-300€ finden. Man sollte aber vorher fragen, ob die Nebenkosten (Wasser, Strom, Internet) darin enthalten sind oder mit wieviel Nebenkosten man rechnen müsste, denn meist ist das nicht inklusive.
Die ersten Tage an der Universität
In der ersten Woche bin ich mit allen Dokumenten, die man braucht (wird alles in einer Mail aufgelistet) ins International Office und habe mir meine Ankunft bestätigen lassen. Dort kann man auch gleich einen Sprachkurs belegen, wenn man möchte oder sich zum Beispiel eine ESN Card kaufen (für Partys, Rabatte bei Ryanair, etc.).
Eine Woche vor Semesterbeginn gab es eine Einführungsveranstaltung (Einladung relativ kurzfristig per Mail bekommen), bei der man Fragen stellen konnte und die Kurswahl erklärt wurde. Ich habe die aber nicht als sehr hilfreich empfunden, da es super voll war und man sich die Homepage eigentlich selbst erklären kann. In Sevilla bekommt man für die meisten Kurse 6ETCS, wofür man aber auch oft viel machen muss. In einigen Kursen sollte man ein Referat, eine große Hausarbeit und, am Ende des Semesters, eine Klausur schreiben. Das ist aber nicht in allen Kursen so, weswegen Wechsel auch völlig normal sind. Gut zu wissen ist auf jeden Fall, dass man in Sevilla bis Dezember Zeit hat, seine Kurswahl nochmal zu ändern. Das geht ziemlich leicht über ein Papier, was man an einem Fenster in der jeweiligen Fakultät abgeben kann und was dann auf das Online Portal übertragen wird- das kann auch länger dauern, da in Sevilla wirklich viele Erasmus Studierende sind.
Kontakt zu einheimischen und internationalen Studierenden
Mit Semesterbeginn habe ich die meisten Leute kennengelernt, aufgrund der Kurswahl auch viele Deutsche. Es bilden sich schnell Erasmusgruppen und man muss selbst entscheiden, ob man dazugehören möchte oder nicht. Es werden auf jeden Fall viele Veranstaltungen angeboten, ob Reisen, Partys oder Stadttouren. Man sollte sich nur bewusst dabei sein, dass meist wenig SpanierInnen dabei sind. Trotzdem fand ich das Studienklima angenehm und sehr entspannt. Ich hatte zwar einen Buddy zugeteilt bekommen, habe aber wenig Kontakt zu ihm gehabt, weil er selten geantwortet hat. Wenn man aber einfach Leute in der Uni anspricht und fragt, helfen einem die meisten, vorausgesetzt sie wissen es selbst. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass sich SpanierInnen eher freuen, wenn man sie anspricht, auch wenn das spanisch nicht fließend oder perfekt sein sollte. Trotzdem hatte ich das Gefühl, dass es schwerer war, tiefgründige Freundschaften zu führen, da die meisten wahrscheinlich wissen, dass in einem halben Jahr wieder neue Erasmus-Studierende kommen und die alten gehen werden. Man kann aber durch Hobbys (Sport, Tanzkurse, kulturelle Unternehmungen, etc.) oder Nebenjobs leicht Kontakte knüpfen.
Lebenssituation
Zu empfehlen ist es, sich eine Sevici-Karte (Leihfahrräder, mit vielen Stationen) oder ein eigenes Fahrrad zu kaufen. Es gibt einige Läden für gebrauchte Fahrräder. Ich habe somit kaum öffentliche Verkehrsmittel nutzen müssen. Wenn man sich aber eine wiederaufladbare Fahrkarte (am Automaten) kauft, sind einzelne Fahrten nicht teuer.
Ich glaube, es hängt vom Lebensstil ab, wie viel Geld man monatlich ausgibt. Ich habe beispielsweise mehr Geld für Reisen anstatt Essen gehen ausgegeben und mehr Zuhause gekocht. Beim Reisen bietet sich vor allem Blablacar an, womit ich eigentlich immer billiger als mit Bus gereist bin. Man kann auch preiswert einkaufen und hat eine gute Vielfalt an Supermärkten. Auch Essen gehen ist meist günstig, da man zu jedem bestellten Getränk Tapas der Wahl bekommt. Generell würde ich behaupten, dass es sich in Spanien gut lebt. Ich hatte aber auch keine Probleme mit Krankheiten o.Ä. und kann deswegen dazu keine Einschätzung abgeben.
Studienfach: Kulturwissenschaft & Spanische Philologie
Aufenthaltsdauer: 09/2018-02/2019
Gastuniversität:Universidad de Sevilla
Gastland:Spanien
Rückblick
Mit dem Ende meines Auslandssemesters muss ich sagen, dass man einiges nicht so ernst nehmen sollte. Wir sind aus Deutschland oft eine strikte und genaue Bürokratie gewöhnt, die man aber nicht zwingend von anderen Ländern erwarten kann oder sollte. Ich glaube aber auch, dass man dafür offen sein sollte, wenn man weiß, dass man in ein anderes Land geht und sich einer anderen Kultur öffnet.
Was mir durch das Semester noch einmal bewusster geworden ist, dass man sich den Aufenthalt so gestalten kann, wie man es sich wünscht oder am glücklichsten damit ist. Du kannst den ganzen Erasmus-Lifestyle mitmachen oder dich davon distanzieren und die Stadt selbst erkunden, wenn dir das lieber ist. Du hast so viele Möglichkeiten, dir die Zeit so individuell wie möglich anzupassen.