Vorbereitung des Auslandsaufenthaltes
Meine Erasmuszeit an der Universität von Turin war sehr bereichernd, sowohl akademisch als auch persönlich, weshalb ich jedem ans Herz lege, sich für diese tolle Stadt zu entscheiden. Allerdings war die Planung mit ein paar organisatorischen Hindernissen verbunden. Im Rahmen meines Masterstudiums war dieses Auslandssemester Pflichtteil des Studienverlaufsplans, weswegen wir von Beginn des Studiums an eine sichere Sprachkompetenz vorweisen mussten und mit Informationen zum Aufenthalt ausgestattet wurden. Ein Erasmussemester plante ich für das Ende meines Studiums, was mich zur Letzten aus meinem Studienjahrgang machte, die ins Ausland ging. Die anfängliche Planung gestaltete sich daher chaotisch; es schien, als ob ich in den Sprechstunden mit der Studienkoordination nicht immer die korrekten Fristen mitgeteilt bekam und meine Anmeldung bei der Partneruniversität für das kommende Semester schlicht vergessen wurde. Nachdem die offizielle Anmeldung jedoch durch war, verlief die weitere Koordination durch das International Office problemlos, und ich bin sehr dankbar für die großartige Unterstützung, die ich erhielt. Diese Erfahrung lehrte mich, stets an mehreren Stellen nachzufragen, um sicherzustellen, dass alle Fristen eingehalten werden und später keine Probleme entstehen; diese Erkenntnis würde ich für die Organisation des Erasmus mit der Gastuniversität mitnehmen.
Die restliche Organisation meines Aufenthalts verlief vergleichsweise einfach. Durch frühere KommilitonInnen bekam ich Kontakt zu einem Vermieter in Turin, dessen Wohnung günstig gelegen war und fußläufig zur Universität. Ich hatte Glück mit dieser Wohnsituation, möchte jedoch darauf hinweisen, dass die Berechnung von Kalt- und Warmmiete dort anders als in Deutschland erfolgt. Da ich während des Wintersemesters in Turin war und die Wohnungen schlecht isoliert sind, musste ich nachträglich höhere Nebenkosten für das Heizen bezahlen. Hier empfehle ich, solche Details vorab mit dem Vermieter zu klären. Für sonstige organisatorische Angelegenheiten wie Versicherungen und Bankangelegenheiten verlief alles entspannt. Ich entschied mich für die ADAC-Auslandskrankenversicherung, mit der ich bereits gute Erfahrungen gemacht hatte, und ein inländisches Bankkonto war nicht notwendig. In Turin kann man fast überall, sogar an manchen Marktständen mit Karte zahlen. Eine beliebte Zahlungsapp dort ist Satispay, die man einmalig mit seinem Konto verbindet und dann überall verwenden kann.
Studium an der Gastuniversität
Das International Office an der Universität Turin ist gut organisiert und stets erreichbar. Uns wurde ein Buddy zur Seite gestellt, der als direkte Ansprechperson für alle möglichen Fragen diente. Obwohl mein Fall als regulär eingeschriebene internationale Studierende etwas speziell war, half mir die gründliche Recherche und das Nachhaken an verschiedenen Stellen letztendlich dabei, mich auf meine Kurse konzentrieren zu können. Diese waren intensiv; in einer Zeitspanne von knapp 2 Monaten mit 6 Stunden die Woche. Es mussten insgesamt 30 LP erreicht werden, was bei 6 LP pro Kurs bedeutete, dass fünf Kurse belegt werden mussten. Die Vorlesungen waren in der Regel frontale Veranstaltungen, manche erforderten wöchentliche Abgaben und Präsentationen. Die ersten Wochen fand ich besonders herausfordernd, da die Kurse drei Stunden lang waren und kaum Pausen zwischen ihnen lagen. Ich rate daher, bei der Kurswahl darauf zu achten, dass genügend Freiräume für Pausen bleiben. Besonders die italienische Sprache war anfangs eine Herausforderung, doch alles in allem verlief mein Studium sehr gut. Die Dozierenden waren hilfsbereit und verständnisvoll, ebenso die Mitstudierenden aus den Kursen. Das Trimestersystem in Turin ist kurz und intensiv und endet meist mit Hausarbeiten und mündlichen Prüfungen. Der Prüfungsstil unterscheidet sich stark von dem in Potsdam und erfordert eine ganz andere Vorbereitung. Die Prüfungen können auf Italienisch oder auf Wunsch auch auf Englisch abgelegt werden, was eine besondere Herausforderung darstellt, aber für die man als international Studierende bei der Benotung auch belohnt wird.
Kontakt zu einheimischen und internationalen Studierenden
Was mir an Turin besonders gut gefällt, ist der starke studentische Charakter der Stadt mit vielen Campi, Bibliotheken und Aula Studi, in denen man einen Lernplatz reservieren kann. Das bietet eine gute Gelegenheit, sich auch in der vorlesungsfreien Zeit mit FreundInnen aus dem Studium zu treffen, gemeinsam zu lernen, Mittagessen oder einen Kaffee trinken zu gehen. Zwei Empfehlungen für Orte, die ein besonderes Ambiente für Studierende bieten, ist zum einen das Imbarchino, ein Café/Bar direkt am Fluss Po, wo man rund um die Uhr Essen und Getränke sowie Musik bei schöner Aussicht erhält. Nebenan ist ein Aula Studio, in das sich viele Studierende zurückziehen und lernen. Die Gegend ist generell sehr schön im Parco Valentino gelegen, an dem an schönen Tagen viel los ist. Zum anderen kann ich das Comala Cultural Association empfehlen, die neben Lernmöglichkeiten auch ein kulturelles Programm bietet.
Wenige Wochen nach Semesterbeginn nahm ich an einem Italienischkurs teil, was mir half, meine Italienischkenntnisse weiter auszubauen. Sowohl in dem Sprachkurs als auch in der Uni konnte ich schnell Kontakte knüpfen und Freundschaften schließen. Die italienischen Studierenden waren sehr aufgeschlossen und auch hilfsbereit, z.B. bei organisatorischen Dingen wie dem Drucken von Dokumenten oder dem Beantragen einer Mensakarte. Ich empfehle jedem, der sich für Turin entscheidet, die vielfältigen Angebote der Universität, der Dozierenden und der kulturellen Zentren der Stadt zu nutzen und aktiv den Kontakt zu den italienischen Studierenden zu suchen. Meist existieren für jeden Kurs und übergeordnet für das Studiengangsjahr jeweils eine Whatsapp Gruppe, in der alle Infos, Fragen und Themen besprochen und geteilt werden. Die Gruppen werden meist in einer der ersten Stunden eröffnet und alle aufgenommen, die es möchten.
Studienfach: Internationale Kulturwissenschaft & Kultursemiotik
Aufenthaltsdauer: 09/2023 - 02/2024
Gastuniversität: Università di Bologna
Gastland: Italien
Rückblick
Alles in allem kann ich sagen, dass ich die Zeit in Turin sehr genossen, in den Vorlesungen viel gelernt habe und obwohl das Studium recht anspruchsvoll war, genügend Gelegenheit hatte, mir die Stadt und die tolle Umgebung anzuschauen. Da die Stadt trotz der zahlreichen Attraktionen relativ wenige Touristen anlockt, ist Turin der perfekte Ort, um in Ruhe die italienische Kultur kennenzulernen. Anders als andere Großstädte Italiens ist Turin ein Ort zum Leben.