Warum Rom?
Da ich schon in meiner Schul- sowie Bachelorzeit Studienaufenthalte im Ausland hatte, war mein Interesse sehr groß, ebenso im Master diese Chance zu ergreifen und an einem Kulturaustausch teilzunehmen. Von Freunden hatte ich schon viel Positives über Erasmus+ gehört und bewarb mich also für einen Erasmus-Platz an der römischen Universität „La Sapienza“, Università di Roma. Ich hatte mich u.a. für Rom entschieden, da ich schon immer von der italienischen Sprache und Kultur fasziniert war. In kultureller Hinsicht z.B. hat Rom so viel zu bieten... die großartige Architektur und die alte Geschichte dieser Stadt haben mich immer interessiert und so wollte ich sie aus erster Hand erleben.
Studium an der Gastuniversität
Mithilfe der „Welcome Week“ wird man an der „La Sapienza“ begrüßt, welche immer für ausländische Studierende zu Beginn jeden Semesters abgehalten wird. Hier wird u.a. der strukturelle Ablauf eines Semesters vorgestellt, z.B. wie man sich für die Klausuren anmeldet, oder welche sportlichen und kulturellen Aktivitäten für Studierende zur Verfügung stehen. Außerdem ist es eine gute Möglichkeit andere Erasmusstudierende kennenzulernen, weil zu gemeinsamen Abenden (organisiert durch ESN) oder auch Führungen durch die Stadt eingeladen wird. Als Auftakt für das kommende Semester fand ich die „Welcome Week“ sehr hilfreich und man hat sich gleich besser am Campus eingelebt.
Von der „La Sapienza“ wurden Sprachkurse angeboten, die man entweder als Intensivkurs vor dem Semesterbeginn macht oder semesterbegleitend belegen kann. Für Sprachanfänger so wie ich es war, würde ich den Intensivkurs empfehlen, damit man sich gleich etwas selbstbewusster in der Sprache fühlt und erste Bekanntschaften schließen kann.
Das allgemeine Studienklima an der Uni fand ich sehr angenehm. Die Kommilitonen waren sehr freundlich und hilfreich. Ebenso waren die Professoren sehr nett und bemühten sich sehr, deutliches und klares Italienisch zu sprechen, damit ich mit meinen Italienisch-Anfängen dennoch dem Unterricht folgen konnte. Die Freundlichkeit der Professoren und die Bemühungen der Koordinatoren, vor Ort aber auch an der Uni Potsdam, haben mich positiv überrascht.
Kontakt zu einheimischen und internationalen Studierenden
Meinen ersten wichtigen Kontakt machte ich in den ersten Stunden der „Welcome Week“. Hier lernte ich eine meiner besten Freundinnen kennen, mit welcher ich für das restliche Jahr Rom, seine Umgebung und Italien selbst, erkundete und neue Freunde kennenlernte.
Ich empfand die Römer als sehr kontaktfreudig, neugierig und willkommenheißend. Man kam sehr leicht ins Gespräch, sei es bei einer Spaghetti Carbonara im Ristorante oder bei einem Weißwein auf der Lieblingspiazza. Allerdings muss man auch sagen, dass es hilfreich ist, wenn man wenigstens etwas Italienisch kann bzw. es gerade lernt, da viele Italiener kein gutes English sprechen, was einen selbst wiederrum ermutigt die Landessprache zu lernen und keine Angst davor zu haben, beim Sprechen Fehler zu machen.
Sprachkompetenz vor und nach dem Auslandsaufenthalt
Obwohl mich die Sprache schon immer faszinierte, hatte ich erst einige Monate vorher selbstständig begonnen Italienisch zu lernen. Dementsprechend waren meine Sprachkenntnisse zu Beginn meiner Reise leider noch nicht sehr weit fortgeschritten, sondern deckten eher nur die Grundlagen ab. Ich persönlich habe aber am Besten mit Babbel gelernt. Ich empfand es als eine große Hilfe, da es das Lernen von Grammatik und Vokabeln spielerisch verbindet und die Schwerpunkte auf das italienische Leben ausgerichtet sind.
