Ein Erasmussemester in Lund (Schweden)
Das Wintersemester 2018/19 verbrachte ich in Lund, einer kleinen Studentenstadt in Südschweden. Da das Semester in Schweden schon früher beginnt als in Deutschland, reiste ich Ende August nach Schweden um pünktlich zum Semesterstart am 3.9.2018 in Lund zu sein.
Bezüglich der Unterkunft hatte ich wirklich viel Glück, denn ich kannte eine Freundin, die in Lund in einem Korridor wohnte, in dem zufälligerweise zu einem mir passenden Zeitraum ein Zimmer frei wurde. Es kann ziemlich schwer sein in Lund ein Zimmer zu finden, denn besonders zum Semesterbeginn suchen sehr viele neu immatrikulierte Studierende einen Platz zum Wohnen. In Lund ist es üblich, in den sogenannten Korridoren zu wohnen. Das sind große Wohnungen mit Gemeinschaftsküche und Wohnzimmer, die sich 9 bis 12 Studenten und Studentinnen teilen. Die Vergabe der Zimmer wird durch die Firma AFB bestimmt, welche sich ebenfalls um den Ausbau und die Instandhaltung der Wohnungen kümmern. Es ist sehr ratsam, sich frühzeitig um eine Unterkunft in Lund zu kümmern, denn für viele Wohngesellschaften, wie auch für AFB, gibt es lange Wartelisten. Durchschnittlich muss man mit 350 bis 450 Euro rechnen.
Lund ist DIE Studentenstadt. Von den 91 000 Einwohnern Lunds sind knapp 48 000 Studenten. Das macht sich überall bemerkbar, denn die Universität bestimmt auch einen Großteil des Freizeitlebens in Lund. Es gibt zahlreiche Studentenclubs, die sogenannten Nations. In den Nations finden alle möglichen Aktivitäten statt. Dort gibt es Sportangebote, Kino-, Club- und Spieleabende, politische Stammtische, Themenabende oder einfach nur Pubs. Um Zugang zu den Nations zu haben, muss man selbst Mitglied einer Nation werden und ich meldete mich bei der Sydsånska Nation an. Am liebsten besuchte ich die Jazzabende oder ging einfach nur zur Pubnight, um mich mit Freunden zu treffen. Abgesehen von den Nations profitierte ich von Freizeitangeboten der Uni Lund selbst wie z.B. dem Sprachenkaffee des International Desks.
In Schweden ist das Semester in zwei Phasen eingeteilt und die meisten Kurse gehen eine Phase lang. Das bedeutete in meinem Fall, dass ich von Anfang September bis Ende Oktober jeweils zwei Kurse und von November bis Dezember zwei weitere Kurse besuchte. Auf Grund der Tatsache, dass ich als immer nur zwei Kurse gleichzeitig belegte, konnte ich mich richtig gut auf die einzelnen Seminare vorbereiten und mitarbeiten. Das Vorlesungsangebot der Uni Lund war in meinem Bereich (Allgemeine Linguistik) nicht sehr groß und somit wählte ich Kurse aus der Anglistik und aus dem Masterbereich aus. Zwei Kurse gefielen mir sehr gut und die beiden anderen waren nicht wirklich meine Favoriten. Schade ist, dass es nicht wie in Deutschland eine Phase gibt, in der man Kurse „ausprobieren“ kann, sondern sich lange im Voraus festlegen muss, welche Kurse man nehmen möchte.
Schweden ist etwas teurer als Deutschland, aber mit etwas Glück kann man günstige Zugtickets finden und sich das Land etwas anschauen. Während meines Aufenthalts besuchte ich eine Freundin in Uppsala und Stockholm. Ein weiterer Ausflug ging nach Göteborg und auf Grund der Nähe zu Malmö besuchte ich diese Stadt auch sehr oft. Diese Städte haben mir alle sehr gut gefallen, doch das absolute Highlight meines ganzen Semesters war die letzte Reise in den hohen Norden Schwedens nach Lappland. Mit einer Gruppe von Austauschstudenten mieteten wir über Silvester eine kleine Hütte in Jokkmokk, einer kleinen Ortschaft oberhalb des Polarkreises. Die Anreise geschah mit einer 20-stündigen Zug- und Busfahrt, denn Schweden ist wirklich ein „langes“ Land. Der viele Schnee und die karge Landschaft beeindruckten mich sehr, denn ich war zuvor noch nie so weit im Norden gewesen. Wir sind viel Wandern gegangen, sind Skimobil gefahren, haben Rentiere und Elche gesehen und kamen sogar in den Genuss von Polarlichtern.
Studienfach: Linguistik
Aufenthaltsdauer: 08/2018 - 12/2018
Gastuniversität:Lunds Universitet
Gastland: Schweden
Alles in allem war diese Reise der Grund, weshalb ich auf jeden Fall noch ein weiteres Mal nach Schweden möchte. Das Leben in Lund war angenehm, aber man kommt leider nur sehr wenig mit dem „wirklichen“ schwedischen Leben in Kontakt, da es sehr viele internationale Studierende gibt und die schwedischen Studierenden selbst sehr beschäftigt sind und ausländische Studenten nur schwer in ihren Freundeskreis aufnehmen. Lund kam mir oft vor wie eine große Blase, weil sich alles wirklich nur um die Uni dreht und man wenig andere Facetten des Lebens sieht. Der Norden Schwedens hat mir dahingehend viel besser gefallen, da ich sehr beeindruckt davon war, wie die Menschen dort unter so extremen Bedingungen leben und die Natur lieben.