Den sozialen Kontakt zu Italienern fand ich sehr wichtig um das Gelernte zu festigen, was z.B. an Abenden mit Freunden geübt werden kann – sei es beim gemeinsamen Kochen oder beim Genießen eines Weins in Roms schönen Enotheken. Man bekommt allerdings schon durch die herkömmlichen Tätigkeiten im Alltag ein gutes Sprachgefühl.
Zum Ende meines Aufenthalts konnte ich große sprachliche Fortschritte bemerken, was auch das Kommunizieren noch unterhaltsamer gemacht hat, da jede kleine Konversation wie eine Belohnung war.
Wohn- und Lebenssituation
Die Wohnungssuche ereignete sich schwerer als zuvor angenommen; Online Annoncen waren oft veraltet oder sehr chaotisch aufgebaut. Letztendlich wurde ich über eine Immobilienfirma (http://www.alphaimmobiliare.com) fündig, und bekam ein winziges, aber charmantes Studioapartment im Herzen des historischen Roms. Für mich hatte es die perfekte Lage... ich ging aus meiner Haustür und fühlte mich durch die Architektur gleich ein paar Jahrhunderte zurückversetzt.
Obwohl es eine touristenreiche Gegend war, konnte man sich leicht in kleine Gassen flüchten um dem Trubel zu entgehen. Ich machte es mir zum Hobby, lange Spaziergänge durch die Stadt zu machen, wodurch ich Rom fast besser kennenlernte als meinen eigentlichen Wohnsitz Berlin. Es ist leicht ins römischen Leben einzutauchen: das Ambiente ist ansteckend, vibriert mit positiver Energie und ist vor allem erfüllend. Man lernt geschäftig zu sein, und dennoch seine kleinen Pausen einzubauen und das „Dolce far niente“ zu genießen, das „süße Nichtstun“. Sei es bei einem Caffè am Morgen oder einem Aperol Spritz am frühen Abend.
Zur Uni kann man entweder mit dem Bus oder mit den zwei Metrolinien gelangen. Die öffentlichen Verkehrsmittel fahren sehr häufig, allerdings gibt es keinen genauen Abfahrtsplan und es ist verkehrsabhängig, wie schnell man dann vorankommt. Ich habe mir immer lieber mehr Zeit eingeplant oder bin bestenfalls spaziert.
Durch das International Office der Uni Potsdam wurde mir vor meiner Reise nach Rom eine Stellenausschreibung der Universität Heidelberg weitergeleitet, welche in Zusammenarbeit mit der Vatikanischen Apostolischen Bibliothek ein Digitalisierungsprojekt durchführte. Ich bewarb mich mit Erfolg als studentische Hilfskraft und arbeitete so für ein dreiviertel Jahr für die Uni Heidelberg sowie den Vatikan, was meinen Erasmusaufenthalt noch besonderer machte.
Für mich hatte sich Rom schnell zu einem meiner Lieblingsorte entwickelt, weshalb ich meinen Aufenthalt um ein Semester verlängerte, da ursprünglich geplant war, nur das Wintersemester dort zu verbringen.
Studienfach: Master Ökologie, Evolution, Naturschutz
Aufenthaltsdauer: 09/2018-07/2019
Gastuniversität: Università degli Studi di Roma I ‚La Sapienza‘
Gastland: Italien
Rückblick
Sicherlich ist nicht alles einfach... innerhalb eines Jahres hat man immer mal Phasen in denen es nicht ganz leicht ist in einem fremden Land mit einer fremden Sprache zu leben oder man auch mal stärkere Sehnsucht nach seiner Familie oder seinem Partner hat. Allerdings habe ich mir den Spruch „Rome wasn’t built in a day“ als Motivation genommen; vieles braucht seine Zeit, und trotz kleiner Hürden kommt man letztendlich gestärkt, erfüllt und glücklich wieder nach Hause.
Ich bin sehr froh, dass ich über Erasmus+ so eine wundervolle Möglichkeit hatte, eine andere Kultur und Sprache für mich zu erschließen und auch mich selbst besser kennenzulernen. Mir fehlen Rom, seine Leute und die Atmosphäre jetzt schon sehr.